Gleich klatscht es
Vor allen Dingen in Beijings Parks, wie hier im 日坛公园 (rì tán Park), kann man Leute treffen, die rückwärts laufen.
Man weiss nicht warum dies oder das so ist, wie es ist und vergleicht es mit dem, was man sonst so gelernt hat.
Aber das funktioniert nicht immer anstandslos. Einige Dinge sind in China einfach anders.
Zwei dieser seltsamen Eigenarten möchte ich auch heute wieder besprechen.
Zum einen warum man immer wieder in Parks, manchmal auch auf offener Strasse Menschen sehen kann, die rückwärts laufen und zum anderen warum viele Leute ständig in die Hände klatschen, während sie sich fortbewegen.
Fangen wir mit dem Rückwärtslaufen an:
Nun, nach der ganzheitlichen medizinischen Betrachtungsweise des Körpers und dem Gesundheitsverständnis der Chinesen ist es der Gesundheit zuträglich, wenn man seinen Körper von Zeit zu Zeit aus dem täglichen Trott und den üblichen Bewegungsabläufen reisst.
So werden andere Muskelgruppen angesprochen und die Aufmerksamkeit und das Gehör werden vermehrt gefordert.
Es ist also eine einfache Möglichkeit, den Körper fit zu halten, die in China immer wieder gerne genutzt wird.
Eben so verhält es sich mit dem „in die Hände klatschen“.
Entgegen des hin und wieder verbreiteten Gerüchts, dies sei noch ein Erbe aus den Zeiten der Kulturrevolution um Vögel zu verscheuchen, hat es einen einfachen medizinischen Hintergrund.
Aber die Geschichte mit den Vögeln ist interessant, deshalb möchte ich sie an dieser Stelle auch kurz erwähnen:
Einer Erzählung nach haben damals Vögel, allen voran Spatzen, die Körner auf den Feldern gefressen und so wurde veranlasst, dass zu festgelegten Uhrzeiten alle Bewohner kräftig in die Hände klatschen um sie zu vertreiben.
Wie viel Wahrheitsgehalt in dieser Geschichte steckt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es ist wieder einmal eine schöne Geschichte.
Tatsächlich aber soll durch das Klatschen bloss die eigene Blutzirkulation angeregt und die Durchblutung gefördert werden.
Das ist schon alles. Und so kann man immer wieder, vor allen Dingen ältere Leute, durch die Strassen ziehen sehen, die ständig in die Hände klatschen.
Interessanterweise sind diese einfachen Mittel der Gesundheitsvorsorge eben schon viel älter und waren schon weit vor der Zeit der Kulturrevolution bekannt.
Ein jahrtausende altes Wissen um Medizin und Gesundheit, das kurioserweise nicht in Büchern konserviert wurde, sondern mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Und das macht es, meiner Meinung nach, auch so interessant.
Wer die alte Kultur in China erleben will, muss nicht ins Museum gehen, wo alte Mythen mühevoll wiederbelebt werden, von denen heute nur noch eine handvoll Menschen wissen.
Sondern man kann den Geist aus alten Zeiten bis heute am täglichen Leben von ganz normalen Leuten ablesen.
Oft hört man alte Weissheiten, wenn man einfach nur am Strassenstand seine Nudeln kauft.
Und so erfährt man zum Beispiel, dass man sich im Frühling und Herbst nicht exakt den Temperaturen angemessen kleiden sollte.
Im Frühling sollte man etwas schwitzen und im Herbst etwas frieren, ganz einfach aus dem Grund, dass sich so der Körper bereits an die anstehenden Temperaturwechsel gewöhnen kann und man sich nicht so einfach erkältet.
Wie sich die Menschen verhalten, oder was sie zitieren, alles ist Geschichte und reicht teilweise Jahrtausende zurück.
Auch das ist wieder ein Teil von dem, was China so einzigartig macht.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt