Der duftende Hafen (Teil 4)
Alles ist über Brücken, Übergange, Treppen und Tunnel miteinander verbunden
Eine neue Sprache: okay daran kann man sich gewöhnen. Asiatische Mentalität: kenne ich schon. Aber der Linksverkehr: das geht gar nicht. Ein Überbleibsel der Engländer, das man meiner Meinung nach sofort abschaffen sollte. Linksverkehr ist in der heutigen Zeit absolut nutzlos, er verwirrt bloß. Wenn es ein normales System wäre, würde nicht an jeder Strasse in Hong Kong oder auch in London stehen “look right”. In Städten, in denen der Verkehr “richtig” herum läuft ist das einfach nicht notwendig.
Wenn wir gerade schon dabei sind: Die Stecker hier sind auch schon wieder anders. Es gibt zwar wie in Deutschland und China auch 220V Strom, aber die deutschen Stecker, die in China einigermassen wackelig in die Steckdose passen, passen hier überhaupt nicht mehr. Man braucht definitiv einen Adapter.
Ich habe mich umgesehen und habe festgestellt, dass der erste Eindruck täuscht. Oder sagen wir: er täuscht nicht, es ist schon chaotisch und nicht leicht sich zurechtzufinden, aber Hong kong ist nicht groß, deshalb relativiert sich das alles wieder.
Wenn man die Größe einer Stadt wie Beijing gewohnt ist, ist Hong Kong sehr klein.
Ich habe mir bis jetzt bewusst nicht die Touristenziele angesehen. Ich wollte lieber die Stadt auf eigene Faust entdecken. Wie soll man sich denn sonst ein eigenes Bild machen, wenn man einfach der Herde hinterher stiefelt ?
Aber eines wollte ich doch sehen: Die Aussichtsplattform auf Victoria Peak. Aber ich wollte nicht mit der Bahn oder dem Bus hinauffahren, sondern zu Fuß hinaufsteigen. Was ich dann entdeckt habe stellt alles andere in den Schatten. Vergessen sie die Aussichtsplattform. Zugegeben: Die Aussicht ist wirklich schön, aber ich habe einen absoluten Reisetipp gefunden.
Wenn sie im Stadtzentrum in den Hong Kong Park gehen, können sie an seiner Westseite einige Treppen hinaufsteigen und kommen dann irgendwann zur Bowen Road. Dieser folgen sie einfach Richtung Osten.
Die Bowen Road führt am Hang entlang auf Höhe der ganz großen Hochhäuser Hong Kongs. Man kann die Stadt vom Westen nach Osten ablaufen mit einem sensationellen Blick hinunter auf die Hochhäuser. Man selber befindet sich auf einer Art Wanderweg im Grünen und kann unter sich die Stadt beobachten. Ein einmaliges Erlebnis. Sollten Sie einmal in Hong Kong sein, probieren sie es unbedingt aus.
Bedenken Sie aber: Sie kommen aus der Stadt, also von fast 0 Metern über dem Meer und steigen über Treppen und krumme Pfade auf die Höhe der Hochhaustürme. Sie können sich also ausmalen wie viele Stockwerke sie ungefähr erklimmen müssen um hierhin zu kommen. Und das bei einem Wetter wie im Gewächshaus. Wer nicht gut zu Fuß ist sollte den Aufstieg über die Treppen lieber meiden.
Wenn man aber oben ist, ist es tatsächlich schön. Oben Vogelgezwitscher, unten der Klang von Presslufthämmern. Es wird ständig weiter gebaut und auch an den Aussenfassaden der Häuser irgendwo zwischen dem 20. und 30. Stock läßt ein Bambusgerüst erahnen, dass in der Wohnung gerade entkernt wird. Man wartet eigentlich ständig darauf, dass eins der Häuser in sich zusammenfällt.
Die Bowen Road ist ein ausgeschriebener Wanderweg, es fahren aber auch Autos hier entlang. Es gibt ein paar wenige Häuser an dieser Strasse, die man von hier aus nur erahnen kann und deren Eingänge oft nur über wackelige Treppchen und Brücken zu erreichen sind.
Ich persönlich weiß nicht, ob ich selbst mit dem Auto hier entlang fahren würde. Oft ist der Weg nichts weiter als eine schmale, freischwebende Brücke, die über den Abgrund ragt und deren Stützpfeiler sich den schmalen Platz auf dem Felsen mit Baumwurzeln teilen müssen, die sie teilweise schon komplett überwuchern.
Ein weiterer Höhepunkt sind die Märkte in Hong Kong, insbesondere die Nachtmärkte. Ich denke ganz Südchina, oder vielleicht sogar Südasien ist bekannt für seine Nachtmärkte.
Man findet hier tatsächlich alles. Erst mal natürlich wieder jede Menge zu Essen, Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte. Es gibt verschiedene Stände, die chinesische Medizin anbieten. Meist getrocknetes Irgendwas unbestimmbarer Herkunft, das in großen Gläsern ausgestellt wird um vom Fachmann zusammen mit unzähligen anderen Kräutern und getrockneten Tieren als Tee aufgekocht zu werden, der dann die Schmerzen im Herzbereich lindern kann.
Chinesische Medizin hat auf viele Touristen aus dem Westen eine okkult anmutende geheime Aura. Man versteht es nicht ganz, es scheint aber schon seit tausenden von Jahren zu funktionieren. Und in der Tat hier können wir einiges lernen. Ich denke jetzt nicht an inneres und äußeres Qi, die sich ohne Berührung gegenseitig beeinflussen können, sondern ganz pragmatisch an die unterschiedlichen Herangehensweisen.
Auf dem Nachtmarkt in Hong Kong
Die chinesische Medizin hingegen geht davon aus, dass der ganze Organismus im Gleichgewicht sein muss, damit es einem gut geht. Also versucht man, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das beflügelt dann auch die körpereigenen Selbstheilungskräfte. Kleines Beispiel: Man hat sich erkältet. Der Körper reagiert darauf mit Hitze. Jetzt muss man dem Körper z.B. Kräuter geben, die kühlend wirken. (Gemeint ist die Eigenschaft der Kräuter in der chinesischen Medizin. Es ist völlig egal ob man sie heiß als Tee oder irgendwie anders zu sich nimmt.)
Meiner Meinung nach ein gutes Konzept. Ein Arzt, der beide Denkmodelle verinnerlicht hat, ist mit Sicherheit einer der besseren Ärzte.
Aber ich bin schon wieder abgeschweift. Neben Essen und Medizin gibt noch Haushaltswaren, Spielzeug, Geschirr, Krimskrams und und und. So ein Markt ist sehr interessant. Ich könnte jede Nacht einen besuchen.
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