Wie im Schlaf
„Wenn man unter Schlaflosigkeit leidet, ist man immer wach. Aber nie richtig“. Die Bedeutung dieses Zitates aus dem Film Fight Club versteht man erst richtig, wenn man ein kleines Kind hat.
Statistisch gesehen rauben Kinder in ihrem Leben den Eltern 6 Jahre an Schlafenszeit (das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen).
Schlaf ist inzwischen zu einer kostbaren Resource geworden (das ist allerdings nicht alleine die Schuld unseres Sohnes, sondern derzeit auch von Weiterbildungen und Umzugsvorbereitungen).
Man sollte also versuchen so oft und lange es geht zu entspannen, wenn dem Körper danach ist und nicht auf dumme Sprüche anderer hören, die sich eventuell persönlich angegriffen fühlen, weil man abends nicht mehr zur Kneipentour mitkommt.
„Du wirst die Antwort nicht in Deinen Träumen finden“ ist ein immer wieder gerne zitierter Satz, den jeder Mensch in seinem Leben schon mehr oder weniger oft hören musste, besonders in der Jugend.
Aus heutiger Sicht muss ich sagen: Nun, das kommt ganz auf die Frage an.
Sicherlich gibt es viele Dinge, für die man sich ins Zeug legen muss und man erreicht in diesen Fällen absolut nichts, wenn man nur von ihnen träumt.
Allerdings gibt es auch mindestens eben so viele Dinge, die sich am besten mit ein wenig Schlaf entscheiden lassen.
„Erst einmal drüber schlafen“ ist nicht umsonst ein bekannter Spruch. Mit ein wenig Abstand lassen sich nämlich einige Dinge sehr viel besser beurteilen.
Viele meiner Lebensentscheidungen, die mitunter alles auf den Kopf gestellt haben, sind nicht alleine durch angestrengtes Überlegen entstanden, sondern oft hat sich die zündende Idee erst im halb wachen Zustand gezeigt.
Viele Dinge, gerade solche, die wir aus Mangel an Erfahrungen noch nicht nüchtern beurteilen können, müssen erst einmal erträumt werden.
„Träume sind Schäume“ ? So ein Unsinn. Wer seinen Traum leben will, muss erst einmal einen Traum haben.
Ich denke es ist wichtig eine gute Balance zwischen Entspannen und Arbeiten aufrecht zu erhalten.
Obwohl ich gestehen muss, dass ich mich selber gerade auch nicht daran halte (Prüfungsstress). Aber grundsätzlich solle man es schon beachten, denn Sie wissen alle, wie das ist: Man knechtet sich bis tief in die Nacht um diese eine Aufgabe noch fertig zu machen, nur noch einen Fehler finden, während es immer später wird.
Wenn man dann irgendwann genervt aufgibt, passiert es nicht selten, dass man die Lösung direkt am nächsten Morgen in seinem Kopf parat hat.
Und wenn nicht, dann hat man zumindest wieder einen funktionierenden Denkapparat, der das letzte fehlende Puzzleteil wesentlich schneller finden kann als der gestresste Kopf die Nacht zuvor.
Nur übertreiben sollte man es nicht. Nur in seinen Träumen zu leben ist natürlich auch nicht gut, schliesslich gibt es da draussen ein Leben, das gelebt werden will und das überrascht einen doch immer wieder mit Begebenheiten, die man in seinen Träumen gar nicht mit eingerechnet hatte (wäre ja sonst auch langweilig auf Dauer).
Diese Phänomen beschränkt sich natürlich nicht alleine auf persönliche Lebenswege, sondern man kann derartige Szenarien in allen Lebensbereichen beobachten.
Als China sich nach 78, nach langer Abgeschlossenheit dem Westen geöffnet hat und man endlich mit Colonel Sanders, Ronald McDonald, dem Mercedes-Stern, dem Apfel und all den anderen grossen Marken eingefallen ist, war der einhellige Konsens, dass eine Marktwirtschaft und die Konsumgüter ein Volk von ganz alleine dazu bewegen würden auch nach einer demokratischen Regierung zu verlangen.
