Bezahlen ist in China auch so eine Sache. Man denkt sich: „Was soll denn daran jetzt besonderes sein ?“
Aber es gibt Unterschiede. Mal ganz abgesehen davon dass man in China vermehrt auf moderne Medien umsteigt, wie zum Beispiel die Bezahlung per Handy, so sind auch traditionell schon einige Unterschiede vorhanden.
Zum ersten: Es gibt kein Trinkgeld. Nirgendwo. Oder sagen wir besser: Klassischerweise nirgendwo.
In modernen Hotels und schicken Clubs, in denen viele Ausländer ein- und ausgehen kann es doch schon vorkommen, dass die Angestellten ein Trinkgeld erwarten.
Aber normalerweise zahlt man in China kein Trinkgeld.
Das kann hin und wieder schon mal zu interessanten, kleinen Anekdoten führen:
So war ich einmal in einem Restaurant auf einer meiner ersten Chinareisen und habe der Bedienung etwas mehr Geld als den zu bezahlenden Betrag in die Hand gedrückt, da es gerade so passte und ein schöner runder Betrag war.
Danach bin ich aufgestanden und habe mich in Richtung Türe bewegt.
Die arme Angestellte sprang hastig hinter mir her mit den Worten „不对,不对“ (bù duì, bù duì), was so viel heisst wie „das stimmt nicht“.
Als ich ihr lächelnd sagte, dass das schon in Ordnung sei beharrte sie um so vehementer darauf, dass ich mein Wechselgeld an mich nähme.
Ihr war die ganze Situation offensichtlich sehr peinlich, also habe ich dann mein Wechselgeld eingesteckt und habe mich bedankt.
Der China World Trade Center Tower III.
Eigentlich war es von meiner Seite aus gut gemeint, hat aber dann mehr Hektik angerichtet als ursprünglich angenommen und die arme Frau in eine anscheinend unangenehme Situation gebracht.
Tun Sie mir den Gefallen und machen sie nicht den gleichen Fehler. Wenn Sie ihr Wechselgeld zurückbekommen, stecken Sie es einfach ein. Das macht es einfacher für alle Beteiligten.
Und glauben Sie mir: Das Leben ist um einiges einfacher ohne Trinkgeld. Man muss nicht herumrechnen wie viel man gibt, man hat nie mehr diese Ungewissheit ob es angemessen, oder zu viel oder zu wenig ist. Man will ja schliesslich nicht als geizig dastehen.
Sie besteigen ein Taxi und bezahlen, was auf dem Taxameter steht, fertig. Das ist sehr angenehm.
Vor allen Dingen, wenn man einmal etwas getrunken hat und sich mit dem Taxi nach Hause fahren lässt. Ich neige dann immer dazu zu viel Trinkgeld zu bezahlen. Dieses Problem habe ich in China nicht.
Eine weitere Sache ist die Frage wer bezahlt. Wenn Sie zum Beispiel mit Freunden oder Verwandten in China ausgehen, kommt am Ende des Essens immer das Gerangel um die Rechnung.
Selbst wenn man die anderen eingeladen hat, werden sie darauf bestehen bezahlen zu dürfen.
In einigen Fällen ist das mehr oder weniger gespielt und gilt als gute Tischsitte zumindest angeboten zu haben die Rechnung zu übernehmen, aber oft ist es tatsächlich ein regelrechter Kampf.
Da ich mich auf Chinesisch nicht so gut durchsetzen kann wie alle anderen hier, habe ich mir angewöhnt die Spielregeln ein wenig an meine Bedürfnisse anzupassen und gehe einfach, wenn abzusehen ist, dass nichts mehr nachbestellt wird, unter dem Vorwand die Toilette aufzusuchen, bezahlen.
Dann sind alle erst einmal beleidigt, aber das ist in der Regel auch nur gespielt.
Chinesen sind oft recht pragmatisch. Reicht der Platz in der Wohnung nicht aus, hängt man die Fische zum trocknen an die Telefonzelle.
Wenn man eine chinesische Wohnung mit einer deutschen vergleicht, dann wird man erst einmal überrascht sein.
In China ist selbst in einem schicken Neubau eine Wohnung bereits nach einem Jahr ziemlich heruntergekommen.
Wenn man in Deutschland eine Wohnung mietet, macht es eigentlich keinen Unterschied ob es ein Neubau ist, sie aus den 70ern stammt oder noch älter ist.
