Es gibt nicht nur Tausende von Krankheiten, sondern auch Tausende von Gesundheiten
Ein Thema über das ich schon immer einmal schreiben wollte ist die „Chinesische Diätetik“ (中医食疗 zhōng yī shíl iáo, bzw. 中医药膳 zhōng yī yào shàn).
Dahinter verbirgt sich die Lehre von Lebensmitteln und welche medizinischen Eigenschaften sie haben.
Das reicht von komplizierten medizinischen Wechselwirkungen unterschiedlicher Substanzen bis hin zu dem täglich gelebten Wissen um Speisen und ihre Wirkung, das vor allen Dingen in China allgegenwärtig ist.
Sie werden wahrscheinlich wissen, dass ein Kamillentee den Magen beruhigt, um mal ein ganz banales Beispiel zu wählen.
Eben jenes Wissen ist in China sehr weit verbreitet. Teilweise muten die Ratschläge auch schon mal etwas seltsam an, aber so etwas gibt es ja bei uns auch.
Es gibt zum Beispiel unzählige Ratschläge, was schwangere Frauen essen sollten und was nicht.
Eine Vielzahl von diesen Erkenntnissen scheinen dabei teilweise schon bis weit ins Okkulte zu reichen. So wohl bei uns als auch in China.
Aber in China treibt man das ganze noch ein wenig weiter als bei uns.
Es scheint wirklich jeder Chinese Hintergrundwissen zu fast jedem Lebensmittel zu haben und zu jedem Gericht gibt es Ratschläge für was es gut bzw. wofür es schlecht ist.
Scharfe Speisen bei Erkältung? Auf gar keinen Fall.
Dagegen hat der Kräutertee aus Artikel Kräutertee, Betrug und Bestechung eine gute Wirkung bei einer aufkommenden Erkältung (ist aber in grösseren Mengen schlecht für die Männlichkeit. Siehe Artikel Das beste Stück).
Sie sehen schon wohin das führt... in jeder Lebenslage gibt es gewisse Gerichte die man meiden oder bevorzugen sollte.
Und das verwundert auch nicht weiter. Chinesen scheinen ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Speisen zu haben.
Essen ist in China nicht einfach nur Nahrungsaufnahme, sondern geht über den Gourmet-Anspruch und die Identifikation mit Tradition und Zugehörigkeit über lokale Spezialitäten bzw. typische Speisen bestimmter Volksgruppen hinaus und fasst eigentlich das komplette Leben mit ein in seine Philosophie.
Durch traditionelle und volkseigene Rezepte hebt man sich von der Masse ab, durch die Philosophie hinter den Speisen ist man dann wieder vereint (ich glaube schöner hätte das auch die chinesische Regierung nicht bewerben können).
Das chinesische Essen und seine Wirkung auf den menschlichen Körper sind eng mit dem Daoismus (道家 dào jiā) und seinen Lehren verbunden.
Yin und Yang (阴阳 yīn yáng), die beiden Gegenteile die alles Leben bestimmen ganz besonders.
Nach dieser Auffassung ist alles was existiert auch unumstösslich mit seiner Gegenseite verbunden.
Dabei muss man sich als Aussenstehender immer wieder vor Augen führen, dass diese Gegensätze nicht absolut sind.
Ein schönes Beispiel sind Tag und Nacht. Ganz klar zwei Gegensätze die immer wieder aufeinander folgen.
Aber die Übergänge sind fliessend da die Zeit nie still steht und so trägt jeder Tag bereits die Nacht in sich und umgekehrt.
Es ist alles in Bewegung (dieses Thema hatten wir ja bereits im Artikel Alles in Bewegung angesprochen).
Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) werden dabei als Unterkategorien unter anderem heisse bzw. kalte Eigenschaften nachgesagt. Das hat nichts mit der tatsächlichen Temperatur der Lebensmittel zu tun, sondern beschreibt die grundsätzliche Wirkung auf den Organismus.
阴 yīn ist dabei kalt und 阳 yáng warm und diesen beiden Eigenschaften werden jeweils unterschiedliche Lebensmittel zugeordnet:
Warme Lebensmittel sind unter anderem Kirschen, Knoblauch, Pfirsiche, Schafskäse etc., kalte so Dinge wie Äpfel, Bananen, Champignons, Grüner Tee usw.
