Fliegende Schweine
Eine Laterne in Form eines Schweins, gebastelt aus einer alten Weichspülerflasche.
Ich erinnere mich noch an meine ersten St. Martins-Umzüge. Damals hatten die meisten Kinder noch Kerzen in ihren selbst gebastelten Laternen, die durch den Wind und den teils ungeschickten Umgang mit dem schweren Lampenende an einem wackeligen Stab immer kurz davor waren entweder zu erlöschen oder die Papierhülle zu entflammen.
Elektrische Laternen waren natürlich schon bekannt, ich bin ja nicht aus der Steinzeit, aber trotzdem waren sie allen irgendwie suspekt und man hat lieber Kerzen verwendet. Komisch, wenn man von heute zurückschaut.
Mein Sohn kam die Tage völlig aus dem Häuschen und voller Stolz mit seiner im Kindergarten gebastelten Laterne nach Hause.
Aus einer rosa Weichspülerflasche wurde mit einer kleinen Lichterkette, ein wenig rosa Pappe und ein paar Aufklebeaugen ein Schwein mit Flügeln gezaubert.
Und ich muss gestehen, auch ich war aus dem Häuschen, allerdings wohl aus anderen Gründen als mein Sohn.
Das fliegende Schwein war lange Zeit (eigentlich vor meiner Zeit) eines der Logos der Band Pink Floyd und ist mehr oder weniger bekannt.
Es hat direkten Bezug zu den Stücken „Pigs on the wing“, die das Album „Animals“ als erstes und letztes Stück einrahmen.
Das Album, das definitiv zu einem meiner favorisierten Stücken Musik gehört, ist in Anlehnung an George Orwells Roman „Farm der Tiere“ entstanden.
Es handelt, ein wenig von der Vorlage des Buches abgewandelt, von drei Kategorien Menschen, die als Tiere dargestellt werden:
Die Hunde, die die kapitalistischen, teils korrupten Menschen repräsentieren die für Geld auch über Leichen gehen, die Schafe, die die grosse Masse ausmachen und die weder eine Ahnung haben noch interessiert sind und eben die Schweine, die für die „Moralapostel“ stehen, die jeden auf seine Fehler aufmerksam machen und doch selber eigentlich die schlimmsten Verfehlungen begehen.
„If pigs had wings...“ also übersetzt „Wenn Schweine Flügel hätten...“ oder „When pigs fly...“, also „Wenn Schweine fliegen...“ sind auch zwei gern genutzte Aussprüche um anzuzeigen dass etwas niemals passieren wird.
Fliegende Schweine machen also sprichwörtlich das Unmögliche möglich.
Passenderweise ist 2019 im chinesischen Kalender auch das Jahr des Schweins. Und, Sie werden es sicher bereits ahnen, wird das Schwein in China ganz anders wahrgenommen als bei uns.
Abgesehen von den Darstellungen des Schweins bei Pink Floyd oder auch in dem Roman „Farm der Tiere“ hat das Schwein, mit Ausnahme des Glücksschweins, fast immer eine negative Bedeutung. Vor allen Dingen im täglichen Sprachgebrauch.
Dreckig und faul sind die Attribute die man mit ihm verbindet.
Ganz anders in China. Ein Schwein gilt als ein glückliches Lebewesen und Menschen die unter diesem Tierkreiszeichen geboren sind, gelten als freundlich, warmherzig und positiv.
Man sagt ihnen Gastfreundschaft nach und ist der Meinung sie seien keine Kostverächter.
In dem Artikel Drachen, Löwen, Drachenlöwen und anderes Getier hatten wir unter anderm Mischwesen besprochen, die aus einem Teil Drachen und aus einem anderen Teil Tier (Kuh, Wolf, Ziege, Hund, Löwe, Schlange, Fisch, Schildkröte oder Tiger) bestehen.
Leider kein Schwein. Das wäre eine schöne Rückleitung zu unserem Anfangsthema, den fliegenden Schweinen geworden. Aber leider müssen etwas anderes finden um diesen Artikel rund zu machen:
Bleibt uns also nur, auf das Maifest der fliegenden Schweine der Stadt 长沙 (cháng shā) zu spechen zu kommen.
Schweine, die von einer Rampe ins Wasser gestossen werden um dann einen Schwimmwettbewerb zu gewinnen. Und man kann wohl auch Wetten abgeben.
Für Tierschützer sicher wieder ein guter Grund aufzuschreien, aber es passt stimmungsmässig ja ganz gut zu den vorangegangenen Themen. Ist heute alles etwas dunkel, ganz im Gegensatz zu unserem Umzug, der wirklich herzerwärmend schön war.
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