Auch ein (aus westlicher Sicht) schöner Traum, der sich allerdings nicht bewahrheitet hat.
Das entscheidende ist, dass man solche Dinge nicht eins zu eins miteinander vergleichen kann.
Als durchschnittlicher Europäer tut man sich schwer chinesische Lebensumstände zu akzeptieren und anders herum ist es ebenso.
Obwohl ich es immer versuche zu vermeiden, bin ich des öfteren schon in politische Diskussionen hineingezogen worden, aus denen ich mich stets mit einer Aussage wie: „Alle politischen Systeme sind gut im Ansatz, aber leider müssen sie verallgemeinern, weshalb es unmöglich ist, es jedem immer Recht zu machen“ herauswinden konnte.
Das ist zum einen (meiner bescheidenen Meinung nach) korrekt, darüber hinaus eine sehr chinesische Aussage, die das Gleichgewicht bzw. den goldenen Weg in den Vordergrund stellt (siehe Artikel Einerseits, aber andererseits...) und auch noch höflich und trotzdem nicht nachgebend, da man beiden Seiten die gleiche Achtung zukommen lässt.
Das hat bis jetzt immer funktioniert, bis auf dieses eine Mal: Da war jemand ganz hartnäckig und meinte mir unbedingt vor Augen führen zu müssen, weshalb die Demokratie dem Untergang geweiht ist und China (nicht der Kommunismus selber) weltweit an Macht gewinnen wird.
Zum Glück gibt es noch die Amerikaner, auf deren aktuelle Politik man das Gespräch lenken kann um sie dann gemeinsam etwas spöttisch in Frage zu stellen. So kommt man dann auch da wieder raus.
Der Punkt ist einfach, dass jeder Mensch in seinem Halbschlaf eben nur aus seiner Perspektive Dinge beurteilt.
Das ist in China nicht anders, als bei uns. Und auch ich habe mich an gewisse Dinge gewöhnt, die ich nicht missen möchte.
Zur Zeit tagt die kommunistische Partei wieder in Beijing, weshalb die Kontrollen an den Bahnstationen wieder verschärft wurden. Polizei und Militär sind allgegenwärtig, auch weit ab der Innenstadt.
Gestern abend nach der Arbeit, als ich aus der Station kam, wurde auch ich von der Polizei aussortiert.
Man fragte mich nach meinem Ausweis, den ich allerdings immer zu Hause aufbewahre.
„Kein Problem“ war die knappe Antwort. Einmal unter die Neonreklame gestellt, mit dem Handy ein Foto gemacht und schon hatte der Beamte meine Daten. Eine gesamte Akte wäre vielleicht der passendere Ausdruck.
Bild, Name, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Grösse, Augenfarbe, Passnummer, Status des Visums, Berufsbezeichnung, Arbeitgeber mit Adresse, persönliche Adresse etc. konnte ich erkennen, als er mir den Bildschirm vor das Gesicht hielt und fragte, ob ich das sei.
Ich gehe davon aus, dass auch das Sozialpunkte Ranking dort aufgeführt war.
(Für alle, die nicht wissen, was das ist): Es gibt ein landesweites soziales Ranking System, in dem zum Beispiel mit Hilfe von Kameras an öffentlich Plätzen und einer Gesichtserkennungssoftware Menschen automatisiert kategorisiert werden.
Wenn jemand zum Beispiel bei rot die Strasse überquert, bekommt er eine gewisse Punktzahl von seinem sozialen Konto abgezogen (um nur ein Beispiel zu nennen. Wir hatten das Thema bereits in dem Artikel Camera Obscura angesprochen).
Auf Grund ihres Punktestandes wird inzwischen Leuten der Verkauf von Fahrkarten oder ähnlichem verwehrt. Ein schauriges Szenario.
Und obwohl man es schon immer gewusst hat, dass die Behörden alle persönlichen Daten von einem haben, fühlt es sich doch sehr beklemmend an, wenn man dann tatsächlich in einer Polizeikontrolle sieht, wie schutzlos man eigentlich ist.
