Wiedervereinigung und Begrüssungsgeld
Dieser Artikel ist eigentlich ein weiterer Nachtrag zum Artikel Frühstück oder kotzen ?, aber da dieser bereits so lang geworden ist, habe ich mich entschieden, einen neuen zu erstellen.
Kurz nachdem unser Familienzuwachs geboren wurde, musste er, wegen einer Infektion, auch schon auf die Kinderstation.
Das ist eine harte Sache, vor allen Dingen für die Mutter, die sich direkt nach der Geburt ohnehin schon emotional am Limit befindet.
Man behält den kleinen Fratz gerade mal einen Tag und eine Nacht, dann wird er einem auch schon wieder „entrissen“.
Man füllt wieder unendlich viele Formulare aus und beantragt einen Account für ihn und bekommt eine Krankenkarte.
Aber das hatten wir ja bereits alles im vorangegangenen Artikel besprochen.
Dann kommt die eigentliche Tragödie: Man übergibt den einen Tag alten Hosenmatz einer Ärztin und dann verschwindet er samt Gitterbettchen hinter einer massiven Stahltüre. Von nun an darf man ihn nicht mehr sehen.
Wie man mir sagte hat das ganz pragmatische Gründe: Es macht es nicht einfach nur schwieriger Kinder aus dem Krankenhaus zu rauben (was wohl in einigen Provinzen vorgekommen ist), es macht es den Krankenschwestern auch wesentlich einfacher, die Kinder überhaupt geregelt versorgen zu können.
Denn besorgte, chinesische Familien rücken nicht selten mit der halben Verwandtschaft an und da hat natürlich jeder ein altes Hausmittelchen parat, wie der Nachwuchs denn bitteschön zu umsorgen sei.
Dies ist auch einer der Gründe, weshalb es kein Fenster gibt, durch das man die Kleinen sehen könnte, sie sind völlig vom Rest der Welt abgeschnitten.
Von medizinischer Seite gesehen sicherlich eine gute Idee, aber den Nachwuchs einen Tag nach der Geburt von Mutter und Vater zu trennen, das ist schon ein echt herber Schlag.
So verbringt man dann als Ehemann auch einiges an Zeit um seine Frau, die zusätzlich zu dieser Situation auch noch von Hormonen überwältigt ist, zu beruhigen und ihr vorzulügen, dass alles gut sei.
Man kann dann, wenn man es vermeiden möchte dem Nachwuchs das Milchpulvergemisch aus dem Krankenhaus verabreichen zu lassen, auch die Muttermilch abpumpen und bis 10:00 ins Krankenhaus auf die Kinderstation bringen.
Das wird spätestens dann zu einer logistischen Herausforderung, wenn die Mutter bereits entlassen, man etwas weiter vom Krankenhaus entfernt wohnt und die chinesische Regierung mal wieder tagt (was sie natürlich genau in diesen Tagen getan hat).
Man kann die Muttermilch nicht mit der U-Bahn transportieren, da an den Sicherheitschecks zu dieser Zeit nicht nur alle Taschen und Rucksäcke durchleuchtet werden, sondern auch jede Person mit einem Handscanner bearbeitet wird.
Wir wissen nicht genau welche Technik hier zum Einsatz kommt, also wollen wir lieber kein Risiko eingehen und die Milch irgendwelchen Strahlungen aussetzen.
Also ein Taxi mieten. Oder besser gesagt einen Fahrer von Didi (滴滴 dī dī) beauftragen (einem chinesischen Unternehmen, das nach dem Vorbild von Uber Privatpersonen zu Taxifahrern macht).
Das Problem hier liegt natürlich auf der Hand: Extreme Sicherheitskontrollen an den Haltestellen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln selber, die den ohnehin schon mühsamen Weg zur Arbeit noch weiter erschweren und die Fahrzeit mehr als verdoppeln können, lassen viele Leute auf das Auto umsteigen.
Zu den Hauptverkehrszeiten, also genau dann wenn man die Milch abzugeben hat, herrscht im gesamten Stadtbereich ein Superstau.
Man muss also einige Stunden mehr einplanen, wenn man noch pünktlich ans Ziel kommen will. Und das tagein, tagaus.
