Nobel geht die Welt zu Grunde
Aus gegebenen Anlass, zum aktuellen Geschehen, das gerade die Medien in Asien überflutet: Der Skandal um ein italienisches Modelabel, das kurzerhand von empörten Chinesen in „Dead & Gone“ umbenannt wurde.
Was ist passiert ? Das sehr bekannte Modelabel hat für seine Fashion Show in Shanghai (上海 shàng hǎi) ein paar Videoclips gedreht, die beim asiatischen Publikum nicht besonders gut angekommen sind. Danach hat sich die Lage nach und nach verschärft durch immer weitere, sagen wir mal unkluge Aktionen seitens des Labels.
Aber fangen wir von vorne an: Die Videoclips zeigen eine junge Chinesin, der jeweils ein italienisches Gericht vorgesetzt wird, das sie mit chinesischen Eßstäbchen essen soll. Pizza, Pasta usw.
Zuerst stellt sie sich immer etwas ungeschickt an, später geht es dann besser. Das ganze wird kommentiert von einer Stimme, die stets die Originalität und Tradition der Gerichte herausstellt und die Frau tatsächlich sehr unbeholfen wirken lässt.
In Wirklichkeit ist es ja genau anders herum. Die chinesische Küche und auch die Eßstäbchen haben eine lange Tradition und Nudeln, wie wir im Artikel Von Angesicht zu Nudel gelernt haben, gab es bereits, als in Italien noch mit der Keule gejagt wurde. Das ist so sehr überzogen, das kann nur Satire sein.
Aber wie wir spätestens aus dem Artikel Nicht komisch wissen, finden Leute in anderen Kulturen andere Dinge lustig als wir und Satire lässt sich in der Regel nicht exportieren.
Das hätte man als Produktionsteam, das an mit Sicherheit nicht billigen Videoproduktionen für den asiatischen Markt arbeitet eigentlich wissen müssen.
Wie gesagt: Der Schuss ging nach hinten los. Ein weiteres Detail, das in den westlichen Medien immer unter den Tisch fallen gelassen wird, ist der Umstand, dass die Fashion Show zum Ende jedes Clips in Shanghai (上海 shàng hǎi) eben nicht mit 上海 beworben wird, sondern mit der japanischen Schreibweise 上海, die für den Laien fast identisch ist.
(Nicht alle Browser stellen das korrekt dar. In der chinesischen Variante befinden sich im zweiten Zeichen zwei quer verlaufende Striche in dem eingerahmten Bereich rechts unten, in der japanischen ist es ein durchgehender Strich von oben nach unten).
Was für den Laien fast gleich ist, ist für Chinesen allerdings etwas völlig anderes. Das kommt gar nicht gut an, erinnert es viele Menschen hier an Krieg und den bis heute vielerorts immer noch gehassten, ehemaligen Erzfeind.
Japaner haben in China Menschenexperimente an Zivilisten veranstaltet und waren auch sonst nicht zimperlich mit dem damaligen Gegner. Das haben viele Chinesen noch vor Augen und werden sich an die Schlacht um Shanghai (上海 shàng hǎi) erinnert fühlen, wenn sie diesen Schriftzug sehen.
Das ist ungefähr so intelligent wie für ein Event in Kaliningrad (Polen) zu werben und in der Videoeinladung dick den alten Namen Königsberg zu gebrauchen.
Da hat wohl jemand von den kreativen Köpfen, die die Textgestaltung übernommen haben, eben jenen gerade woanders gehabt.
Bis hier hin war ja alles... „nicht so schlimm“ möchte ich nicht unbedingt sagen, aber immerhin noch überschaubar.
Es war eine sehr schlecht gemachte PR für die man sich einfach hätte entschuldigen können.
Man hat sich seitens der Designer allerdings dafür entschieden beleidigend zu werden. Um die chinesische Kundschaft zu bezeichnen sind wohl Worte wie Scheisse und chinesische Mafia auf sozialen Netzwerken gefallen.
Nun, aus Laiensicht würde ich das PR-technisch als eine Vollkatastrophe einstufen, was dann wohl auch die Menschen in China so gesehen haben. Ein Aufschrei ging um und die sozialen Netzwerke liefen heiss.
Dann gab es einen Erklärungsversuch vom Luxuslabel. Angeblich wären der Firmen Twitter Account so wie der des Designers gehackt worden und jemand anderes hätte die Nachrichten geschrieben.
Kreativ, wie man als Designer nunmal so ist, gab es auch ein rotes „NOT ME“ über dem Post.
Dieses „NOT ME“ wurde sofort aufgenommen und gegen das Label verwendet.
Es findet sich in unzähligen Geschäften in China wieder, ebenso wie auf Profilbildern in sozialen Netzwerken, wo Promis, Stars, Sternchen und ganz normale Menschen gegen die Marke zum Boykott aufrufen.
Und es hat offensichtlich gewirkt. Nicht nur angesehene Showgrössen im In- und Ausland verkünden die Parolen, auch viele Geschäfte wollen die Produkte dieser Marke nicht mehr verkaufen. Auf den grossen Internetplattformen wie Alibaba findet man sie ebenfalls nicht mehr.
Ich glaube damit haben sich die Designer und Inhaber keinen Gefallen getan. Sie haben gerade einen der grössten Märkte der Welt verloren. Und dazu noch einen, der willig ist, viel Geld für unnötige Luxusartikel zu verpulvern.