Wenn der Körper jetzt auf Grund einer Krankheit aus dem Gleichgewicht geraten, also eher warm oder kalt ist, kann man mit den entsprechenden Lebensmitteln gegensteuern und das System wieder in die Waage bringen.
Das ist jetzt allerdings nur ganz platt und vereinfacht dargestellt um die grundsätzlichen Theorien zu verstehen.
Tatsächlich werden Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) auch noch andere Bedeutungen in diesem Zusammenhang nachgesagt. Man unterscheidet noch andere Unterkategorien: Unter anderem die Gegensätze Innerlich und Äußerlich oder Mangel und Übermaß.
Aber ich denke sie sehen grundsätzlich wohin das alles geht.
Darüber hinaus gibt es weitere Einteilungen für Lebensmittel, so wie die 5-Elemente-Lehre (五行学 wǔ xíng xué), die sich aus dem ständigen Wandel aller Dinge ableiten lässt (auch hier sind die Zustände wieder nicht absolut, sondern Wandlungsphasen).
Das ist entscheidend. Nicht die Zustände selber sind interessant sondern die Wandlungsphasen, also welcher Zustand auf welchen anderen Zustand folgt (vereinfacht gesagt).
Die Zustände sind Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall und sie folgen einem bestimmten Muster was die Abhängigkeiten angeht. Daraus lassen sich wieder unzählige Gesetzmässigkeiten ableiten.
Die naheliegendste ist die vom Wechsel der Jahreszeiten (Holz für den Frühling, Feuer für den Sommer, Metall für den Herbst und Wasser für den Winter. Die Erde steht für die Mitte des Ganzen)
Oder ganz platt für den gemeinen Deutschen übersetzt: Bei der Ernährung sollte man auf saisonale Produkte zurückzugreifen.
Aber da steckt natürlich noch wesentlich mehr dahinter und wir kratzen, wie immer, nicht einmal an der Oberfläche.
Die 5-Elemente-Lehre wie wir sie gerade besprochen haben kommt in dieser Form in der traditionellen chinesischen Medizin vor und wurde für die Ernährungslehre noch erweitert.
So gibt es hier die 5-Geschmacksrichtungen, die bei einer Bestellung im Restaurant alle ausgewogen vertreten sein sollten (nicht selten kommen auch noch Kriterien wie Farbe oder Konsistenz dazu).
Es ist also gar nicht so einfach ein „gutes Mahl“ für die Familienfeier auszuwählen.
Aber kommen wir zurück zu den fünf Geschmacksrichtungen: Diese sind sauer, bitter, salzig, süss und scharf und sie haben natürlich auch wieder alle unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit.
Diese Geschmacksrichtungen werden den fünf Elementen Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall zugeordnet, die auf Grund ihrer Wandlungsphasen beim kochen auch in einer festgelegten Reihenfolge verarbeitet bzw. konsumiert werden sollten.
Je tiefer man sich mit der Materie auseinandersetzt umso komplizierter werden die Zusammenhänge.
Viel tiefer möchte ich auch gar nicht eintauchen in dieses Thema, dafür gibt es zahlreiche andere Seiten im Internet.
Den kleinen Einblick den ich schaffen wollte habe ich hiermit, glaube ich, ausreichend bewerkstelligt.
Somit haben wir nun endlich alle Säulen der chinesischen Medizin besprochen:
- Chinesische Diätetik (中医食疗 zhōng yī shíl iáo, bzw. 中医药膳 zhōng yī yào shàn) - (dieser Artikel) Es gibt nicht nur Tausende von Krankheiten, sondern auch Tausende von Gesundheiten
- Arzneimitteltherapie (中药治疗 zhōng yào zhì liáo) - Die Menge macht das Gift
- chinesische Massage (推拿 tuī ná) - Bis es weh tut
- Bewegungstherapien (Qigong (气功 qì gōng) und Taijiquan ( 太极拳 tài jí quán) - Immer wieder ein Kampf
- Akupunktur (针灸 zhēn jiǔ) - Stichhaltige Beweise
- als Unterpunkt zur Akkupunktur das Schröpfen (拔罐法 bá guàn fǎ) - Professionelle Knutschflecke
Der Titel ist übrigens ein Zitat des schweizerischen Publizisten und Gesundheitsökonomen Gerhard Kocher (Nicht dass ich seine Publikationen kennen würde, aber der Spruch ist mir quasi über den Weg gelaufen und er ist wirklich passend).