Bekommt man dann endlich den ersehnten Anruf, dass man sein Kind abholen und mit nach Hause nehmen darf, gilt es erst einmal wieder den ganzen bürokratischen Wahnsinn über sich ergehen zu lassen.
Auch hier haben mir wieder meine Schwiegereltern geholfen, solch ein Unterfangen ist für einen Ausländer selber gar nicht zu bewältigen.
Ich will auch gar nicht so sehr auf die Einzelheiten eingehen, alleine schon deshalb nicht, da ich nicht alles genau durchschaut habe.
Aber um Ihnen einen kleinen Einblick zu geben, will ich doch ein paar Dinge zusammenfassen:
Man bekommt vom Doktor auf der Kinderstation einen Zettel, mit dem man die Formalitäten einleiten kann.
Dann geht man wieder zum Schalter im Untergeschoss um sein Pfand, das man hinterlegt hatte wiederzubekommen.
Das für das Kind und das für die Frau. Bei dem für die Frau handelt es sich um die Krankenhausgebühren, Verpflegung und was sonst so angefallen ist mit Ausnahme der Operation selber (wir erinnern uns: diese mussten wir bar bezahlen).
Dann bekommt man noch hier und da etwas Geld wieder für Kleidung und Utensilien die man vom Krankenhaus geliehen hatte.
An anderen Stellen muss man für geliehene Utensilien noch etwas bezahlen.
Man läuft also von Schalter zu Schalter, bis man dann tatsächlich alles beisammen hat.
Und dann kommt endlich der grosse Augenblick: Man wird durch die dicke Stahltüre zu seinem Kind gelassen.
Der Doktor verpackt es in den mitgebrachten Anziehsachen und Deckchen so, dass es einem homogenen Klotz ähnelt und es irgendwie an Bernd das Brot erinnert.
Dann wieder mit dem Taxi durch den Stau nach Hause und dann ist es endlich geschafft: Die Familie ist wieder vereint und es gibt Glückwünsche und den obligatorischen roten Umschlag (红包 hóng bāo) gefüllt mit Geld als Geschenk von den Verwandten, Freunden und Mitarbeitern.
Kurz nachdem unser Familienzuwachs geboren wurde, musste er, wegen einer Infektion, auch schon auf die Kinderstation.
Das ist eine harte Sache, vor allen Dingen für die Mutter, die sich direkt nach der Geburt ohnehin schon emotional am Limit befindet.
Man behält den kleinen Fratz gerade mal einen Tag und eine Nacht, dann wird er einem auch schon wieder „entrissen“.
Man füllt wieder unendlich viele Formulare aus und beantragt einen Account für ihn und bekommt eine Krankenkarte.
Aber das hatten wir ja bereits alles im vorangegangenen Artikel besprochen.
Dann kommt die eigentliche Tragödie: Man übergibt den einen Tag alten Hosenmatz einer Ärztin und dann verschwindet er samt Gitterbettchen hinter einer massiven Stahltüre. Von nun an darf man ihn nicht mehr sehen.
Wie man mir sagte hat das ganz pragmatische Gründe: Es macht es nicht einfach nur schwieriger Kinder aus dem Krankenhaus zu rauben (was wohl in einigen Provinzen vorgekommen ist), es macht es den Krankenschwestern auch wesentlich einfacher, die Kinder überhaupt geregelt versorgen zu können.
Denn besorgte, chinesische Familien rücken nicht selten mit der halben Verwandtschaft an und da hat natürlich jeder ein altes Hausmittelchen parat, wie der Nachwuchs denn bitteschön zu umsorgen sei.
Dies ist auch einer der Gründe, weshalb es kein Fenster gibt, durch das man die Kleinen sehen könnte, sie sind völlig vom Rest der Welt abgeschnitten.
Von medizinischer Seite gesehen sicherlich eine gute Idee, aber den Nachwuchs einen Tag nach der Geburt von Mutter und Vater zu trennen, das ist schon ein echt herber Schlag.
