Zeichen aus anderen Kulturen
Der Davidstern scheint in China ein Modegag zu sein. Immer wieder findet man Kleidung oder Tattoos mit ihm
Dabei wird sehr oft auf Designs aus anderen Kulturen zurückgegriffen. Unglaublich viele Kleidungsstücke sind mit englischen Schlagworten bedruckt. Oft völlig sinnbefreit, teilweise schon recht witzig.
Oft wissen die Träger dieser Stücke nicht, was sie da mit sich herumtragen.
Die Englischkenntnisse der sonst recht nett aussehenden, jungen Chinesin die in grossen Lettern “Bad bitch getting worse” auf ihrem T-Shirt stehen hatte, werden wahrscheinlich nicht die allerbesten sein.
Aber auch Zeichen aus anderen Kulturen werden gerne hergenommen und auf Kleidungsstücke gedruckt oder unter die Haut tätowiert.
Ganz gross im kommen ist der Davidstern.
Sie wissen schon: zwei Dreiecke, eines mit der Spitze nach unten, ein anderes, mit der Spitze nach oben, so dass sich die Linien überschneiden und einen Stern mit sechs Spitzen entstehen lassen.
Der Davidstern, benannt nach König David (früher auch als Siegel Salomons bekannt), ist das Symbol des Volkes Israel und des Judentums.
Die Interpretation der Bedeutung dieses Symbols variiert, je nachdem wer das Zeichen beschreibt und zu welcher Zeit.
In der Regel wird es aber heute als religiöses, jüdisches Symbol interpretiert, das die Beziehung zwischen Gott und Menschen darstellt.
Der Davidstern war 1935 Vorlage für den Judenstern, ein Zwangskennzeichen, das jeder in Deutschland tragen musste der im dritten Reich nach den Nürnberger Gesetzen (den nationalsozialistischen Rassengesetzen) als Jude galt.
Zweck des Judensterns war es unter aderem die jüdische Bevölkerung zu verhöhnen und machte es später einfacher sie in die Arbeits- und Vernichtungslager zu deportieren.
Zu dieser Zeit haben auch die Deutschen ein Zeichen zweckentfremdet: Das Hakenkreuz.
Ursprünglich ein Glückssymbol, das im Hinduismus und Buddhismus weit verbreitet ist.
Die ursprüngliche Bezeichnung ist Swastika, Svastika oder Suastika; von Sanskrit स्वस्तिक svastika.
Man geht davon aus, dass die ältesten Swastikas bereits 10.000 vor Christus bekannt waren.
Im Nationalsozialismus wurde dieses Zeichen kurzerhand zum Hakenkreuz umfunktioniert. Es fungierte als Abzeichen der NSDAP und zierte die Flagge des deutschen Reiches.
Es wurde 1945 in Deutschland verboten und darf nur noch zu informativen Zwecken (zum Beispiel im Unterricht) genutzt werden.
Das ursprüngliche Swastika findet sich auf diversen buddhistischen Statuen, auf Glücksbringern oder in Tempeln in ganz Asien wieder.
Aber es wird inzwischen in China hin und wieder auch gerne als Tattoomotiv benutzt.
Heute habe ich eine junge Chinesin gesehen, die Zeichen aus mehreren Kulturen miteinander in einem Tattoo verbunden hatte.
Unglücklicherweise hat sie sich für den Davidstern und darin das Swastika entschieden.
Eigentlich ein Glückssymbol in einem religiösen Symbol, aber durch die Geschichte des Nationalsozialismus leider in dieser Konstellation (zumindest aus deutscher Sicht) sehr unglücklich gewählt.
Aber so etwas ist in China keine Seltenheit und, wie ich finde, genau so schräg wie unwissende Europäer, die sich chinesische Schriftzeichen tätowieren lassen. (ich hatte ja bereits im Artikel Die Nymphe darüber berichtet.)
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China Blog am : Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz
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Eine Strasse im Chaoyang Disrikt (朝阳区 cháo yáng qū).Nein, es geht nicht um das Symbol des Christentums, obwohl wir dieses Thema als Teilbereich auch kurz anschneiden werden. Es handelt sich wieder einmal um das Hakenkreuz. Bereits im Artikel Zeichen aus Kommentar (1)
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