Dahinter verbirgt sich die Lehre von Lebensmitteln und welche medizinischen Eigenschaften sie haben.
Das reicht von komplizierten medizinischen Wechselwirkungen unterschiedlicher Substanzen bis hin zu dem täglich gelebten Wissen um Speisen und ihre Wirkung, das vor allen Dingen in China allgegenwärtig ist.
Sie werden wahrscheinlich wissen, dass ein Kamillentee den Magen beruhigt, um mal ein ganz banales Beispiel zu wählen.
Eben jenes Wissen ist in China sehr weit verbreitet. Teilweise muten die Ratschläge auch schon mal etwas seltsam an, aber so etwas gibt es ja bei uns auch.
Es gibt zum Beispiel unzählige Ratschläge, was schwangere Frauen essen sollten und was nicht.
Eine Vielzahl von diesen Erkenntnissen scheinen dabei teilweise schon bis weit ins Okkulte zu reichen. So wohl bei uns als auch in China.
Aber in China treibt man das ganze noch ein wenig weiter als bei uns.
Es scheint wirklich jeder Chinese Hintergrundwissen zu fast jedem Lebensmittel zu haben und zu jedem Gericht gibt es Ratschläge für was es gut bzw. wofür es schlecht ist.
Scharfe Speisen bei Erkältung? Auf gar keinen Fall.
Dagegen hat der Kräutertee aus Artikel Kräutertee, Betrug und Bestechung eine gute Wirkung bei einer aufkommenden Erkältung (ist aber in grösseren Mengen schlecht für die Männlichkeit. Siehe Artikel Das beste Stück).
Sie sehen schon wohin das führt... in jeder Lebenslage gibt es gewisse Gerichte die man meiden oder bevorzugen sollte.
Und das verwundert auch nicht weiter. Chinesen scheinen ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Speisen zu haben.
Essen ist in China nicht einfach nur Nahrungsaufnahme, sondern geht über den Gourmet-Anspruch und die Identifikation mit Tradition und Zugehörigkeit über lokale Spezialitäten bzw. typische Speisen bestimmter Volksgruppen hinaus und fasst eigentlich das komplette Leben mit ein in seine Philosophie.
Durch traditionelle und volkseigene Rezepte hebt man sich von der Masse ab, durch die Philosophie hinter den Speisen ist man dann wieder vereint (ich glaube schöner hätte das auch die chinesische Regierung nicht bewerben können).

Das chinesische Essen und seine Wirkung auf den menschlichen Körper sind eng mit dem Daoismus (道家 dào jiā) und seinen Lehren verbunden.
Yin und Yang (阴阳 yīn yáng), die beiden Gegenteile die alles Leben bestimmen ganz besonders.
Nach dieser Auffassung ist alles was existiert auch unumstösslich mit seiner Gegenseite verbunden.
Dabei muss man sich als Aussenstehender immer wieder vor Augen führen, dass diese Gegensätze nicht absolut sind.
Ein schönes Beispiel sind Tag und Nacht. Ganz klar zwei Gegensätze die immer wieder aufeinander folgen.
Aber die Übergänge sind fliessend da die Zeit nie still steht und so trägt jeder Tag bereits die Nacht in sich und umgekehrt.
Es ist alles in Bewegung (dieses Thema hatten wir ja bereits im Artikel Alles in Bewegung angesprochen).
Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) werden dabei als Unterkategorien unter anderem heisse bzw. kalte Eigenschaften nachgesagt. Das hat nichts mit der tatsächlichen Temperatur der Lebensmittel zu tun, sondern beschreibt die grundsätzliche Wirkung auf den Organismus.
阴 yīn ist dabei kalt und 阳 yáng warm und diesen beiden Eigenschaften werden jeweils unterschiedliche Lebensmittel zugeordnet:
Warme Lebensmittel sind unter anderem Kirschen, Knoblauch, Pfirsiche, Schafskäse etc., kalte so Dinge wie Äpfel, Bananen, Champignons, Grüner Tee usw.
Wenn der Körper jetzt auf Grund einer Krankheit aus dem Gleichgewicht geraten, also eher warm oder kalt ist, kann man mit den entsprechenden Lebensmitteln gegensteuern und das System wieder in die Waage bringen.
