Von Robbi, Tobbi, Drecki und Kotze
Wie nennt man am besten ein deutsches Restaurant, in dem Fassbier ausgeschenkt wird ? Richtig: ‘drunk’.
Selbst wenn es sich um Dinge oder Umstände handelt, die es lange schon nicht mehr gibt, existieren sie weiter in unseren Köpfen.
Einige von ihnen hinterlassen einen dermassen bleibenden Eindruck, dass sie durch unterschiedliche Reize wieder hervorgerufen werden können. So erinnert man sich zurück bei einem bestimmten Geruch, einem Bild oder einer Melodie.
Eine meiner Verknüpfungen zur Kindheit ist das Stück Oxygène (Part IV) von Jean-Michel Jarre, da es zu meiner Kindheit als Titelmelodie der Sendung „Aus Forschung und Technik“ von und mit Joachim Bublath benutzt wurde.
Die Fernsehzeit war begrenzt, somit war diese Serie zusammen mit der „Sendung mit der Maus“ und „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ (übrigens beide unter Armin Maiwald entstanden) mit eine der prägendsten Fernsehserien (ich weiss, ich war auch damals schon komisch).

Zumindest dachte ich bis jetzt immer, dass besagtes Stück von Jean-Michel Jarre eine Zeit lang die Titelmelodie zu der Fernsehreihe „Aus Forschung und Technik“ war.
Wenn man zu diesem Thema im Internet forscht, findet man zu der Sendung „Aus Forschung und Technik“, die später dann in „Abenteuer Forschung“ umbenannt wurde, nur Hinweise zu den Titeln „Fugue“ von Rolf Wehmeyer und „Rallye speedway“ von Perrier. Nichts anderes.
Interessanterweise ist der Titel „Aus Forschung und Technik“ nicht nur in meinen Erinnerungen fest mit dem Stück Oxygène (Part IV) verbunden, sondern es gibt auch noch einige andere Leute, die in den Internet Foren die gleiche Erinnerung teilen.
Man könnte aus diesem Thema auch wunderbar einen Artikel über die Verschwörungstheorie der Titelmusik machen, die angeblich nie existiert hat, aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Trends und Erfahrungen, die man in Kindertagen gemacht hat, kommen und gehen wie alles andere auch.
Spätestens, wenn es zu einer Sache ein T-Shirt gibt mit „... is not dead“, dann ist das das Zeichen das unumstösslich klar macht, dass diese Sache definitiv tot ist.
Alle traurigen Gestalten, die in den 90ern noch „Punk’s not dead“ auf ihrem Körper getragen haben, wussten tief in ihrem Innern bereits, dass sie die letzten Dinosaurier waren und es sich nur noch um den Versuch einer Heraufbeschwörung handelte, die ungehört an den Ohren der ehemaligen Kumpels mit so klanghaften Namen wie „Monster“, „Drecki“ oder „Kotze“ vorübergegangen ist, die sich dem Arbeits- oder Familienleben zugewandt haben und nur noch null Bock auf „null Bock“ hatten. So ist das Leben.
Ursprünglich war „Punks Not Dead“ der Titel des Debütalbums der schottischen Punkband „The Exploited“, das 1981 herausgekommen ist. Da machte er noch Sinn, in den 90ern dann war Punk definitiv tot (also die Subkultur, Musik ist ja eh unsterblich. Ausserdem gibt es bis heute noch Bands die guten Punkrock machen).
Und wo wir gerade bei „The Exploited“ sind: Sie spielen mit dem Album „Let’s Start A War... Said Maggie One Day“ einen richtig schönen, dreckigen aber trotzdem noch melodischer Punkrock, der Bands wie den „UK Subs“ und den „Dead Kennedys“ in nichts nachsteht und einem auf dem Kopfhörer schon mal den Weg zur Arbeit versüssen kann.

Wir wollen auch nicht vergessen, dass das Ende des Punkrock uns so gute Dinge wie den New Wave, Independent und Gothic Rock beschert hat.
Also kein Grund traurig zu sein. Ausserdem gibt es ja noch ein paar Bands die den Punkrock weiterhin leben, auch wenn er als Stilrichtung fast schon zur klassischen Musik gezählt werden kann.
Wie gesagt, Dinge vergehen, oft existieren sie nur noch in unseren Köpfen weiter und gerade in einer Stadt wie Beijing kann man das immer wieder erleben.
Die bevorzugten Restaurants, die man sich mühsam zusammengesucht hat, verschwinden immer wieder.
Gerade, wenn es sich um ein eigenes Geschäft und nicht um eine Restaurantkette handelt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass man sich in zwei, drei Jahren spätestens wieder einen neuen Lieblingsladen suchen muss.
Normalerweise bemerkt man, wenn man ein paar Jahre im Ausland gelebt hat und mal wieder zurück nach Deutschland kommt, dass sich „sooo“ viel verändert hat.
Die Leute die daheim geblieben sind bekommen davon gar nicht so viel mit, da sich die Dinge nach und nach ändern und sie nicht auf einen Schlag mit ihnen konfrontiert werden, anders als jemand der nach langer Zeit mal wieder zurückkommt.
In meinem Fall ist das Phänomen aber genau herumgedreht. China und vor allen Dingen seine Grossstädte verändern sich dermassen rasant, dass es mir, wenn ich mal wieder nach Deutschland fliege, so vorkommt, als würde die Zeit dort stillstehen.
Die Skyline ist immer noch die gleiche und es gibt auch keine fünf neuen U-Bahnen, die die drei neu entstandenen Stadtviertel mit der Innenstadt verbinden.
Selbst den türkischen Imbiss auf der Ecke, der italienische Pizza, chinesische Nudeln und ausgetrocknete Currywurst verkauft, wo man zur Bestellung immer einen kräftigen, extrem gesüssten, schwarzen Tee hingestellt bekommt, gibt es noch.
Es fühlt sich an, als würde man in seine Kindheit oder Jugendzeit zurückreisen.
Jede Ecke, jeder Winkel hat sich grösstenteils erhalten und erzählt noch die Geschichten von lang vergangenen Jugendstreichen und Erfahrungen die man als Kind mit grossen Augen dort gemacht hat.
Und obwohl man hier seine persönliche Sturm- und Drang Zeit und das wilde Leben erlebt hat, weiss man jetzt, dass die Zeit hier doch ein wenig langsamer vergeht, als an anderen Orten der Welt.
Es fühlt sich immer wieder gut an zurückzukommen und ich freue mich schon wieder auf meinen nächsten Urlaub in Deutschland, wenn alles wieder etwas beschaulicher und langsamer ist.
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