Räuberbande
Reisfelder im Norden Chinas.
Gut, sie haben nichts wertvolles ergattern können, aber ein trauriges Beispiel dafür, dass Deutschland einige Probleme hat, die es in China so drastisch nicht gibt, ist es leider schon.
Es mag daran liegen, dass gerade in Beijing, wo wir jahrelang gelebt haben, Polizei und Militär allgegenwärtig sind.
Nur mal zum Vergleich: Beijing hat über 20 Millionen Einwohner und ist offensichtlich sicherer als eine Stadt in Deutschland mit gerade mal einer Einwohnerzahl von einer Million Menschen.
Dazu kommt, dass man als Ausländer in Beijing eigentlich die perfekte Zielgruppe für derartige Angriffe ist und trotzdem halten sich derartige Delikte in einem überschaubaren Rahmen. Ich bin kein einziges Mal in den fast sechs Jahren dort ausgeraubt worden.
Dagegen sind wir in Deutschland als kleine Familie, bei der man eigentlich eh keine wertvollen Gegenstände oder grosse Geldmengen erwarten sollte, bereits in den ersten paar Wochen hier als Opfer ausgewählt worden.
Es war wieder einmal eine ganz perfide Masche: An einigen U-Bahnhaltestellen gibt es keine Aufzüge, man muss mit dem Kinderwagen also die Rolltreppe benutzen.
Ich gehe also voran, den Kinderwagen vor mir, den ich am Griff in der Waage halten muss, damit der Kleine nicht rausfällt. Hinter mir meine Frau.
Dann plötzlich hält die Rolltreppe an. Mein erster Gedanke war, dass die zwei Idioten hinter uns den Nothalt-Knopf gedrückt haben um sich einen Spass zu erlauben.
Die beiden zeigten sich aber sofort sehr hilfsbereit und fragten ob sie uns helfen sollten den Kinderwagen hochzutragen. Da war ich mir schon nicht mehr so sicher.
Oben angekommen habe ich trotzdem erst einmal alle Hosentaschen, Rucksäcke und Tragetaschen kontrolliert und siehe da: Die Reißverschlüsse am Rücksack meiner Frau waren alle halb aufgezogen.
Eine fiese Masche. Der eine hilft beim tragen, der andere drängt sich von hinten nah heran um vermeintlich auch mit anzupacken und checkt alle Taschen ab.
Wir sind uns nicht sicher, ob er vielleicht doch etwas hat mitgehen lassen, allerdings kann er nichts von Wert gefunden haben, denn der Rücksack meiner Frau war unser Babyrucksack, in dem wir Tücher, Wechselsachen, Löffel, Plastikschälchen, Spielzeugautos und Kinderkekse mit uns nehmen.
Die Fronttasche, in der der Räuber wohl ein Mobiltelefon oder Portemonnaie vermutet hat, enthielt lediglich Windeln.
Dann wüsche ich einfach mal viel Spass damit, vielleicht werdet Ihr ja auch irgendwann einmal erwachsen.
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