Das ist jetzt allerdings nur ganz platt und vereinfacht dargestellt um die grundsätzlichen Theorien zu verstehen.
Tatsächlich werden Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) auch noch andere Bedeutungen in diesem Zusammenhang nachgesagt. Man unterscheidet noch andere Unterkategorien: Unter anderem die Gegensätze Innerlich und Äußerlich oder Mangel und Übermaß.
Aber ich denke sie sehen grundsätzlich wohin das alles geht.
Darüber hinaus gibt es weitere Einteilungen für Lebensmittel, so wie die 5-Elemente-Lehre (五行学 wǔ xíng xué), die sich aus dem ständigen Wandel aller Dinge ableiten lässt (auch hier sind die Zustände wieder nicht absolut, sondern Wandlungsphasen).
Das ist entscheidend. Nicht die Zustände selber sind interessant sondern die Wandlungsphasen, also welcher Zustand auf welchen anderen Zustand folgt (vereinfacht gesagt).
Die Zustände sind Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall und sie folgen einem bestimmten Muster was die Abhängigkeiten angeht. Daraus lassen sich wieder unzählige Gesetzmässigkeiten ableiten.
Die naheliegendste ist die vom Wechsel der Jahreszeiten (Holz für den Frühling, Feuer für den Sommer, Metall für den Herbst und Wasser für den Winter. Die Erde steht für die Mitte des Ganzen)
Oder ganz platt für den gemeinen Deutschen übersetzt: Bei der Ernährung sollte man auf saisonale Produkte zurückzugreifen.
Aber da steckt natürlich noch wesentlich mehr dahinter und wir kratzen, wie immer, nicht einmal an der Oberfläche.
Die 5-Elemente-Lehre wie wir sie gerade besprochen haben kommt in dieser Form in der traditionellen chinesischen Medizin vor und wurde für die Ernährungslehre noch erweitert.
So gibt es hier die 5-Geschmacksrichtungen, die bei einer Bestellung im Restaurant alle ausgewogen vertreten sein sollten (nicht selten kommen auch noch Kriterien wie Farbe oder Konsistenz dazu).
Es ist also gar nicht so einfach ein „gutes Mahl“ für die Familienfeier auszuwählen.
Aber kommen wir zurück zu den fünf Geschmacksrichtungen: Diese sind sauer, bitter, salzig, süss und scharf und sie haben natürlich auch wieder alle unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit.
Diese Geschmacksrichtungen werden den fünf Elementen Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall zugeordnet, die auf Grund ihrer Wandlungsphasen beim kochen auch in einer festgelegten Reihenfolge verarbeitet bzw. konsumiert werden sollten.
Je tiefer man sich mit der Materie auseinandersetzt umso komplizierter werden die Zusammenhänge.
Viel tiefer möchte ich auch gar nicht eintauchen in dieses Thema, dafür gibt es zahlreiche andere Seiten im Internet.
Den kleinen Einblick den ich schaffen wollte habe ich hiermit, glaube ich, ausreichend bewerkstelligt.
Somit haben wir nun endlich alle Säulen der chinesischen Medizin besprochen:
- Chinesische Diätetik (中医食疗 zhōng yī shíl iáo, bzw. 中医药膳 zhōng yī yào shàn) - (dieser Artikel) Es gibt nicht nur Tausende von Krankheiten, sondern auch Tausende von Gesundheiten
- Arzneimitteltherapie (中药治疗 zhōng yào zhì liáo) - Die Menge macht das Gift
- chinesische Massage (推拿 tuī ná) - Bis es weh tut
- Bewegungstherapien (Qigong (气功 qì gōng) und Taijiquan ( 太极拳 tài jí quán) - Immer wieder ein Kampf
- Akupunktur (针灸 zhēn jiǔ) - Stichhaltige Beweise
- als Unterpunkt zur Akkupunktur das Schröpfen (拔罐法 bá guàn fǎ) - Professionelle Knutschflecke
Der Titel ist übrigens ein Zitat des schweizerischen Publizisten und Gesundheitsökonomen Gerhard Kocher (Nicht dass ich seine Publikationen kennen würde, aber der Spruch ist mir quasi über den Weg gelaufen und er ist wirklich passend).
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