Camera Obscura
Die Camera Obscura ist eigentlich bloss ein dunkler, leerer Raum mit einem Loch in der Wand.
Das Prinzip kann man auch auf einen Schuhkarton oder ähnliches übertragen. Man kennt das Phänomen auch unter dem Namen Lochkamera.
Es ist ein Konstrukt, um die Funktion des menschlichen Auges nachzubilden.
Licht dringt durch das Loch in den Raum bzw. Karton und wird an der gegenüberliegenden Wand kopfüber projiziert.
Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie dunkle Kammer.
Heutzutage mutet er recht seltsam an, da man bei Camera an eine Videokamera denkt und obskur heutzutage in der Regel für fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft und ähnliches gebraucht wird. Und genau da kommen wir zu unserem heutigen Artikel. In Städten wie Beijing sind unzählige Kameras installiert.
Neben Verkehrsüberwachungsanlagen gibt es auf jeder Hauptverkehrsstrasse und auch in jedem alten Stadtviertel, in den letzten, verdreckten Ecken, wo kaum ein Mensch jemals herumläuft Kameras der unterschiedlichsten Bauformen.
Selbst in unseren Büroräumen gibt es Kameras, auf die wir als Firma selber gar keinen Zugriff haben, sondern lediglich die Hausverwaltung. Das ist in China ganz normal.
Es werden ständig und rund um die Uhr Menschenströme überwacht um herauszufinden, wer sich obskur verhält. (Wer einmal in London war, wird so etwas ähnliches schon einmal erlebt haben).
Dazu ist das System mit intelligenter Software ausgestattet und kann Gesichter erkennen. Es hört auf den Namen 雪亮 (xuě liàng).
Der Ursprung dieses Namens geht auf den Ausspruch 群众的眼睛是雪亮的 (qún zhòng de yǎn jing shì xuě liàng de) von Mao (毛泽东 máo zé dōng), dem Gründer der Chinesischen Volksrepublik zurück.
Frei übersetzt: „Die Augen der Menschenmassen sind die schärfsten“ (雪亮 xuě liàng wörtlich übersetzt bedeutet eigentlich „der Glanz des Schnees“).
Hintergrund dieses Ausspruchs ist der, dass alle Leute sich gegenseitig beobachten sollten, um unerwünschtes Verhalten zu melden.
Es ist geplant, neben den Kameras, die den öffentlichen Raum, die U-Bahnen und Shoppingmalls beobachten, auch bereits installierte, private Kameras in den Wohnblöcken, oder eben jene wie die aus unseren Büroräumen, mit in das System zu integrieren.
Ein System, von dem viele Leute auch im Westen träumen. Grundrechte und Datenschutz Verordnungen verhindern die Installation solch eines Überwachungsapparates aber bisher in Deutschland.
In anderen Staaten geht man bereits auch in diese Richtung. Amerika und England, um nur zwei zu nennen.
Wenn man den Medien trauen kann, sind in China derzeit 180 Millionen öffentliche Kameras installiert und bis 2020 sollen es sogar 600 Millionen werden.
Bis jetzt ist die Kamera pro Kopf Verteilung in den Vereinigten Staaten mit 62 Millionen Kameras (Stand 2016) noch höher, aber das wird sich dann ändern.
Ein Vorfall der gerade in den Medien die Runde macht, handelt von einem Mann, der polizeilich gesucht wurde und sich in der Menschenmenge eines Konzertes verstecken wollte.
Sage und schreibe 60.000 Menschen besuchten das Konzert, was die Behörden offensichtlich trotzdem nicht vor ein ernstzunehmendes Hindernis gestellt hat.
Mit Hilfe der Gesichtserkennung konnte der Gesuchte innerhalb kürzester Zeit dingfest gemacht werden.
Aber die Technik wird natürlich auch anders verwendet, teilweise auch um die Menschen daran zu gewöhnen.
