Der bombensichere Plan
Ich vermeide es, mit anderen Ausländern auszugehen oder überhaupt Beziehungen mit ihnen hier in China aufzubauen.
Das klingt jetzt recht seltsam, denn normalerweise rotten sich Ausländer, wenn sie fern der Heimat leben, gerne in Grüppchen zusammen.
Das sieht man in Deutschland und ebenso machen es die Deutschen auch im Ausland. Nur ich, komischer Vogel, falle aus dem Rahmen und bin wohl irgendwie seltsam.
Ursprünglich war das anders: Als ich das erste Mal in Beijing gelebt habe, habe ich mich natürlich auch mit vermeintlich Gleichgesinnten zusammengetan und natürlich auch von deren Wissen profitiert, wenn sie schon länger hier waren.
Das hat sich aber ziemlich schnell als kontraproduktiv herausgestellt.
Schliesslich hatte ich viel Zeit und Geld investiert um nach China zu kommen und Chinesisch zu lernen.
Ein Freundeskreis mit dem man ständig Englisch, oder noch schlimmer Deutsch spricht ist eher hinderlich und bringt einen nicht weiter.
Somit habe ich damals kurzerhand alle Kontakte zu anderen Ausländern auslaufen lassen und mich nur noch auf chinesische Freunde eingelassen.
Das ist erst einmal ein ziemlich einsames Leben, da es unheimlich schwer ist in einen chinesischen Freundeskreis einzutauchen.
Die meisten Menschen würden alleine aus diesem Grund diesen Weg nicht wählen, aber mir hat es tatsächlich geholfen.
Zum einen hatte ich keine Ablenkung mehr was andere Sprachen angeht und konnte mich voll und ganz auf das Lernen konzentrieren, zum anderen hatte ich jetzt auch die nötige Zeit dafür.
Da ich jetzt in China für ein deutsches Unternehmen arbeite, habe ich natürlich auch oft mit allen möglichen Leuten unterschiedlichster Nationalitäten zu tun. Das ist im Berufsleben auch gar nicht schlimm, sondern eher erfrischend.
Ich vermeide es trotzdem weitestgehend mit anderen Ausländern auszugehen, da ich es als sehr anstrengend empfinde.
Es gibt selbstverständlich ein paar wenige Ausnahmen: Kollegen die dann und wann mal Freunde zum Osterbrunch in ihren 胡同 hú tòng (Wohnung in einem der alten Stadtviertel) einladen und unvergessliche Feste feiern.
Aber in der Regel sieht so ein Abend unter Ausländern anders aus:
Selbst wenn man mit netten Leuten weggeht, man landet immer in irgendwelchen angeblich schicken Touristenbars.
Ich versuche immer dagegen zu steuern, aber in der Regel werde ich überstimmt. Dann landet man wieder in einem Laden mit viel zu lauter Musik und gepanschtem Alkohol, wo sich junge Frauen auf den Emporen an metallenen Stangen reiben.
Ich denke dann: „noch klischeehafter geht es gar nicht mehr.“
Aber selbst wenn man nicht in diesen Läden landet, so trifft man sich doch immer in irgendwelchen Läden, in denen sich Ausländer und Expats in der Regel so treffen: Also Der Irish pub, das Paulaner Brauhaus oder diverse andere Kneipen, die man aus der Heimat kennt.
Das ist ja nicht grundsätzlich schlecht, aber definitiv einfallslos. In einer Stadt wie Beijing gibt es unüberschaubar viele interessante Orte, die wesentlich besser geeignet wären und oft muss man hier nicht einmal auf deutsches Bier verzichten.
Aber wie gesagt: Diese Orte sind ja nicht grundsätzlich verkehrt. Das Problem sind die Leute, oder sagen wir besser: Es ist immer dieser eine dabei, der den ganzen Abend zu Nichte macht.
Genau das ist das Problem. Es tummeln sich einige Ausländer in China, die hier versuchen ihren Traum zu leben. In der Regel versuchen sie hier ein Geschäft aufzubauen und sind auch immer im festen Glauben, dass China eben genau auf sie gewartet hat.
Was sie dann auch stets mit Inbrunst ungefragt jedem bis ins kleinste Detail erzählen müssen.
In den Augen vieler Ausländer ist China ein Land, das von jungen, dynamischen Geschäftsleuten erobert werden will, dabei vergessen sie, dass selbst Grossbetriebe sich hier bereits die Zähne ausgebissen haben, einfach nur aus dem Grund, dass sie ihre bisherige Firmenpolitik hier einfach nicht so leben können.
