Die Hölle für Allergiker
Ein buddhistischer Tempel in der inneren Mongolei.
Vor zwei Wochen war es dann endlich so weit: Wir sind mit der ganzen Familie in die innere Mongolei gefahren.
Die Mongolei ist unterteilt in die innere und die äussere Mongolei (oder einfach Mongolei genannt).
Während die innere Mongolei zum chinesischen Staatsgebiet gehört, ist die (äussere) Mongolei unabhängig.
Interessanterweise ist man dort dazu übergegangen arabische Schriftzeichen wie bei uns zu benutzen, während man in der inneren Mongolei noch die Mongolische Schrift vorfindet. Es ist sogar so, dass per Gesetz alle Schilder, so wohl im Strassenverkehr, als auch die der Geschäfte zweisprachig gestaltet werden müssen: Mongolisch und Chinesisch.
Chinesisch und Mongolisch, wer kann den Unterschied erkennen?
Der Grossteil der Bevölkerung in der inneren Mongolei spricht Chinesisch, aber man kann Mongolisch immer wieder hören.
Es ist eine etwas ruppigere Sprache und erinnert einen, auch dank einiger rauchigen Laute wie das „ch“ ein wenig an Deutsch (gemeint ist das „ch“ als stimmloser velarer Frikativ, also so wie in „Buch“).
Der Wunsch nach dem Bild, das dem Desktop Hintergrundbild von Windows XP ähnelt, hat sich leider nicht direkt erfüllt, da zu dieser Jahreszeit das Gras noch nicht blüht und alles eher gelb als grün ist. Aber man kann bereits erahnen, dass dieser Anblick der endlosen Weiten zur Sommerzeit jedem Allergiker den Angstschweiss auf die Stirn treiben muss, wenn das Gras blüht und einem bis zur Brust reicht.
Ein Obo ist einerseits ein kultischer Steinhaufen, zum anderen eine Gebietsmarkierung zur Orientierung.
Es bringt angeblich Glück sie zu umrunden und einen Stein, den man von etwas unterhalb des Hügels, auf dem sie in der Regel stehen, mitzunehmen und auf den Obo zu werfen.
Es gibt viele Interpretationsweisen für diesen Brauch. Ganz praktisch gesehen ist es eine Instandhaltungsmassnahme, an der jeder Reisende, der vorbeikommt teilnimmt.
Man sagt aber auch, dass dies die Stelle ist, an der sich die Liebenden verabredet haben (wo soll man sich auch sonst treffen, wenn um einen herum nur flaches Land ist?) und sie mit einem Stein ihre Bindung wieder vertiefen können.
Und es gibt die Geschichte der Krieger, die beim Auszug in den Kampf für jeden Kameraden einen Stein auf den Haufen gelegt haben sollen. Diejenigen die zurückgekehrt sind, haben jeweils wieder einen Stein mitgenommen, die Steine der Gefallenen sind geblieben.
Eine etwas andere Szenerie bietet sich, wenn man in die Wüste fährt. Für mich war es das erste mal, dass ich tatsächlich eine Sandwüste zu sehen bekommen habe. Ist irgendwie wie ein grosser Strand, nur eben ohne Meer.
Das hiesige Essen hat mir sehr zugesagt. Viel Fleisch und vor allen Dingen in einer sehr guten Qualität. Wesentlich besser als das, was man in einer Stadt wie Beijing so im Supermarkt kaufen kann.
Vor jedem kleinen Laden und Kiosk stehen grosse, metallene Trommeln, in denen Rindfleisch-Streifen getrocknet werden. Das sogenannte 牛肉干 (niú ròu gān).
Man sagt, dass es zusammen mit den kleinen Früchten der Rispenhirse (糜子 mí zǐ), die wir bereits im Artikel Von Hexenbesen und wilden Reitern besprochen haben, neben anderem auch der Grund dafür sei, weshalb Dschingis Khans (Činggis Qaɣan. Auf Chinesisch: 成吉思汗 chéng jí sī hàn) Reiterheere so erfolgreich waren.
Und Sie erinnern sich vielleicht noch an den Artikel Perlen oder Blasen ?, in dem wir vom chinesischen Milchtee aus Taiwan gesprochen haben.
Milchtee gibt es auch in der Mongolei, allerdings ein wenig anders. Zum einen ohne die Bubbles bzw. Perlen und zum anderen weniger süss. Es kommt in der Regel zwar auch Zucker hinein, aber nur so viel um den Geschmack des Salzes, das auch hineinkommt, zu unterstützen.
Einen klassischen mongolischen Milchtee bereitet man in einer grossen Schüssel zu, indem man Rispenhirse und Milchhaut oder Butter anbrät, dann erst kommt der Milchtee hinzu.
Die Rezepte variieren etwas, so kann auch schon mal Reis mit hinzugegeben werden oder Nudeln. Der Übergang zwischen Tee und Suppe ist in diesem Fall tatsächlich fliessend (in jeder Hinsicht).
Für den Tee werden nicht, wie üblich die Teeblätter verwendet, sondern die etwas groberen Bestandteile der Teepflanze.
Was viele Deutsche an der mongolischen Küche auch begeistern dürfte, sind die (meist harten und trockenen) Käsesorten und viele Kreationen aus und mit Milch, Butter oder ähnlichen, so wie zum Beispiel der Milch-Tofu.
In den kleineren Städten und Dörfern ist es durchaus üblich einen Ausländer mit offenem Mund anzustarren, daran sollte man sich nicht stören.
Es wird nur ein wenig skurril, wenn ein Passant lautstark verkündet, dass er gerade einen Ausländer gesehen hat, der sogar sein „Ausländerkind“ dabeihat und die Leute aus den Geschäften kommen um zu sehen was der Tumult denn zu bedeuten hat.
Wenn man mit dem Zug unterwegs ist, kommt man auf dem Weg zwischen China und der inneren Mongolei immer wieder an Reisfeldern vorbei. Rechteckige mit Wasser gefüllte Becken, in denen das Gewächs gedeiht.
Obwohl der Reis aus dem Süden Chinas wesentlich bekannter sein dürfte, sagt man dem Reis aus dem Norden nach, er schmecke besser. Das liegt nach Meinung der Ansässigen daran, dass hier nur einmal im Jahr geerntet wird und nicht wie im Süden dreimal.
Alles in allem war es eine sehr schöne Reise und ich kann jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt einmal in die Mongolei zu reisen, dies zu tun (Jemanden, der zumindest Chinesisch sprechen kann sollte man aber unbedingt mitnehmen, mit Englisch kommt man hier nicht weit).
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