Angeblich gibt es bereits einen KFC Laden, in dem man mit Gesichtserkennung bezahlen kann. Einmal in die Kamera gelächelt und das Geld wird abgebucht (eine schaurige Vorstellung, aber durchaus zukunftsweisend).
Und auch kuriose Auswüchse dieser Technik sind bereits bekannt. So soll es bereits in der Nähe des Himmelstempels (天坛 tiān tán) in Beijing eine vollautomatische Toilette geben, in der den Benutzern anhand der Gesichtserkennung nur eine limitierte Menge an Papier zur Verfügung gestellt wird.
Aber kommen wir wieder zurück zu den ernsteren Themen: Man hört immer wieder, dass sogenannte „soziale Listen“ angelegt werden sollen, die Verkehrsverstösse oder anderes unerwünschtes Verhalten dokumentieren, um es auffälligen Individuen zu erschweren zum Beispiel Flug- oder Bahntickets zu erwerben.
Aber auch die Erfassung von regelmässigen Abläufen, um mit Hilfe von intelligenten Programmen sogenanntes Problemverhalten zu analysieren und sogar vorauszusagen ist ein grosses Thema.
Einige Firmen in den Städten 重庆 (chóng qìng) und 北京 (běi jīng) arbeiten bereits ziemlich erfolgreich an diesen Technologien und da Datenschutz in China nur eine verschwindend kleine Rolle spielt, hat man, um die Systeme lernen zu lassen, die weltweit grösste Datenbank an Passbildern zur Verfügung.
Das grosse Ziel wird hier sein, diese Systeme weiter auszubauen und mit Bankdaten, Social Media, den Taxi Apps und allem was sonst noch Daten liefert, zusammenzufassen.
Man sagt immer so lapidar, dass George Orwell’s 1984 nicht mehr weit entfernt ist, dabei sind wir bereits mittendrin.
Somit werden langsam aber sicher die „menschlichen Kameras“ abgelöst, die man überall an exponierten Plätzen findet.
Die Rede ist von Mitarbeitern des Sicherheitspersonals, das es in jeder Wohnanlage, in jedem grösseren Kaufhaus und an unzähligen Plätzen überall in der Stadt gibt.
Wenn jemand beraubt wird, sind diese Wächter in der Regel nicht zu gebrauchen. Sie verhindern keine Straftaten, sondern registrieren sie lediglich.
Wenn man sich an einen von ihnen wendet, wird man eh an die Polizei weiter verwiesen, es macht für einen selber also keinen Unterschied ob sie da sind, oder nicht.
Ebenso wie die unzähligen Kameras, reagieren sie nicht auf Kleinkriminelles Verhalten um den Geschädigten zu helfen.
Ein immer wieder gerne zitiertes Beispiel sind die Schrankenwächter, die den Zugang zu den Wohnblocks und den Communities bewachen.
Ein Dieb kann unter ihren Augen ein Fahrrad entwenden oder Zugang zu den Wohnblöcken bekommen. Man fragt sich wofür sie eigentlich da sind.
Und wenn man etwas weiter in die chinesischen Viertel, etwas abseits der schicken Büroviertel schaut, findet man noch die klassischen Aufpasser.
Berufene aus dem Viertel, die sich mit Tisch, Stühlen und einer Schärpe in den Schatten der Bäume setzen und aufpassen, dass alles seinen geregelten Weg geht (So eine Art freiwillige Sittenpolizei).
Aber um wieder auf die modernen Systeme zurückzukommen: Es hat sich herausgestellt, dass es gegen jedes Mittel auch ein wirksames Gegenmittel gibt.
Wenn man es übertreibt, wehrt sich dem Mensch mit Hilfe von Low-Tech gegen den mächtigen High-Tech Gegner, wie ein Beispiel aus 重庆 (chóng qìng) zeigt:
Das Eingangstor eines Wohnblocks wurde mit der Gesichtserkennung ausgestattet, was es sämtlichen Lieferanten, Besuchern, Müllsammlern etc. unmöglich gemacht hat, hineinzukommen. Daraufhin hat man das Tor einfach nicht mehr geschlossen.
