Radikal zurück zu den Wurzeln
Man muss sich in diesem Restaurant schon mit chinesischer Mythologie auskennen um zu wissen ob man das richtige WC vor sich hat.
Dieses ist die Umkehrfunktion des Potenzierens (4 hoch 2 gleich 16 und umgekehrt Wurzel aus 16 gleich 4). Sozusagen Hin- und Rückrechnung.
Ein Thema, das mich rückblickend an „Auswandern“ und Zurückkommen erinnert und „zurück zu den Wurzeln“ passt ja in diesem Zusammenhang auch ganz gut.
Die Zeit in China ist nun zu Ende und ich versuche mein neues, altes Leben in Deutschland wieder aufzubauen.
Da bin ich nun also wieder. Mit nicht viel mehr als einem Koffer und einer Menge Aufgaben.
Meine Frau und meinen Sohn will ich nächsten Monat nachholen und bis dahin eine Wohnung gefunden haben.
Also Wohnungssuche neben dem ganzen Papierkram, der ansteht und dem einarbeiten auf der neuen Arbeitsstelle, wo sich seit geraumer Zeit Anfragen gesammelt haben, die jetzt alle abgearbeitet werden müssen.
Ich bin letztes Wochenende geflogen, habe also lediglich einen Tag gehabt um den Koffer abzustellen und etwas auszuruhen um dann diese Woche pünktlich am Montagmorgen am neuen Arbeitsplatz anzufangen.
Wenn es für „ausgepowert“ eine sinnvolle Komparation gäbe, wäre jetzt der Zeitpunkt sie zu gebrauchen.
Es ist schön wieder zurück zu sein, allerdings auch etwas komisch, wenn man so lange Zeit im Ausland gelebt hat.
Was mir jeden Tag wieder auf’s neue auffällt, ist der gigantisch grosse Himmel. Den gab es in Beijing so nicht.
Kein Wunder, wenn auch in den Vororten noch Gruppen von Hochhaustürmen die Strassen zu beiden Seiten flankieren.
Groß ist er, blau und wirkt so sauber, dass man meinen könnte mit jedem Atemzug die viel zu lange strapazierte Lunge von den Schwebeteilchen der letzten Jahre reinigen zu können.
Die Leute sind direkt und unfreundlich, ganz im Gegensatz zu China, wo sie nett und linkisch sind.
Ich ertappe mich immer wieder dabei Dinge falsch zu formulieren, da ich oft nicht in Deutsch denke.
So wird aus „halb sieben“ schon mal „halb sechs“, in Anlehnung ans englische „half past six“.
Wenn man eine gewisse Zeit lang kaum Deutsch gesprochen hat, macht sich das erschreckenderweise tatsächlich bemerkbar.
Ich habe insgesamt fast 6 Jahre in Beijing gelebt (mit Unterbrechung) und es gibt bereits kleinere linguistische Unsicherheiten von Zeit zu Zeit. Das Gehirn hat sich angepasst.
Ich staune, wie toll ein gutes Sauerteigbrot schmeckt und liebe die kurzen Wege.
Von den aller äussersten Aussenbezirken kommt man mit der Bahn, obwohl diese gemütlich vor sich hin bummelt, in weniger als 30 Minuten in die Innenstadt.
Die Menschentrauben die mich täglich umgeben haben, gibt es hier nicht mehr. Und leider auch die preiswerten Restaurants nicht.
Im Gegensatz zu den Kurztrips, die ich hin und wieder nach Deutschland gemacht habe, ist nun die Wahrnehmung eine andere.
Plötzlich haben alle Dinge wieder einen stärkeren Bezug zu einem selbst. Etwas, das man vorher immer nicht so wahrgenommen hat, da der Fokus auf China und dem Heim dort gelegen hat.
Plötzlich ist man nicht mehr nur Gast, sondern wieder Teil von „Wieauchimmermandasnennenwill“.
Und es fühlt sich seltsam an. Irgendwie entfernt vertraut und seltsam.
Und somit stellt sich die Frage: Soll dieser Blog hier enden oder nicht?
Nun, ursprünglich war es tatsächlich geplant ihn enden zu lassen, wenn ich nicht mehr in China lebe.
Allerdings habe ich jetzt, da ich mit einer Chinesin verheiratet bin, auch weiterhin Beziehungen zu diesem Land und es werden sich mit Sicherheit immer wieder ein paar schöne Geschichten erzählen lassen.
Ich denke, ich werde einfach schauen wie es sich entwickelt. Im Moment habe ich noch einiges an Stoff vorbereitet.
Vorerst bleibt dieser Blog also aktiv.
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