Leise plätschert der Verkehr
Normalerweise nehme ich immer die Bahn zur Arbeit, alleine schon weil es schneller ist, da man sich nicht im Stau festfährt.
Wie ich gerade aktuell feststellen muss, benötige ich mit der Bahn knapp eine Stunde von zu Hause bis zur Arbeit, mit dem Auto kann ich froh sein, wenn ich nach zwei Stunden bereits angekommen bin,
Aber eine Verletzung macht es leider derzeit nötig, dass ich ein Taxi bzw. einen Fahrdienst in Anspruch nehmen muss.
Das, was in anderen Ländern Uber macht (Dienstleistungsvermittlung im Personentransport), macht in China 滴滴 (dī di). Uber hatte auch versucht in China Fuss zu fassen, konnte sich aber nicht behaupten.
滴滴 (dī di) hat übersetzt nicht direkt eine Bedeutung, es ist vermutlich angelehnt an die lautmalerische Bezeichnung 滴滴答答 (dīdi-dāda), was so viel wie „Plätschern“ bedeutet.
Und das passt auch ganz gut, schliesslich fliesst der Verkehr in Chinas Großstädten nicht so oft, man freut sich also bereits, wenn er vor sich hin plätschert.
Grundsätzlich sagt man ja immer, dass es nicht sicher sei, auf private Fahrer zurückzugreifen, schliesslich ist man im Taxi versichert, der Fahrer hat einen Personenbeförderungsschein und und und.
Das sieht in China ein wenig anders aus. Taxifahrer gelten seit jeher als die schwarzen Schafe im Dienstleistungssektor und das in einem Land in dem fast jeder versucht bei jedweder Art von Geschäften zu schummeln, bestechen oder auf andere illegale Weise seine Kunden zu übervorteilen. Das will schon etwas heissen.
Als die privaten Fahrer mit Hilfe digitaler Dienste wie Uber und 滴滴 (dī di) aufkamen, war das Geschrei der Taxifahrer gross.
Und die einheitliche Antwort der Bevölkerung war: „Das ist genau das, was Ihr verdient“.
Und es ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht besser als vorher: Man ordert per Mobiltelefon-App einen Wagen. Man wird nicht einfach stehen gelassen, weil man Ausländer ist oder der Fahrer auch sonst keine Lust hat (hatten wir im Artikel Taxi schon mal drüber gesprochen).
Darüber hinaus kann man den Fahrer direkt kontrollieren, da man die Fahrtstrecke selber auf seinem Telefon nachvollziehen kann. Man sieht den Stadtplan, darin eingezeichnet die Route die das System vorschlägt und auch alle aktuellen Staumeldungen.
Und eben genau nach diesen Vorgaben fährt der Fahrer dann auch, es sei denn man bespricht mit ihm etwas anderes, dann kann das System, wenn man die Abzweigung nicht nimmt, die es vorgeschlagen hat, innerhalb von Sekunden eine neue Route berechnen.
Mache ich immer so, damit die Fahrer nicht die private Schnellstrasse nehmen, an der man am Ende eine Pauschale zusätzlich an der Mautstelle zahlen muss, sondern die Route über die neue, öffentliche Verbindungsstrasse.
Allerdings klappt das mal besser, mal schlechter. Einige Fahrer ignorieren gekonnt die Anweisungen ihres ausländischen Kunden (was weiss der denn schon). Mal wird man ignoriert, als ob der Fahrer nicht verstünde, mal wird ruppig geantwortet, dass das System die beste Route vorgibt und man keine Ahnung hätte. Das kann manchmal richtig in Arbeit ausarten, denn Chinesen sind oft sehr stolz. Aber die meisten Fahrer sind es gewohnt eine geänderte Route zu nehmen (auch wenn ein Ausländer sie ihnen vorschlägt).
Ich bin also des öfteren, wenn meine Frau mich nicht im Auto mitnimmt, weil wir zu unterschiedlichen Zeiten raus müssen, mit irgendwelchen Fahrern unterwegs durch Beijing und erlebe die unterschiedlichsten Menschen.
Die einen schweigen, trauen sich wahrscheinlich nicht ein Gespräch mit einem Ausländer anzufangen, da sie befürchten ich könnte nicht verstehen und es könnte eine unangenehme Situation entstehen (hat wieder einmal mit Gesichtsverslust usw. zu tun), während es den anderen wohl ziemlich egal ist, wie viel man versteht und sie wie ein Wasserfall drauf losquatschen als wäre die Stille ihr persönlicher Todfeind.