Das Prinzip kann man auch auf einen Schuhkarton oder ähnliches übertragen. Man kennt das Phänomen auch unter dem Namen Lochkamera.
Es ist ein Konstrukt, um die Funktion des menschlichen Auges nachzubilden.
Licht dringt durch das Loch in den Raum bzw. Karton und wird an der gegenüberliegenden Wand kopfüber projiziert.
Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie dunkle Kammer.
Heutzutage mutet er recht seltsam an, da man bei Camera an eine Videokamera denkt und obskur heutzutage in der Regel für fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft und ähnliches gebraucht wird. Und genau da kommen wir zu unserem heutigen Artikel. In Städten wie Beijing sind unzählige Kameras installiert.
Neben Verkehrsüberwachungsanlagen gibt es auf jeder Hauptverkehrsstrasse und auch in jedem alten Stadtviertel, in den letzten, verdreckten Ecken, wo kaum ein Mensch jemals herumläuft Kameras der unterschiedlichsten Bauformen.
Selbst in unseren Büroräumen gibt es Kameras, auf die wir als Firma selber gar keinen Zugriff haben, sondern lediglich die Hausverwaltung. Das ist in China ganz normal.
Es werden ständig und rund um die Uhr Menschenströme überwacht um herauszufinden, wer sich obskur verhält. (Wer einmal in London war, wird so etwas ähnliches schon einmal erlebt haben).
Dazu ist das System mit intelligenter Software ausgestattet und kann Gesichter erkennen. Es hört auf den Namen 雪亮 (xuě liàng).
Der Ursprung dieses Namens geht auf den Ausspruch 群众的眼睛是雪亮的 (qún zhòng de yǎn jing shì xuě liàng de) von Mao (毛泽东 máo zé dōng), dem Gründer der Chinesischen Volksrepublik zurück.
Frei übersetzt: „Die Augen der Menschenmassen sind die schärfsten“ (雪亮 xuě liàng wörtlich übersetzt bedeutet eigentlich „der Glanz des Schnees“).
Hintergrund dieses Ausspruchs ist der, dass alle Leute sich gegenseitig beobachten sollten, um unerwünschtes Verhalten zu melden.
Es ist geplant, neben den Kameras, die den öffentlichen Raum, die U-Bahnen und Shoppingmalls beobachten, auch bereits installierte, private Kameras in den Wohnblöcken, oder eben jene wie die aus unseren Büroräumen, mit in das System zu integrieren.
Ein System, von dem viele Leute auch im Westen träumen. Grundrechte und Datenschutz Verordnungen verhindern die Installation solch eines Überwachungsapparates aber bisher in Deutschland.
In anderen Staaten geht man bereits auch in diese Richtung. Amerika und England, um nur zwei zu nennen.
Wenn man den Medien trauen kann, sind in China derzeit 180 Millionen öffentliche Kameras installiert und bis 2020 sollen es sogar 600 Millionen werden.
Bis jetzt ist die Kamera pro Kopf Verteilung in den Vereinigten Staaten mit 62 Millionen Kameras (Stand 2016) noch höher, aber das wird sich dann ändern.
Ein Vorfall der gerade in den Medien die Runde macht, handelt von einem Mann, der polizeilich gesucht wurde und sich in der Menschenmenge eines Konzertes verstecken wollte.
Sage und schreibe 60.000 Menschen besuchten das Konzert, was die Behörden offensichtlich trotzdem nicht vor ein ernstzunehmendes Hindernis gestellt hat.
Mit Hilfe der Gesichtserkennung konnte der Gesuchte innerhalb kürzester Zeit dingfest gemacht werden.
Aber die Technik wird natürlich auch anders verwendet, teilweise auch um die Menschen daran zu gewöhnen.
Angeblich gibt es bereits einen KFC Laden, in dem man mit Gesichtserkennung bezahlen kann. Einmal in die Kamera gelächelt und das Geld wird abgebucht (eine schaurige Vorstellung, aber durchaus zukunftsweisend).