In China funktioniert alles anders und man sollte erst einmal viel Zeit investieren um überhaupt einen groben Überblick zu bekommen.
Ich lasse mich hin und wieder entgegen meinen Vorsätzen platt schlagen und gehe dann doch mit Leuten in diese Kneipen und jedes mal passiert es.
Dieses Mal war es ein junger Mann aus Österreich, der dummerweise irgendwie in unsere Gesprächsrunde gefunden und sich dann auch wie ein Geschwür dort festgesetzt hatte bis zum Ende des Abends.
Erst hielt er eine flammende Rede über die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland, um dann mit grossen Worten sein Geschäftsmodell vorzustellen, das in China garantiert der Renner wird, da im Grunde ja jedes Business weltweit gleich funktioniert.
Ich musste mich wirklich zurückhalten, um nicht lachend vom Stuhl zu fallen.
Kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich sind selbst aus europäischer Sicht kaum der Rede wert und aus chinesischer dementsprechend gar nicht mehr existent.
Dagegen sind die kulturellen Unterschiede zwischen China und Europa extrem, weshalb sich fast keines der Geschäftsmodelle, das ein junger Naseweis hierher bringt in China verwirklichen lässt.
Selbst grosse deutsche Automobilhersteller mussten Joint-Venture Verträge mit grossen chinesischen Firmen eingehen um auf dem chinesischen Markt Fuss zu fassen.
China lässt sich nicht so einfach über den Tisch ziehen. Weiss Gott nicht.
In der Regel kann man als Ausländer in China nur Geschäfte machen, wenn ein Grossteil der Einkünfte im Land bleibt.
Und das halte ich für ein sehr gut durchdachtes Konzept (aus chinesischer Sicht).
Als mir dieser selfmade Geschäftsmann dann noch sagte, dass er bereits seit vier Monaten in China sei war ich dann tatsächlich baff. So viel Naivität gebündelt hatte ich bis dato auch noch nicht erlebt.
Touristen, die sich als Chinaexperten ausgeben gibt es leider häufiger als man denkt.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass es jedes mal mindestens einen dieser Geschäftsleute mit einem bombensicheren Plan gibt, wenn man in China unter Ausländern unterwegs ist, dann können Sie sicher verstehen, warum ich es in der Regel vermeide.
Das klingt jetzt recht seltsam, denn normalerweise rotten sich Ausländer, wenn sie fern der Heimat leben, gerne in Grüppchen zusammen.
Das sieht man in Deutschland und ebenso machen es die Deutschen auch im Ausland. Nur ich, komischer Vogel, falle aus dem Rahmen und bin wohl irgendwie seltsam.
Ursprünglich war das anders: Als ich das erste Mal in Beijing gelebt habe, habe ich mich natürlich auch mit vermeintlich Gleichgesinnten zusammengetan und natürlich auch von deren Wissen profitiert, wenn sie schon länger hier waren.
Das hat sich aber ziemlich schnell als kontraproduktiv herausgestellt.
Schliesslich hatte ich viel Zeit und Geld investiert um nach China zu kommen und Chinesisch zu lernen.
Ein Freundeskreis mit dem man ständig Englisch, oder noch schlimmer Deutsch spricht ist eher hinderlich und bringt einen nicht weiter.
Somit habe ich damals kurzerhand alle Kontakte zu anderen Ausländern auslaufen lassen und mich nur noch auf chinesische Freunde eingelassen.
Das ist erst einmal ein ziemlich einsames Leben, da es unheimlich schwer ist in einen chinesischen Freundeskreis einzutauchen.
Die meisten Menschen würden alleine aus diesem Grund diesen Weg nicht wählen, aber mir hat es tatsächlich geholfen.
Zum einen hatte ich keine Ablenkung mehr was andere Sprachen angeht und konnte mich voll und ganz auf das Lernen konzentrieren, zum anderen hatte ich jetzt auch die nötige Zeit dafür.
Da ich jetzt in China für ein deutsches Unternehmen arbeite, habe ich natürlich auch oft mit allen möglichen Leuten unterschiedlichster Nationalitäten zu tun. Das ist im Berufsleben auch gar nicht schlimm, sondern eher erfrischend.
Ich vermeide es trotzdem weitestgehend mit anderen Ausländern auszugehen, da ich es als sehr anstrengend empfinde.