Die dritten haben es tatsächlich auf ein Gespräch abgesehen. Oft scheint das Interesse an den Geschichten, die ein Ausländer erzählen kann, wirklich echt zu sein.
Das kann zu einer netten Unterhaltung führen, bei all zu wissbegierigen Fahrern aber auch schnell mal anstrengend werden.
Die Frage nach dem Herkunftsland ist obligatorisch und wenn der Gesprächspartner hinter dem Steuer dann weiss, dass man aus Deutschland kommt, sind Themen wie Bier, Autos und Sauberkeit schon vorprogrammiert.
Dabei wird man allerdings in den seltensten Fällen dazu kommen seine Sichtweise zu erzählen, sondern muss vielmehr brennend interessierende Fragen beantworten, was mir an mancher Stelle gar nicht so leicht von der Hand geht.
Ich habe leider keine Ahnung was ein Porsche, wenn man ihn in Deutschland kauft, kostet und Mietpreise lassen sich nur schwer miteinander vergleichen, da die Systeme komplett unterschiedlich sind.
In Deutschland macht man beispielsweise einen unbefristeten Mietvertrag und man kann als Vermieter nicht jedes Jahr die Miete um 100% erhöhen.
Jedes Thema, das man auf so einer Fahrt anspricht, bedarf eigentlich etlicher Erklärungen und Hintergrundinformationen, aber die kann man in einem derartigen Gespräch natürlich nicht vermitteln.
Somit sind viele Halbwahrheiten in Umlauf. Das ist durchaus vergleichbar mit dem Halbwissen, das der gemeine Deutsche über China hat. Ich nenne es immer gerne „Urlaubswissen“.
Es reicht, um sich touristisch in einem Land fortzubewegen, hat aber nur bedingt etwas mit der Realität zu tun.
So unterscheiden sich viele Dinge international, obwohl man meinen könnte, dass derartige Begebenheiten eigentlich naturgegeben sind, während man an anderer Stelle Parallelen zwischen den Kulturen entdecken kann, wo man sie gar nicht vermutet hätte (was ich ja in diesem Blog immer wieder versuche herauszustellen).
Aber im grossen und ganzen sind sich die Kulturen doch schon sehr nahe gekommen und ich staune immer wieder, was manche Fahrer alles über Europa und Deutschland wissen, obwohl sie noch nie dort waren.
Wie ich gerade aktuell feststellen muss, benötige ich mit der Bahn knapp eine Stunde von zu Hause bis zur Arbeit, mit dem Auto kann ich froh sein, wenn ich nach zwei Stunden bereits angekommen bin,
Aber eine Verletzung macht es leider derzeit nötig, dass ich ein Taxi bzw. einen Fahrdienst in Anspruch nehmen muss.
Das, was in anderen Ländern Uber macht (Dienstleistungsvermittlung im Personentransport), macht in China 滴滴 (dī di). Uber hatte auch versucht in China Fuss zu fassen, konnte sich aber nicht behaupten.
滴滴 (dī di) hat übersetzt nicht direkt eine Bedeutung, es ist vermutlich angelehnt an die lautmalerische Bezeichnung 滴滴答答 (dīdi-dāda), was so viel wie „Plätschern“ bedeutet.
Und das passt auch ganz gut, schliesslich fliesst der Verkehr in Chinas Großstädten nicht so oft, man freut sich also bereits, wenn er vor sich hin plätschert.
Grundsätzlich sagt man ja immer, dass es nicht sicher sei, auf private Fahrer zurückzugreifen, schliesslich ist man im Taxi versichert, der Fahrer hat einen Personenbeförderungsschein und und und.
Das sieht in China ein wenig anders aus. Taxifahrer gelten seit jeher als die schwarzen Schafe im Dienstleistungssektor und das in einem Land in dem fast jeder versucht bei jedweder Art von Geschäften zu schummeln, bestechen oder auf andere illegale Weise seine Kunden zu übervorteilen. Das will schon etwas heissen.
Als die privaten Fahrer mit Hilfe digitaler Dienste wie Uber und 滴滴 (dī di) aufkamen, war das Geschrei der Taxifahrer gross.
Und die einheitliche Antwort der Bevölkerung war: „Das ist genau das, was Ihr verdient“.
Und es ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht besser als vorher: Man ordert per Mobiltelefon-App einen Wagen. Man wird nicht einfach stehen gelassen, weil man Ausländer ist oder der Fahrer auch sonst keine Lust hat (hatten wir im Artikel Taxi schon mal drüber gesprochen).
