Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.
Nun ist es so weit. Alle haben es bereits prognostiziert, aber trotzdem wurde nicht eingelenkt.
Es geht heute wieder um die neuen Mietfahrräder, die vor nicht all zu langer Zeit China’s Strassen überflutet haben.
Im Artikel Das häckende Fahrrad hatte ich bereits die Befürchtung geäussert, dass die Massen an Rädern, die in der Stadt aufgestellt wurden, schnell zu einem Problem werden und sich, ehe man sich versieht, in einen gigantischen Müllberg verwandeln könnten.
Inzwischen sind drei der grossen Mietfahrrad Anbieter bankrott gegangen und auch bei den verbliebenen, kommen die Angestellten, die die Räder von den all zu verstopften Gehwegen und Strassen wegräumen sollen, schon lange nicht mehr hinterher.
Viele Verkehrsteilnehmer sind wütend und nicht selten sieht man etliche Räder auf einen Haufen geworfen, damit man überhaupt noch Platz findet, sich auf offener Strasse zu bewegen.
Ein sehr beeindruckendes Bild gab es diese Tage in den Medien aus Xiamen. Hier wurden all die störenden Räder zusammengetragen und bildeten so einen gigantischen Berg. Ein Fussballfeld grosses Gelände und an die Spitze der Berges konnte man nur noch mit Hilfe von Kranwagen gelangen. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich es hier leider nicht zeigen.
Inzwischen sind die Räder oft dermassen gehasst, dass man hier und da jemanden sieht, der eines von ihnen durch die Luft wirft, oder es einfach beiseite tritt.
Deformierte Reifen, abgerissene Sättel und sonstige Anzeichen von Vandalismus gibt es immer wieder.
Vielerorts finden sich die neu produzierten und absolut intakten Drahtesel auch in Seen von Parks oder Kanälen wieder, in die sie mutwillig geworfen wurden.
Ich dachte eigentlich, dass man in China ohnehin schon ein schlechtes Verhältnis zu Natur und Müllvermeidung hat, da es durchaus usus ist, seinen Abfall einfach fallen zu lassen und auch sonst im grossen Stil Umweltgifte und anderes ungefiltert in die Natur entlassen werden.
Nun hat China einen weiteren Punkt auf seiner unrühmlichen Müll Problem Liste zu verzeichnen.
Es gibt auch andere Geschichten über die neuen Mietfahrräder zu berichten, aber alle sind sie nicht sonderlich schön.
Neben dem Trick, den ich im Artikel Das häckende Fahrrad beschrieben habe, gibt es auch noch Leute, die tatsächlich die Sättel der Fahrräder mit Nägeln, Nadeln oder sogar Rasierklingen präparieren.
Oft so gut gemacht, dass man es auf den ersten Blick gar nicht bemerkt und teilweise so angebracht, dass man sich die Innenseite der Schenkel verletzt.
Und es gibt die Geschichten über Leute, die sich einfach eines dieser Räder nehmen und zum privaten Eigentum erklären.
Das Speichenschloss wird zersägt, der Rahmen notdürftig umlackiert und schon hat man ein kostenloses Fahrrad.
Dass so etwas Diebstahl ist, sehen viele Leute hier tatsächlich nicht so. Sehr oft ist es im kollektiven Glauben so, dass alles, was allgemein benutzt werden kann, auch allen gehört.
Der ein oder andere schränkt diesen Begriff von „allen“ einfach auf „ich“ ein, schliesslich ist man ja auch Teil von allen und der Rest kann sich ja immer noch die anderen Fahrräder ausleihen.
Es ist ein Umstand, der mir immer wieder in China begegnet. Die Fahrräder sind jetzt nur ein Beispiel von vielen (Blumenklau aus den Fahrbahnrabatten für das eigene Fensterbrett oder nächtliches entwenden von Baumaterialien wie Ziegel oder Platten von Baustellen sind hierbei noch vergleichsweise kleinkriminelle Aktionen. Aber das ist auch wieder ein anderes Thema und soll in einem anderen Artikel beschrieben werden).