Da bin ich dann auch kurz aus meinem Schlaf aufgeschreckt und musste erkennen, dass es genau jetzt ein guter Zeitpunkt ist, das Land zu verlassen und wieder zurückzugehen.
Statistisch gesehen rauben Kinder in ihrem Leben den Eltern 6 Jahre an Schlafenszeit (das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen).
Schlaf ist inzwischen zu einer kostbaren Resource geworden (das ist allerdings nicht alleine die Schuld unseres Sohnes, sondern derzeit auch von Weiterbildungen und Umzugsvorbereitungen).
Man sollte also versuchen so oft und lange es geht zu entspannen, wenn dem Körper danach ist und nicht auf dumme Sprüche anderer hören, die sich eventuell persönlich angegriffen fühlen, weil man abends nicht mehr zur Kneipentour mitkommt.
„Du wirst die Antwort nicht in Deinen Träumen finden“ ist ein immer wieder gerne zitierter Satz, den jeder Mensch in seinem Leben schon mehr oder weniger oft hören musste, besonders in der Jugend.
Aus heutiger Sicht muss ich sagen: Nun, das kommt ganz auf die Frage an.
Sicherlich gibt es viele Dinge, für die man sich ins Zeug legen muss und man erreicht in diesen Fällen absolut nichts, wenn man nur von ihnen träumt.
Allerdings gibt es auch mindestens eben so viele Dinge, die sich am besten mit ein wenig Schlaf entscheiden lassen.
„Erst einmal drüber schlafen“ ist nicht umsonst ein bekannter Spruch. Mit ein wenig Abstand lassen sich nämlich einige Dinge sehr viel besser beurteilen.
Viele meiner Lebensentscheidungen, die mitunter alles auf den Kopf gestellt haben, sind nicht alleine durch angestrengtes Überlegen entstanden, sondern oft hat sich die zündende Idee erst im halb wachen Zustand gezeigt.
Viele Dinge, gerade solche, die wir aus Mangel an Erfahrungen noch nicht nüchtern beurteilen können, müssen erst einmal erträumt werden.
„Träume sind Schäume“ ? So ein Unsinn. Wer seinen Traum leben will, muss erst einmal einen Traum haben.
Ich denke es ist wichtig eine gute Balance zwischen Entspannen und Arbeiten aufrecht zu erhalten.
Obwohl ich gestehen muss, dass ich mich selber gerade auch nicht daran halte (Prüfungsstress). Aber grundsätzlich solle man es schon beachten, denn Sie wissen alle, wie das ist: Man knechtet sich bis tief in die Nacht um diese eine Aufgabe noch fertig zu machen, nur noch einen Fehler finden, während es immer später wird.
Wenn man dann irgendwann genervt aufgibt, passiert es nicht selten, dass man die Lösung direkt am nächsten Morgen in seinem Kopf parat hat.
Und wenn nicht, dann hat man zumindest wieder einen funktionierenden Denkapparat, der das letzte fehlende Puzzleteil wesentlich schneller finden kann als der gestresste Kopf die Nacht zuvor.
Nur übertreiben sollte man es nicht. Nur in seinen Träumen zu leben ist natürlich auch nicht gut, schliesslich gibt es da draussen ein Leben, das gelebt werden will und das überrascht einen doch immer wieder mit Begebenheiten, die man in seinen Träumen gar nicht mit eingerechnet hatte (wäre ja sonst auch langweilig auf Dauer).
Diese Phänomen beschränkt sich natürlich nicht alleine auf persönliche Lebenswege, sondern man kann derartige Szenarien in allen Lebensbereichen beobachten.
Als China sich nach 78, nach langer Abgeschlossenheit dem Westen geöffnet hat und man endlich mit Colonel Sanders, Ronald McDonald, dem Mercedes-Stern, dem Apfel und all den anderen grossen Marken eingefallen ist, war der einhellige Konsens, dass eine Marktwirtschaft und die Konsumgüter ein Volk von ganz alleine dazu bewegen würden auch nach einer demokratischen Regierung zu verlangen.
Auch ein (aus westlicher Sicht) schöner Traum, der sich allerdings nicht bewahrheitet hat.