So verbringt man dann als Ehemann auch einiges an Zeit um seine Frau, die zusätzlich zu dieser Situation auch noch von Hormonen überwältigt ist, zu beruhigen und ihr vorzulügen, dass alles gut sei.
Man kann dann, wenn man es vermeiden möchte dem Nachwuchs das Milchpulvergemisch aus dem Krankenhaus verabreichen zu lassen, auch die Muttermilch abpumpen und bis 10:00 ins Krankenhaus auf die Kinderstation bringen.
Das wird spätestens dann zu einer logistischen Herausforderung, wenn die Mutter bereits entlassen, man etwas weiter vom Krankenhaus entfernt wohnt und die chinesische Regierung mal wieder tagt (was sie natürlich genau in diesen Tagen getan hat).
Man kann die Muttermilch nicht mit der U-Bahn transportieren, da an den Sicherheitschecks zu dieser Zeit nicht nur alle Taschen und Rucksäcke durchleuchtet werden, sondern auch jede Person mit einem Handscanner bearbeitet wird.
Wir wissen nicht genau welche Technik hier zum Einsatz kommt, also wollen wir lieber kein Risiko eingehen und die Milch irgendwelchen Strahlungen aussetzen.
Also ein Taxi mieten. Oder besser gesagt einen Fahrer von Didi (滴滴 dī dī) beauftragen (einem chinesischen Unternehmen, das nach dem Vorbild von Uber Privatpersonen zu Taxifahrern macht).
Das Problem hier liegt natürlich auf der Hand: Extreme Sicherheitskontrollen an den Haltestellen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln selber, die den ohnehin schon mühsamen Weg zur Arbeit noch weiter erschweren und die Fahrzeit mehr als verdoppeln können, lassen viele Leute auf das Auto umsteigen.
Zu den Hauptverkehrszeiten, also genau dann wenn man die Milch abzugeben hat, herrscht im gesamten Stadtbereich ein Superstau.
Man muss also einige Stunden mehr einplanen, wenn man noch pünktlich ans Ziel kommen will. Und das tagein, tagaus.
Bekommt man dann endlich den ersehnten Anruf, dass man sein Kind abholen und mit nach Hause nehmen darf, gilt es erst einmal wieder den ganzen bürokratischen Wahnsinn über sich ergehen zu lassen.
Auch hier haben mir wieder meine Schwiegereltern geholfen, solch ein Unterfangen ist für einen Ausländer selber gar nicht zu bewältigen.
Ich will auch gar nicht so sehr auf die Einzelheiten eingehen, alleine schon deshalb nicht, da ich nicht alles genau durchschaut habe.
Aber um Ihnen einen kleinen Einblick zu geben, will ich doch ein paar Dinge zusammenfassen:
Man bekommt vom Doktor auf der Kinderstation einen Zettel, mit dem man die Formalitäten einleiten kann.
Dann geht man wieder zum Schalter im Untergeschoss um sein Pfand, das man hinterlegt hatte wiederzubekommen.
Das für das Kind und das für die Frau. Bei dem für die Frau handelt es sich um die Krankenhausgebühren, Verpflegung und was sonst so angefallen ist mit Ausnahme der Operation selber (wir erinnern uns: diese mussten wir bar bezahlen).
Dann bekommt man noch hier und da etwas Geld wieder für Kleidung und Utensilien die man vom Krankenhaus geliehen hatte.
An anderen Stellen muss man für geliehene Utensilien noch etwas bezahlen.
Man läuft also von Schalter zu Schalter, bis man dann tatsächlich alles beisammen hat.
Und dann kommt endlich der grosse Augenblick: Man wird durch die dicke Stahltüre zu seinem Kind gelassen.
Der Doktor verpackt es in den mitgebrachten Anziehsachen und Deckchen so, dass es einem homogenen Klotz ähnelt und es irgendwie an Bernd das Brot erinnert.
Dann wieder mit dem Taxi durch den Stau nach Hause und dann ist es endlich geschafft: Die Familie ist wieder vereint und es gibt Glückwünsche und den obligatorischen roten Umschlag (红包 hóng bāo) gefüllt mit Geld als Geschenk von den Verwandten, Freunden und Mitarbeitern.
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