Darüber hinaus kann man den Fahrer direkt kontrollieren, da man die Fahrtstrecke selber auf seinem Telefon nachvollziehen kann. Man sieht den Stadtplan, darin eingezeichnet die Route die das System vorschlägt und auch alle aktuellen Staumeldungen.
Und eben genau nach diesen Vorgaben fährt der Fahrer dann auch, es sei denn man bespricht mit ihm etwas anderes, dann kann das System, wenn man die Abzweigung nicht nimmt, die es vorgeschlagen hat, innerhalb von Sekunden eine neue Route berechnen.
Mache ich immer so, damit die Fahrer nicht die private Schnellstrasse nehmen, an der man am Ende eine Pauschale zusätzlich an der Mautstelle zahlen muss, sondern die Route über die neue, öffentliche Verbindungsstrasse.
Allerdings klappt das mal besser, mal schlechter. Einige Fahrer ignorieren gekonnt die Anweisungen ihres ausländischen Kunden (was weiss der denn schon). Mal wird man ignoriert, als ob der Fahrer nicht verstünde, mal wird ruppig geantwortet, dass das System die beste Route vorgibt und man keine Ahnung hätte. Das kann manchmal richtig in Arbeit ausarten, denn Chinesen sind oft sehr stolz. Aber die meisten Fahrer sind es gewohnt eine geänderte Route zu nehmen (auch wenn ein Ausländer sie ihnen vorschlägt).
Ich bin also des öfteren, wenn meine Frau mich nicht im Auto mitnimmt, weil wir zu unterschiedlichen Zeiten raus müssen, mit irgendwelchen Fahrern unterwegs durch Beijing und erlebe die unterschiedlichsten Menschen.
Die einen schweigen, trauen sich wahrscheinlich nicht ein Gespräch mit einem Ausländer anzufangen, da sie befürchten ich könnte nicht verstehen und es könnte eine unangenehme Situation entstehen (hat wieder einmal mit Gesichtsverslust usw. zu tun), während es den anderen wohl ziemlich egal ist, wie viel man versteht und sie wie ein Wasserfall drauf losquatschen als wäre die Stille ihr persönlicher Todfeind.
Die dritten haben es tatsächlich auf ein Gespräch abgesehen. Oft scheint das Interesse an den Geschichten, die ein Ausländer erzählen kann, wirklich echt zu sein.
Das kann zu einer netten Unterhaltung führen, bei all zu wissbegierigen Fahrern aber auch schnell mal anstrengend werden.
Die Frage nach dem Herkunftsland ist obligatorisch und wenn der Gesprächspartner hinter dem Steuer dann weiss, dass man aus Deutschland kommt, sind Themen wie Bier, Autos und Sauberkeit schon vorprogrammiert.
Dabei wird man allerdings in den seltensten Fällen dazu kommen seine Sichtweise zu erzählen, sondern muss vielmehr brennend interessierende Fragen beantworten, was mir an mancher Stelle gar nicht so leicht von der Hand geht.
Ich habe leider keine Ahnung was ein Porsche, wenn man ihn in Deutschland kauft, kostet und Mietpreise lassen sich nur schwer miteinander vergleichen, da die Systeme komplett unterschiedlich sind.
In Deutschland macht man beispielsweise einen unbefristeten Mietvertrag und man kann als Vermieter nicht jedes Jahr die Miete um 100% erhöhen.
Jedes Thema, das man auf so einer Fahrt anspricht, bedarf eigentlich etlicher Erklärungen und Hintergrundinformationen, aber die kann man in einem derartigen Gespräch natürlich nicht vermitteln.
Somit sind viele Halbwahrheiten in Umlauf. Das ist durchaus vergleichbar mit dem Halbwissen, das der gemeine Deutsche über China hat. Ich nenne es immer gerne „Urlaubswissen“.
Es reicht, um sich touristisch in einem Land fortzubewegen, hat aber nur bedingt etwas mit der Realität zu tun.
So unterscheiden sich viele Dinge international, obwohl man meinen könnte, dass derartige Begebenheiten eigentlich naturgegeben sind, während man an anderer Stelle Parallelen zwischen den Kulturen entdecken kann, wo man sie gar nicht vermutet hätte (was ich ja in diesem Blog immer wieder versuche herauszustellen).
Aber im grossen und ganzen sind sich die Kulturen doch schon sehr nahe gekommen und ich staune immer wieder, was manche Fahrer alles über Europa und Deutschland wissen, obwohl sie noch nie dort waren.
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