Und dann gibt es noch die Geschichte mit den Daten. Jedes Fahrrad ist mit GPS ausgestattet, damit man Räder überall abstellen, sie mit Hilfe der App aber trotzdem wieder auffinden kann.
GPS- und Kundendaten (wer fährt wann wohin) sind natürlich für grosse Konzerne wieder sehr interessant, geben sie doch Aufschluss über das Verhalten von potenziellen Kunden. Und auch für einige andere Anwendungszwecke wären diese Daten mit Sicherheit interessant. Man hört immer wieder, dass der Verkauf dieser Daten das eigentliche Geschäftsmodell ist und das Geld in die Kassen bringt, nicht die Vermietung der Räder (hatte ich im Artikel Phishing for compliments ja kurz angeschnitten).
Wohin man auch schaut, die Mietfahrräder und ihr Geschäftskonzept haben immer einen sauren Beigeschmack.
Nichts ist hier zu spüren von der „wir teilen“-Mentalität oder der Gewissheit, dass man eine saubere Alternative zum Auto unterstützt. Das ist sehr schade, zeigt aber auch wieder einmal, wie gnadenlos der Konkurrenzkampf in China ist.
Eine Idee, so gut sie auch sein mag, wird so weit ausgetreten, bis sie sich in ein Horror Szenario verwandelt.
Inzwischen sind die chinesischen Mietfahrräder auch in Deutschland angekommen.
Ich frage mich allen Ernstes wie viele Millionen Fahrräder tatsächlich hergestellt wurden...
Wie auch immer. Wenn man vorsichtig ist, sich das Fahrrad vor dem mieten genauestens untersucht und keine Mängel feststellt, kann man dann doch ein wenig die frische Luft geniessen beim Ritt durch die Millionenmetropole Beijing.
Also, wenn die Luftwerte mitspielen... und es trotzdem nicht stürmt... und wenn der Verkehr mal nicht ganz so chaotisch ist, dass man um sein Leben fürchten muss... und man keinen falschen QR-Code am Rad findet... oder Rasierklingen im Sattel...
Also DANN trifft auch der Ausspruch „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ von John F. Kennedy wieder zu.
Es geht heute wieder um die neuen Mietfahrräder, die vor nicht all zu langer Zeit China’s Strassen überflutet haben.
Im Artikel Das häckende Fahrrad hatte ich bereits die Befürchtung geäussert, dass die Massen an Rädern, die in der Stadt aufgestellt wurden, schnell zu einem Problem werden und sich, ehe man sich versieht, in einen gigantischen Müllberg verwandeln könnten.
Inzwischen sind drei der grossen Mietfahrrad Anbieter bankrott gegangen und auch bei den verbliebenen, kommen die Angestellten, die die Räder von den all zu verstopften Gehwegen und Strassen wegräumen sollen, schon lange nicht mehr hinterher.
Viele Verkehrsteilnehmer sind wütend und nicht selten sieht man etliche Räder auf einen Haufen geworfen, damit man überhaupt noch Platz findet, sich auf offener Strasse zu bewegen.
Ein sehr beeindruckendes Bild gab es diese Tage in den Medien aus Xiamen. Hier wurden all die störenden Räder zusammengetragen und bildeten so einen gigantischen Berg. Ein Fussballfeld grosses Gelände und an die Spitze der Berges konnte man nur noch mit Hilfe von Kranwagen gelangen. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich es hier leider nicht zeigen.
Inzwischen sind die Räder oft dermassen gehasst, dass man hier und da jemanden sieht, der eines von ihnen durch die Luft wirft, oder es einfach beiseite tritt.
Deformierte Reifen, abgerissene Sättel und sonstige Anzeichen von Vandalismus gibt es immer wieder.
Vielerorts finden sich die neu produzierten und absolut intakten Drahtesel auch in Seen von Parks oder Kanälen wieder, in die sie mutwillig geworfen wurden.