Das entscheidende ist, dass man solche Dinge nicht eins zu eins miteinander vergleichen kann.
Als durchschnittlicher Europäer tut man sich schwer chinesische Lebensumstände zu akzeptieren und anders herum ist es ebenso.
Obwohl ich es immer versuche zu vermeiden, bin ich des öfteren schon in politische Diskussionen hineingezogen worden, aus denen ich mich stets mit einer Aussage wie: „Alle politischen Systeme sind gut im Ansatz, aber leider müssen sie verallgemeinern, weshalb es unmöglich ist, es jedem immer Recht zu machen“ herauswinden konnte.
Das ist zum einen (meiner bescheidenen Meinung nach) korrekt, darüber hinaus eine sehr chinesische Aussage, die das Gleichgewicht bzw. den goldenen Weg in den Vordergrund stellt (siehe Artikel Einerseits, aber andererseits...) und auch noch höflich und trotzdem nicht nachgebend, da man beiden Seiten die gleiche Achtung zukommen lässt.
Das hat bis jetzt immer funktioniert, bis auf dieses eine Mal: Da war jemand ganz hartnäckig und meinte mir unbedingt vor Augen führen zu müssen, weshalb die Demokratie dem Untergang geweiht ist und China (nicht der Kommunismus selber) weltweit an Macht gewinnen wird.
Zum Glück gibt es noch die Amerikaner, auf deren aktuelle Politik man das Gespräch lenken kann um sie dann gemeinsam etwas spöttisch in Frage zu stellen. So kommt man dann auch da wieder raus.
Der Punkt ist einfach, dass jeder Mensch in seinem Halbschlaf eben nur aus seiner Perspektive Dinge beurteilt.
Das ist in China nicht anders, als bei uns. Und auch ich habe mich an gewisse Dinge gewöhnt, die ich nicht missen möchte.
Zur Zeit tagt die kommunistische Partei wieder in Beijing, weshalb die Kontrollen an den Bahnstationen wieder verschärft wurden. Polizei und Militär sind allgegenwärtig, auch weit ab der Innenstadt.
Gestern abend nach der Arbeit, als ich aus der Station kam, wurde auch ich von der Polizei aussortiert.
Man fragte mich nach meinem Ausweis, den ich allerdings immer zu Hause aufbewahre.
„Kein Problem“ war die knappe Antwort. Einmal unter die Neonreklame gestellt, mit dem Handy ein Foto gemacht und schon hatte der Beamte meine Daten. Eine gesamte Akte wäre vielleicht der passendere Ausdruck.
Bild, Name, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Grösse, Augenfarbe, Passnummer, Status des Visums, Berufsbezeichnung, Arbeitgeber mit Adresse, persönliche Adresse etc. konnte ich erkennen, als er mir den Bildschirm vor das Gesicht hielt und fragte, ob ich das sei.
Ich gehe davon aus, dass auch das Sozialpunkte Ranking dort aufgeführt war.
(Für alle, die nicht wissen, was das ist): Es gibt ein landesweites soziales Ranking System, in dem zum Beispiel mit Hilfe von Kameras an öffentlich Plätzen und einer Gesichtserkennungssoftware Menschen automatisiert kategorisiert werden.
Wenn jemand zum Beispiel bei rot die Strasse überquert, bekommt er eine gewisse Punktzahl von seinem sozialen Konto abgezogen (um nur ein Beispiel zu nennen. Wir hatten das Thema bereits in dem Artikel Camera Obscura angesprochen).
Auf Grund ihres Punktestandes wird inzwischen Leuten der Verkauf von Fahrkarten oder ähnlichem verwehrt. Ein schauriges Szenario.
Und obwohl man es schon immer gewusst hat, dass die Behörden alle persönlichen Daten von einem haben, fühlt es sich doch sehr beklemmend an, wenn man dann tatsächlich in einer Polizeikontrolle sieht, wie schutzlos man eigentlich ist.
Da bin ich dann auch kurz aus meinem Schlaf aufgeschreckt und musste erkennen, dass es genau jetzt ein guter Zeitpunkt ist, das Land zu verlassen und wieder zurückzugehen.
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