Man kann allenfalls Gebrauchsspuren der Vormieter erkennen.
Deutsche renovieren, streichen und bessern aus, wenn sie die Wohnung übernehmen bzw. abgeben und wenn sie länger darin wohnen auch noch zwischendrin.
Das macht in China keinen Sinn. Wenn man eine Wohnung mietet, so tut man das in der Regel für ein Jahr, danach wird ein neuer Vertrag ausgehandelt, oder man zieht um.
Warum sollte man da noch Geld aufwenden um die Wohnung neu zu tapezieren ?
Und der Vermieter tut es auch nicht, da er die Wohnung auch ohne zusätzlichen Aufwand an den Mann bringen kann. Wozu also die Mühe ?
Wenn Chinesen die Wohnung kaufen, dann sieht es schon ein wenig besser aus. Schliesslich ist es nun ihr zu Hause, in das sie investieren.
Allerdings ist das Grundmaterial, sprich die Wohnung selber oft von nicht einwandfreier Qualität, sind beim Bau von Wohnblocks und Häusern doch in der Regel fast ausschliesslich ungelernte Wanderarbeiter beschäftigt.
Selbst wenn sie ein wenig Ahnung vom Bauen haben, hält sich ihre Motivation oft in Grenzen. Wer will es ihnen verübeln ? Die Zahlungsmoral ihrer Baufirmen ist ja auch oft schlecht bis gar nicht vorhanden.
Mit anderen Worten: Die Qualität auch von modernen Neubauten ist nicht immer das, was man aus Deutschland gewöhnt ist.
Undichte Duschen, schräge Böden oder Rohre, die nachträglich durch die Zimmer gelegt wurden, alles keine Seltenheit.
Aber noch eine Sache fällt auf im direkten Vergleich von einer chinesischen zu einer deutschen Wohnung.
Und das ist die Sauberkeit. Man könnte im ersten Moment denken „die Deutschen sind eben sehr penibel was Ordnung und Sauberkeit angeht“, aber das wäre wieder nur eine selbstverherrlichende Ansicht.
Aber es stimmt: Deutsche Wohnungen sind sauberer als welche in Beijing. Woran liegt das nun ?
Fangen wir einfach einmal mit der Küche an: In Deutschland wird in der Regel auf einem Elektroherd bei permanenter, mittlerer Hitze und mit wenig Öl gekocht. In China dagegen in den meisten Fällen auf Gas, hin und wieder auch mit Kohle, bei hoher Hitze mit viel Öl.
Dass das Spuren hinterlässt kann jeder nachvollziehen, der seinem Herd nicht nur zum aufwärmen benutzt, sondern auch um Essen zuzubereiten.
Ein feiner Öldunst legt sich auf alle Oberflächen und sammelt die Staubpartikel und bei einem Kohleherd auch noch die Russ- und Aschepartikel.
Bereits nach einem Tag kochen, was Chinesen in der Regel morgens, mittags und abends tun, sieht die Küche aus, wie eine deutsche Küche nach einem Monat intensiver Benutzung.
Und dann wäre da noch der Staub und Dreck. Selbst wenn sie in Beijing das Fenster nicht öffnen, kommen Staub und Dreck durch die Haustüre herein.
Sie können sich nicht vorstellen, wie staubig es in Beijing ist. Selbst wenn sie den ganzen Tag mit Putzen zubringen, gibt es noch Ecken in der Wohnung, die nicht schön aussehen.
Das was sich hier an einem Tag ansammelt, kommt in Deutschland im ganzen Jahr nicht zusammen.
Aus diesem Grunde gibt es auch nirgendwo Teppich, sondern lediglich Fliesen in den Wohnungen.
Obwohl man in jedem Haushalt ein Arsenal an Hausschuhen auch für Gäste in allen Formen, Farben und Grössen vorfindet, so ist der Fussboden einer chinesischen Wohnung aus meiner Sichtweise immer ein wenig wie der Boden draussen.
Es wird ständig gekehrt, aber so richtig sauber wird es nie. Da macht es dann auch keinen Unterschied, wenn die Gemüseschalen oder die Taschentücher mal auf den Boden fallen. Es wird ja eh bald wieder gekehrt. Da sind Chinesen oft sehr pragmatisch.