Ich dachte eigentlich, dass man in China ohnehin schon ein schlechtes Verhältnis zu Natur und Müllvermeidung hat, da es durchaus usus ist, seinen Abfall einfach fallen zu lassen und auch sonst im grossen Stil Umweltgifte und anderes ungefiltert in die Natur entlassen werden.
Nun hat China einen weiteren Punkt auf seiner unrühmlichen Müll Problem Liste zu verzeichnen.
Es gibt auch andere Geschichten über die neuen Mietfahrräder zu berichten, aber alle sind sie nicht sonderlich schön.
Neben dem Trick, den ich im Artikel Das häckende Fahrrad beschrieben habe, gibt es auch noch Leute, die tatsächlich die Sättel der Fahrräder mit Nägeln, Nadeln oder sogar Rasierklingen präparieren.
Oft so gut gemacht, dass man es auf den ersten Blick gar nicht bemerkt und teilweise so angebracht, dass man sich die Innenseite der Schenkel verletzt.
Und es gibt die Geschichten über Leute, die sich einfach eines dieser Räder nehmen und zum privaten Eigentum erklären.
Das Speichenschloss wird zersägt, der Rahmen notdürftig umlackiert und schon hat man ein kostenloses Fahrrad.
Dass so etwas Diebstahl ist, sehen viele Leute hier tatsächlich nicht so. Sehr oft ist es im kollektiven Glauben so, dass alles, was allgemein benutzt werden kann, auch allen gehört.
Der ein oder andere schränkt diesen Begriff von „allen“ einfach auf „ich“ ein, schliesslich ist man ja auch Teil von allen und der Rest kann sich ja immer noch die anderen Fahrräder ausleihen.
Es ist ein Umstand, der mir immer wieder in China begegnet. Die Fahrräder sind jetzt nur ein Beispiel von vielen (Blumenklau aus den Fahrbahnrabatten für das eigene Fensterbrett oder nächtliches entwenden von Baumaterialien wie Ziegel oder Platten von Baustellen sind hierbei noch vergleichsweise kleinkriminelle Aktionen. Aber das ist auch wieder ein anderes Thema und soll in einem anderen Artikel beschrieben werden).
Und dann gibt es noch die Geschichte mit den Daten. Jedes Fahrrad ist mit GPS ausgestattet, damit man Räder überall abstellen, sie mit Hilfe der App aber trotzdem wieder auffinden kann.
Verbogenes Vorderrad und die Kette vom Zahnrad gerissen. Bilder wie dieses sind leider keine Seltenheit.
Wohin man auch schaut, die Mietfahrräder und ihr Geschäftskonzept haben immer einen sauren Beigeschmack.
Nichts ist hier zu spüren von der „wir teilen“-Mentalität oder der Gewissheit, dass man eine saubere Alternative zum Auto unterstützt. Das ist sehr schade, zeigt aber auch wieder einmal, wie gnadenlos der Konkurrenzkampf in China ist.
Eine Idee, so gut sie auch sein mag, wird so weit ausgetreten, bis sie sich in ein Horror Szenario verwandelt.
Inzwischen sind die chinesischen Mietfahrräder auch in Deutschland angekommen.
Ich frage mich allen Ernstes wie viele Millionen Fahrräder tatsächlich hergestellt wurden...
Wie auch immer. Wenn man vorsichtig ist, sich das Fahrrad vor dem mieten genauestens untersucht und keine Mängel feststellt, kann man dann doch ein wenig die frische Luft geniessen beim Ritt durch die Millionenmetropole Beijing.
Also, wenn die Luftwerte mitspielen... und es trotzdem nicht stürmt... und wenn der Verkehr mal nicht ganz so chaotisch ist, dass man um sein Leben fürchten muss... und man keinen falschen QR-Code am Rad findet... oder Rasierklingen im Sattel...
Also DANN trifft auch der Ausspruch „Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ von John F. Kennedy wieder zu.

Comments
Display comments as Linear | Threaded