Weil es immer wieder so gut ankommt, gibt es hier noch einmal einen Artikel über Toiletten in China.
Diesmal soll es gar nicht um die alten öffentlichen Klos in den alten Stadtvierteln gehen, sondern allgemein um die Leute die öffentliche Klos benutzen und ihre Eigenarten, speziell hier in China.
Was als aller erstes auffällt ist, dass es riecht wie in einer 80er Jahre Kneipe.
Da das Rauchen in öffentlichen Gebäuden nicht mehr erlaubt ist, raucht jeder auf dem
Klo, schliesslich ist es zu umständlich raus zu gehen und sich dort eine anzustecken.
Somit sitzt man mit Zigarette auf der Schüssel, oder steht ganz einfach im Gang und hält ein Schwätzchen mit anderen Gleichgesinnten. Erinnert mich irgendwie an meine Schulzeit.

Auf dem Männerklo sieht man die Herren der Schöpfung ein gutes Stück vom Pinkelbecken entfernt stehen und im mehr oder wenigen hohen Bogen versuchen das Porzellan zu treffen.
Kein Wunder, dass sich um die Becken herum stets Lachen bilden. Oder man könnte auch argumentieren, dass alle so weit vom Becken entfernt stehen eben wegen der Lachen und der Angst in sie hineinzutreten.
Tja: Wer war zuerst da ? Das Ei oder das Huhn ?
Nun, diese Frage ist einfach beantwortet: Das Ei. Schliesslich haben Dinosaurier bereits Eier gelegt, lange bevor es Hühner gab.
Bleibt die Frage offen: Stehen alle so weit weg wegen der Pfützen, oder gibt es die Pfützen weil alle so weit entfernt vom Becken stehen ? Nun, wahrscheinlich beides. Was aber auch eigentlich egal ist, festzuhalten war einzig, dass es recht befremdlich ist.
Weiterhin fällt einem auf, dass man am Pinkelbecken anstehen musste, der Weg zu den Waschbecken aber stets frei ist.
Warum ist das so ? Nun, weil viele Leute tatsächlich ohne die Hände zu waschen aus der Toilette gehen. Kein Witz.
Nicht nur auf normalen öffentlichen Toiletten, wo man es vielleicht noch erwarten würde, sondern auch auf dem Firmenklo, wo jeder den anderen kennt. Das ist echt schräg.
Nun gut, ich bin der Meinung, dass man sich auf jeden Fall die Hände waschen sollte nachdem man auf der Toilette war.
Alleine schon aus Mitgefühl den anderen Menschen gegenüber. Und nicht bloss als Mann, der ja nun mal tatsächlich Hand anlegen muss, sondern auch als Frau. Schliesslich fasst man überall Türgriffe und alle möglichen öffentlich benutzen Utensilien an.
Ich wasche mir also die Hände nach dem Toilettengang. Dann bleibt natürlich immer die Frage: Wie öffnet man die Türe ?
Denn wenn jeder andere sich nicht die Finger wäscht, ist die Türklinke der Ort, wo sich die Bazillen zum Kaffeekränzchen treffen.
Warten dass jemand kommt ? Gute Idee, funktioniert aber nicht immer. Bei manchen stillen Örtchen ist das Waschbecken direkt vor der Türe. Das heisst, wenn man sich die Finger wäscht, kommt niemand mehr vorbei, man muss also als erstes gehen.
Also Option zwei: Der „Papierhandtuch-um-die-Klinke-Trick“. Ich weiss, sieht bescheuert aus und ich ernte immer wieder verwunderte Blicke.
Aber bleiben wir mal sachlich: Bei 80% bis 90% der Männer, die sich tatsächlich nicht die Hände waschen nachdem sie ihre Notdurft verrichtet haben, würde ein öffnen der Türe ohne Papier um die Klinke einer freundlichen Begrüssung gleichkommen, bei der man 100 unbekannten Männern einmal ungeniert ans Gemächt greift.
Da bleibe ich lieber etwas zurückhaltend, auch bei der Klinke. Abgesehen davon bin ich Ausländer, also ohnehin schon komisch, da kommt es auf den ein oder anderen
Spleen nicht mehr an.
Blöd ist dann immer nur, dass man draussen wieder einen Mülleimer finden muss um das Papier zu entsorgen.
Dieses Problem scheinen viele der männlichen Kollegen auf öffentlichen Toiletten auch nicht zu haben.
Müll liegt überall, nur nicht im Papierkorb. Würde der Putzdienst nicht ständig hinterher räumen, sähe es tatsächlich verheerend aus. Papier, Zigarettenstummel, leere Zigarettenschachteln, Essensreste und immer wieder grosse Spuckflecken.
Erstaunlicherweise findet sich dieses Bild fast überall wieder. In den Kaufhäusern, in den Shopping Malls, im Restaurant, auf öffentlichen Klohäuschen und und und.
Man muss sich schon in einer etwas gehobenen Gesellschaft bewegen um diesem Phänomen zu entgehen.
Jetzt versteht man auch den Ausspruch, den viele Chinesen immer wieder gerne anführen, dass es immer eine gewisse Zeit braucht, bis man sich vom Bauern- zum Stadtleben umgewöhnt hat und etliche Leute einfach noch nicht lange genug hier leben.
Ich persönlich werde mich hüten so etwas jemals von mir zu geben, aber es ist eine gängige Meinung in Chinas Großstädten.
Es gibt aber auch andere Meinungen dazu. Eine sehr weit verbreitete basiert wieder auf der langen Phase der Ein-Kind-Politik, die erst kürzlich gelockert wurde (hatten wir im Artikel
Aus eins mach zwei (so der Plan) angesprochen).
Da jedes Paar nur noch ein Kind haben durfte, haben Jungen einen besonderen Stellenwert bekommen, denn sie sind diejenigen, die den Familiennamen in der Zukunft weitertragen und wiederum an die Kinder weitergeben. Sie hatten, oder haben teilweise heute noch, den Status eines kleinen Prinzen in der Familie.
Es heisst, dass die Jungs so sehr verhätschelt worden sind, dass sie sich daran gewöhnt haben und gar nicht auf die Idee kommen, dass auch ihnen etwas unschönes anhaften könnte. Bis jetzt hat sich ja jeder immer darüber gefreut, wenn er ihren Dreck wegräumen durfte.
Eine Theorie, die man immer wieder von chinesischen Frauen und Mädchen hört und tatsächlich, wenn man Männlein und Weiblein nebeneinander stellt und vergleicht, sind die Damen, bereits in jungen Jahren, wesentlich erwachsener als die Herren.
Aber das heisst ja noch nichts. Genau genommen ist das sogar der Normalfall, überall auf der Welt. Frauen sind, im Gegensatz zu Männern, einfach vernunftbegabt in einem wesentlich früheren Alter.
Und wie es auf den Damentoiletten aussieht, darüber kann ich auch nur spekulieren.
Wir lassen das also einfach mal offen. Fest steht jedenfalls, dass man gut daran tut bei einem Kennenlernen die ausgestreckte Hand zu ignorieren und sich, ganz in traditionell chinesischer Art zu verbeugen.

Übrigens: wenn Sie mit Freunden unterwegs sind, werden sie merken, dass dieses Phänomen wesentlich seltener auftritt. Je mehr die Menschen sich gegenseitig respektieren, desto besser benehmen sie sich offensichtlich.
Dagegen werden sie auf der Toilette im Kaufhaus kaum jemanden finden, der sich so verhält, dass man ihm auch nach dem Toilettengang die Hand schütteln möchte.