Es gibt selbstverständlich ein paar wenige Ausnahmen: Kollegen die dann und wann mal Freunde zum Osterbrunch in ihren 胡同 hú tòng (Wohnung in einem der alten Stadtviertel) einladen und unvergessliche Feste feiern.
Aber in der Regel sieht so ein Abend unter Ausländern anders aus:
Selbst wenn man mit netten Leuten weggeht, man landet immer in irgendwelchen angeblich schicken Touristenbars.
Ich versuche immer dagegen zu steuern, aber in der Regel werde ich überstimmt. Dann landet man wieder in einem Laden mit viel zu lauter Musik und gepanschtem Alkohol, wo sich junge Frauen auf den Emporen an metallenen Stangen reiben.
Ich denke dann: „noch klischeehafter geht es gar nicht mehr.“
Aber selbst wenn man nicht in diesen Läden landet, so trifft man sich doch immer in irgendwelchen Läden, in denen sich Ausländer und Expats in der Regel so treffen: Also Der Irish pub, das Paulaner Brauhaus oder diverse andere Kneipen, die man aus der Heimat kennt.
Das ist ja nicht grundsätzlich schlecht, aber definitiv einfallslos. In einer Stadt wie Beijing gibt es unüberschaubar viele interessante Orte, die wesentlich besser geeignet wären und oft muss man hier nicht einmal auf deutsches Bier verzichten.
Aber wie gesagt: Diese Orte sind ja nicht grundsätzlich verkehrt. Das Problem sind die Leute, oder sagen wir besser: Es ist immer dieser eine dabei, der den ganzen Abend zu Nichte macht.
Genau das ist das Problem. Es tummeln sich einige Ausländer in China, die hier versuchen ihren Traum zu leben. In der Regel versuchen sie hier ein Geschäft aufzubauen und sind auch immer im festen Glauben, dass China eben genau auf sie gewartet hat.
Was sie dann auch stets mit Inbrunst ungefragt jedem bis ins kleinste Detail erzählen müssen.
In den Augen vieler Ausländer ist China ein Land, das von jungen, dynamischen Geschäftsleuten erobert werden will, dabei vergessen sie, dass selbst Grossbetriebe sich hier bereits die Zähne ausgebissen haben, einfach nur aus dem Grund, dass sie ihre bisherige Firmenpolitik hier einfach nicht so leben können.
In China funktioniert alles anders und man sollte erst einmal viel Zeit investieren um überhaupt einen groben Überblick zu bekommen.
Ich lasse mich hin und wieder entgegen meinen Vorsätzen platt schlagen und gehe dann doch mit Leuten in diese Kneipen und jedes mal passiert es.
Dieses Mal war es ein junger Mann aus Österreich, der dummerweise irgendwie in unsere Gesprächsrunde gefunden und sich dann auch wie ein Geschwür dort festgesetzt hatte bis zum Ende des Abends.
Erst hielt er eine flammende Rede über die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland, um dann mit grossen Worten sein Geschäftsmodell vorzustellen, das in China garantiert der Renner wird, da im Grunde ja jedes Business weltweit gleich funktioniert.
Ich musste mich wirklich zurückhalten, um nicht lachend vom Stuhl zu fallen.
Kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich sind selbst aus europäischer Sicht kaum der Rede wert und aus chinesischer dementsprechend gar nicht mehr existent.
Dagegen sind die kulturellen Unterschiede zwischen China und Europa extrem, weshalb sich fast keines der Geschäftsmodelle, das ein junger Naseweis hierher bringt in China verwirklichen lässt.
Selbst grosse deutsche Automobilhersteller mussten Joint-Venture Verträge mit grossen chinesischen Firmen eingehen um auf dem chinesischen Markt Fuss zu fassen.
China lässt sich nicht so einfach über den Tisch ziehen. Weiss Gott nicht.
In der Regel kann man als Ausländer in China nur Geschäfte machen, wenn ein Grossteil der Einkünfte im Land bleibt.
Und das halte ich für ein sehr gut durchdachtes Konzept (aus chinesischer Sicht).
Als mir dieser selfmade Geschäftsmann dann noch sagte, dass er bereits seit vier Monaten in China sei war ich dann tatsächlich baff. So viel Naivität gebündelt hatte ich bis dato auch noch nicht erlebt.
Touristen, die sich als Chinaexperten ausgeben gibt es leider häufiger als man denkt.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass es jedes mal mindestens einen dieser Geschäftsleute mit einem bombensicheren Plan gibt, wenn man in China unter Ausländern unterwegs ist, dann können Sie sicher verstehen, warum ich es in der Regel vermeide.
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