Le grand bleu
„Le grand bleu“ ist der Originaltitel des Films von Luc Besson, der in Deutschland unter dem Titel „Im Rausch der Tiefe“ bekannt ist.
Ein wesentlich besserer Titel, wie ich finde, denn nachdem man den Film gesehen hat, kommt einem die wirkliche Welt hinterher tatsächlich ziemlich unwirklich vor, da man fast zwei Stunden in einer blaugefärbten Welt verbracht hat und die echten Farben dann irgendwie seltsam anmuten.
Ähnlich der Anziehungskraft die die Meerestiefe auf den Protagonisten Jacques ausübt, so verändert auch dieser Film die Wahrnehmung des Zuschauers und lässt ihn kurz an der Echtheit der wirklichen Welt zweifeln.
Blau ist auch die Farbe der Zeit in der wir uns befinden. Seit es möglich ist Leuchtdioden blaues Licht zu entlocken, sind fast alle Elektrogeräte mit ihnen ausgestattet.
Wenn etwas schick und modern aussehen soll, dann muss es mindestens eine blaue LED besitzen.
Und auch im weltweiten Wortschatz hat sich einiges getan. Bluetooth, der Blauzahn (in Anlehnung an den dänischen König Harald Blåtand, übersetzt Harald Blauzahn) bezeichnet eine kabellose Computerschnittstelle die plattformübergreifend ihren Siegeszug vollzogen hat.
Und auch „Deep blue“ ist ein Begriff über die Grenzen der Computer Industrie hinaus geworden, als der IBM Computer mit diesem Namen 1996 erstmals den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow bezwungen hat.
Und es gibt noch unzählige weitere Beispiele. Wir wollen uns aber heute nur auf eines konzentrieren:
蔚蓝计划 (wè ilán jì huà), was übersetzt so viel wie „Projekt Himmelblau“ bedeutet.
Es wird gerne mit „Project deep blue“ übersetzt, was meines Erachtens sehr ungeschickt gewählt ist, gab es doch bereits den IBM Computer namens „Deep blue“, den wir eben erwähnt hatten.
蔚蓝计划 (wè ilán jì huà), das „Projekt Himmelblau“ ist ein Programm der chinesischen Social Media Plattform 新浪微博 (Xīn làng Wēi bó), die vergleichbar mit Facebook ist und dient dem löschen von ungewollten Kommentaren.
Es wird propagiert als Filter um pornografische und gewaltverherrlichende Kommentare aufzuspüren und zu eliminieren.
Das klingt erst einmal alles sehr nobel, betrachtet man es allerdings im Zusammenhang der allgegenwärtigen Internetzensur in China, kommt man nicht umhin in diesem Projekt ein potentielles Instrument zur gezielten Informationsmanipulation zu sehen.
Mit diesem Werkzeug lasen sich alle möglichen Informationen „bereinigen“ und gezielt Meinungen beeinflussen.
Es ist ein sehr schlauer Schachzug dieses Programm als Schutz der Jugend anzukündigen, schliesslich kann man unter diesem Banner, wenn jemand etwas dagegen hervorbringt, ihn sehr einfach denunzieren.
Dass diese Art von Kontrolle ein zweischneidiges Schwert ist, sollte uns in Deutschland spätestens seit der Rasterfahndung bekannt sein.
1979 als sie das erste mal zum Einsatz kam, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung, da man durch dieses Verfahren zwangsläufig erst einmal alle Menschen als potentielle Kriminelle einstuft. Ein Vorgehen das eigentlich der Unschuldsvermutung widerspricht auf der nicht weniger als unser gesamtes Justizsystem beruht.
Aber, wie wir inzwischen alle wissen, werden heutzutage private Verbindungsdaten durch die Internetanbieter zum Zweck einer möglichen Strafverfolgung gespeichert und etliche andere Daten auch.
Aber kommen wir zurück zu den „Säuberungsaktionen“ auf den Sozialen Netzwerken:
Auch bei uns werden nicht gewollte Beiträge gelöscht bzw. blockiert. Pornografie, gewaltverherrlichende Inhalte, rechtsradikales Gedankengut usw.
Das sind natürlich alles Dinge die auf jeden Fall ausgefiltert werden sollten. Bleibt einzig die Frage: Wo ziehen wir die Grenze?
Oder besser gefragt: Wer zieht die Grenze? Schliesslich kann auch ein Staat ein Interesse daran haben, dass gewisse Informationen nicht zugänglich sind und die Motivation kann durchaus moralisch bedenklich sein.
Ich denke, es ist immer ein guter Standpunkt, wenn man jedem misstraut, besonders wenn es sich um machtvolle Institutionen handelt.
Man sollte also die deutsche Obrigkeit ebenso kritisch unter die Lupe nehmen, wie man es in Europa gemeinhin mit der Chinesischen tut, eben aus dem Grund, weil wir sehen können was gerade in China passiert.
Die Versuchung ist gross, Verantwortung abzugeben und solche Dinge jemanden anderen erledigen zu lassen.
Aber schnell hat man sich in totale Abhängigkeit gebracht und bekommt eine alternative Version der Welt vorgespielt, in der man sich ganz leicht verlieren kann.
Es ist bereits heute schwer zu sagen wie tief wir schon drinstecken. Ich denke, dass es Zeit ist wieder aufzutauchen und Dinge transparenter zu gestalten. Wir müssen wissen wer, nach welchen Kriterien was filtert.