Und auch kuriose Auswüchse dieser Technik sind bereits bekannt. So soll es bereits in der Nähe des Himmelstempels (天坛 tiān tán) in Beijing eine vollautomatische Toilette geben, in der den Benutzern anhand der Gesichtserkennung nur eine limitierte Menge an Papier zur Verfügung gestellt wird.
Aber kommen wir wieder zurück zu den ernsteren Themen: Man hört immer wieder, dass sogenannte „soziale Listen“ angelegt werden sollen, die Verkehrsverstösse oder anderes unerwünschtes Verhalten dokumentieren, um es auffälligen Individuen zu erschweren zum Beispiel Flug- oder Bahntickets zu erwerben.
Aber auch die Erfassung von regelmässigen Abläufen, um mit Hilfe von intelligenten Programmen sogenanntes Problemverhalten zu analysieren und sogar vorauszusagen ist ein grosses Thema.
Einige Firmen in den Städten 重庆 (chóng qìng) und 北京 (běi jīng) arbeiten bereits ziemlich erfolgreich an diesen Technologien und da Datenschutz in China nur eine verschwindend kleine Rolle spielt, hat man, um die Systeme lernen zu lassen, die weltweit grösste Datenbank an Passbildern zur Verfügung.
Das grosse Ziel wird hier sein, diese Systeme weiter auszubauen und mit Bankdaten, Social Media, den Taxi Apps und allem was sonst noch Daten liefert, zusammenzufassen.
Man sagt immer so lapidar, dass George Orwell’s 1984 nicht mehr weit entfernt ist, dabei sind wir bereits mittendrin.
Somit werden langsam aber sicher die „menschlichen Kameras“ abgelöst, die man überall an exponierten Plätzen findet.
Die Rede ist von Mitarbeitern des Sicherheitspersonals, das es in jeder Wohnanlage, in jedem grösseren Kaufhaus und an unzähligen Plätzen überall in der Stadt gibt.
Wenn jemand beraubt wird, sind diese Wächter in der Regel nicht zu gebrauchen. Sie verhindern keine Straftaten, sondern registrieren sie lediglich.
Wenn man sich an einen von ihnen wendet, wird man eh an die Polizei weiter verwiesen, es macht für einen selber also keinen Unterschied ob sie da sind, oder nicht.
Ebenso wie die unzähligen Kameras, reagieren sie nicht auf Kleinkriminelles Verhalten um den Geschädigten zu helfen.
Ein immer wieder gerne zitiertes Beispiel sind die Schrankenwächter, die den Zugang zu den Wohnblocks und den Communities bewachen.
Ein Dieb kann unter ihren Augen ein Fahrrad entwenden oder Zugang zu den Wohnblöcken bekommen. Man fragt sich wofür sie eigentlich da sind.
Und wenn man etwas weiter in die chinesischen Viertel, etwas abseits der schicken Büroviertel schaut, findet man noch die klassischen Aufpasser.
Berufene aus dem Viertel, die sich mit Tisch, Stühlen und einer Schärpe in den Schatten der Bäume setzen und aufpassen, dass alles seinen geregelten Weg geht (So eine Art freiwillige Sittenpolizei).
Aber um wieder auf die modernen Systeme zurückzukommen: Es hat sich herausgestellt, dass es gegen jedes Mittel auch ein wirksames Gegenmittel gibt.
Wenn man es übertreibt, wehrt sich dem Mensch mit Hilfe von Low-Tech gegen den mächtigen High-Tech Gegner, wie ein Beispiel aus 重庆 (chóng qìng) zeigt:
Das Eingangstor eines Wohnblocks wurde mit der Gesichtserkennung ausgestattet, was es sämtlichen Lieferanten, Besuchern, Müllsammlern etc. unmöglich gemacht hat, hineinzukommen. Daraufhin hat man das Tor einfach nicht mehr geschlossen.
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