Das selbstgefällige, halbherzig entschuldigende Video das nun noch hochgeladen wurde dürfte den Eindruck der Überheblichkeit der italienischen Modemacher nur noch weiter unterstreichen. Egal welchen Schritt sie bis jetzt gemacht haben, es war immer der falsche.
Was ist passiert ? Das sehr bekannte Modelabel hat für seine Fashion Show in Shanghai (上海 shàng hǎi) ein paar Videoclips gedreht, die beim asiatischen Publikum nicht besonders gut angekommen sind. Danach hat sich die Lage nach und nach verschärft durch immer weitere, sagen wir mal unkluge Aktionen seitens des Labels.
Aber fangen wir von vorne an: Die Videoclips zeigen eine junge Chinesin, der jeweils ein italienisches Gericht vorgesetzt wird, das sie mit chinesischen Eßstäbchen essen soll. Pizza, Pasta usw.
Zuerst stellt sie sich immer etwas ungeschickt an, später geht es dann besser. Das ganze wird kommentiert von einer Stimme, die stets die Originalität und Tradition der Gerichte herausstellt und die Frau tatsächlich sehr unbeholfen wirken lässt.
In Wirklichkeit ist es ja genau anders herum. Die chinesische Küche und auch die Eßstäbchen haben eine lange Tradition und Nudeln, wie wir im Artikel Von Angesicht zu Nudel gelernt haben, gab es bereits, als in Italien noch mit der Keule gejagt wurde. Das ist so sehr überzogen, das kann nur Satire sein.
Aber wie wir spätestens aus dem Artikel Nicht komisch wissen, finden Leute in anderen Kulturen andere Dinge lustig als wir und Satire lässt sich in der Regel nicht exportieren.
Das hätte man als Produktionsteam, das an mit Sicherheit nicht billigen Videoproduktionen für den asiatischen Markt arbeitet eigentlich wissen müssen.
Wie gesagt: Der Schuss ging nach hinten los. Ein weiteres Detail, das in den westlichen Medien immer unter den Tisch fallen gelassen wird, ist der Umstand, dass die Fashion Show zum Ende jedes Clips in Shanghai (上海 shàng hǎi) eben nicht mit 上海 beworben wird, sondern mit der japanischen Schreibweise 上海, die für den Laien fast identisch ist.
(Nicht alle Browser stellen das korrekt dar. In der chinesischen Variante befinden sich im zweiten Zeichen zwei quer verlaufende Striche in dem eingerahmten Bereich rechts unten, in der japanischen ist es ein durchgehender Strich von oben nach unten).
Was für den Laien fast gleich ist, ist für Chinesen allerdings etwas völlig anderes. Das kommt gar nicht gut an, erinnert es viele Menschen hier an Krieg und den bis heute vielerorts immer noch gehassten, ehemaligen Erzfeind.
Japaner haben in China Menschenexperimente an Zivilisten veranstaltet und waren auch sonst nicht zimperlich mit dem damaligen Gegner. Das haben viele Chinesen noch vor Augen und werden sich an die Schlacht um Shanghai (上海 shàng hǎi) erinnert fühlen, wenn sie diesen Schriftzug sehen.
Das ist ungefähr so intelligent wie für ein Event in Kaliningrad (Polen) zu werben und in der Videoeinladung dick den alten Namen Königsberg zu gebrauchen.
Da hat wohl jemand von den kreativen Köpfen, die die Textgestaltung übernommen haben, eben jenen gerade woanders gehabt.
Bis hier hin war ja alles... „nicht so schlimm“ möchte ich nicht unbedingt sagen, aber immerhin noch überschaubar.
Es war eine sehr schlecht gemachte PR für die man sich einfach hätte entschuldigen können.
Man hat sich seitens der Designer allerdings dafür entschieden beleidigend zu werden. Um die chinesische Kundschaft zu bezeichnen sind wohl Worte wie Scheisse und chinesische Mafia auf sozialen Netzwerken gefallen.
Nun, aus Laiensicht würde ich das PR-technisch als eine Vollkatastrophe einstufen, was dann wohl auch die Menschen in China so gesehen haben. Ein Aufschrei ging um und die sozialen Netzwerke liefen heiss.
Dann gab es einen Erklärungsversuch vom Luxuslabel. Angeblich wären der Firmen Twitter Account so wie der des Designers gehackt worden und jemand anderes hätte die Nachrichten geschrieben.
Kreativ, wie man als Designer nunmal so ist, gab es auch ein rotes „NOT ME“ über dem Post.
Dieses „NOT ME“ wurde sofort aufgenommen und gegen das Label verwendet.
Es findet sich in unzähligen Geschäften in China wieder, ebenso wie auf Profilbildern in sozialen Netzwerken, wo Promis, Stars, Sternchen und ganz normale Menschen gegen die Marke zum Boykott aufrufen.
Und es hat offensichtlich gewirkt. Nicht nur angesehene Showgrössen im In- und Ausland verkünden die Parolen, auch viele Geschäfte wollen die Produkte dieser Marke nicht mehr verkaufen. Auf den grossen Internetplattformen wie Alibaba findet man sie ebenfalls nicht mehr.
Ich glaube damit haben sich die Designer und Inhaber keinen Gefallen getan. Sie haben gerade einen der grössten Märkte der Welt verloren. Und dazu noch einen, der willig ist, viel Geld für unnötige Luxusartikel zu verpulvern.
Das selbstgefällige, halbherzig entschuldigende Video das nun noch hochgeladen wurde dürfte den Eindruck der Überheblichkeit der italienischen Modemacher nur noch weiter unterstreichen. Egal welchen Schritt sie bis jetzt gemacht haben, es war immer der falsche.
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