Wir wollen uns schliesslich nicht wie Jacques in den Tiefen verlieren in denen wir nicht überleben können.
Ein wesentlich besserer Titel, wie ich finde, denn nachdem man den Film gesehen hat, kommt einem die wirkliche Welt hinterher tatsächlich ziemlich unwirklich vor, da man fast zwei Stunden in einer blaugefärbten Welt verbracht hat und die echten Farben dann irgendwie seltsam anmuten.
Ähnlich der Anziehungskraft die die Meerestiefe auf den Protagonisten Jacques ausübt, so verändert auch dieser Film die Wahrnehmung des Zuschauers und lässt ihn kurz an der Echtheit der wirklichen Welt zweifeln.
Blau ist auch die Farbe der Zeit in der wir uns befinden. Seit es möglich ist Leuchtdioden blaues Licht zu entlocken, sind fast alle Elektrogeräte mit ihnen ausgestattet.
Wenn etwas schick und modern aussehen soll, dann muss es mindestens eine blaue LED besitzen.
Und auch im weltweiten Wortschatz hat sich einiges getan. Bluetooth, der Blauzahn (in Anlehnung an den dänischen König Harald Blåtand, übersetzt Harald Blauzahn) bezeichnet eine kabellose Computerschnittstelle die plattformübergreifend ihren Siegeszug vollzogen hat.
Und auch „Deep blue“ ist ein Begriff über die Grenzen der Computer Industrie hinaus geworden, als der IBM Computer mit diesem Namen 1996 erstmals den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow bezwungen hat.
Und es gibt noch unzählige weitere Beispiele. Wir wollen uns aber heute nur auf eines konzentrieren:
蔚蓝计划 (wè ilán jì huà), was übersetzt so viel wie „Projekt Himmelblau“ bedeutet.
Es wird gerne mit „Project deep blue“ übersetzt, was meines Erachtens sehr ungeschickt gewählt ist, gab es doch bereits den IBM Computer namens „Deep blue“, den wir eben erwähnt hatten.
蔚蓝计划 (wè ilán jì huà), das „Projekt Himmelblau“ ist ein Programm der chinesischen Social Media Plattform 新浪微博 (Xīn làng Wēi bó), die vergleichbar mit Facebook ist und dient dem löschen von ungewollten Kommentaren.
Es wird propagiert als Filter um pornografische und gewaltverherrlichende Kommentare aufzuspüren und zu eliminieren.
Das klingt erst einmal alles sehr nobel, betrachtet man es allerdings im Zusammenhang der allgegenwärtigen Internetzensur in China, kommt man nicht umhin in diesem Projekt ein potentielles Instrument zur gezielten Informationsmanipulation zu sehen.
Mit diesem Werkzeug lasen sich alle möglichen Informationen „bereinigen“ und gezielt Meinungen beeinflussen.
Es ist ein sehr schlauer Schachzug dieses Programm als Schutz der Jugend anzukündigen, schliesslich kann man unter diesem Banner, wenn jemand etwas dagegen hervorbringt, ihn sehr einfach denunzieren.
Dass diese Art von Kontrolle ein zweischneidiges Schwert ist, sollte uns in Deutschland spätestens seit der Rasterfahndung bekannt sein.
1979 als sie das erste mal zum Einsatz kam, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung, da man durch dieses Verfahren zwangsläufig erst einmal alle Menschen als potentielle Kriminelle einstuft. Ein Vorgehen das eigentlich der Unschuldsvermutung widerspricht auf der nicht weniger als unser gesamtes Justizsystem beruht.
Aber, wie wir inzwischen alle wissen, werden heutzutage private Verbindungsdaten durch die Internetanbieter zum Zweck einer möglichen Strafverfolgung gespeichert und etliche andere Daten auch.
Aber kommen wir zurück zu den „Säuberungsaktionen“ auf den Sozialen Netzwerken:
Auch bei uns werden nicht gewollte Beiträge gelöscht bzw. blockiert. Pornografie, gewaltverherrlichende Inhalte, rechtsradikales Gedankengut usw.
Das sind natürlich alles Dinge die auf jeden Fall ausgefiltert werden sollten. Bleibt einzig die Frage: Wo ziehen wir die Grenze?
Oder besser gefragt: Wer zieht die Grenze? Schliesslich kann auch ein Staat ein Interesse daran haben, dass gewisse Informationen nicht zugänglich sind und die Motivation kann durchaus moralisch bedenklich sein.
Ich denke, es ist immer ein guter Standpunkt, wenn man jedem misstraut, besonders wenn es sich um machtvolle Institutionen handelt.
Man sollte also die deutsche Obrigkeit ebenso kritisch unter die Lupe nehmen, wie man es in Europa gemeinhin mit der Chinesischen tut, eben aus dem Grund, weil wir sehen können was gerade in China passiert.
Die Versuchung ist gross, Verantwortung abzugeben und solche Dinge jemanden anderen erledigen zu lassen.
Aber schnell hat man sich in totale Abhängigkeit gebracht und bekommt eine alternative Version der Welt vorgespielt, in der man sich ganz leicht verlieren kann.
Es ist bereits heute schwer zu sagen wie tief wir schon drinstecken. Ich denke, dass es Zeit ist wieder aufzutauchen und Dinge transparenter zu gestalten. Wir müssen wissen wer, nach welchen Kriterien was filtert.
Wir wollen uns schliesslich nicht wie Jacques in den Tiefen verlieren in denen wir nicht überleben können.
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