Eine Neubausiedlung im Osten Beijings. Noch ist es eine Geisterstadt.
Urlaub in Deutschland. Schnell noch den Resturlaub aufbrauchen.
Nicht viel mehr als eine Woche Zeit und ein strammes Programm: Viele Leute besuchen, Geburtstage, etliche Dinge einkaufen.
Keine Zeit, um wirklich mal auszuruhen, aber was soll’s.
Wer braucht schon Erholung im Urlaub ?
Für mich sind Besuche in Deutschland eher zu Aufgabenblöcken verkommen, schliesslich gibt es immer viel zu tun und es hat sich einiges angesammelt.
So müssen Medikamente gekauft werden, die man in China zwar auch kaufen kann, die dort aber wahrscheinlich kopierte Plagiate sind, von denen man nicht weiss, ob sich nicht gesundheitlich bedenklich sind.
Oder auch Kinderspielzeug, Nuckel und Trinkflaschen, da es leider viel zu oft vorkommt, dass in China solche Dinge mit lebensgefährlichen Chemikalien hergestellt werden, die Kinder krank machen oder sogar töten können.
Es ist natürlich auch immer wieder schön Familie und Freunde zu treffen, allerdings reicht die Zeit meist nicht aus, um wirklich entspannt eine gemeinsame Zeit zu verbringen und es fühlt sich in der Regel eher wie ein Pflichtbesuch an (gerade bei den Freunden). Die Zeit ist also knapp.
Und dann, am ersten Tag rumort es schon. Ich habe irgendetwas gegessen, was meinem Magen wohl nicht so gut gefallen hat.
Also die ersten Tage Zwieback, Kamillentee und alle zwei Stunden auf Klo.
Nach drei Tagen hat sich der Magen so weit beruhigt, dass ich wieder vorsichtig richtige Nahrung zu mir nehmen konnte.
Allerdings geht so ein Durchfallzirkus doch ziemlich auf die Substanz und so fühlt man sich zum Jetlag und den schlaflosen Nächten, in denen man pausenlos auf’s Klo gerannt ist auch noch zusätzlich ausgelaugt und kraftlos.
Beste Voraussetzungen für einen zwei Tage anhaltenden und extrem nervenden Kopfschmerz, der über jedwede Behandlung mit Aspirin etc. bloss schreiend lacht.
Aber auch das geht vorbei und da sind wir schon beim heutigen Tag.
Dem Tag, an dem die Halsschmerzen angefangen haben und die Nase langsam verstopft.
Wenn ich jetzt noch eine richtige Erkältung bekomme, habe ich die Schnauze voll.
Es ist ja nicht so, dass ich mich ins Bett legen könnte um den ganzen Schlamassel auszukurieren.
Ich habe auch so schon einen sehr engen Zeitrahmen, in dem ich etliche Sachen erledigen muss.
Manchmal ist es einfach wie verhext.
Irgendwie freue ich mich dann doch schon wieder auf die Arbeit.
Warum muss das in China alles so kompliziert sein ?
Ich habe, seit ich ich in Beijing arbeite auch den technischen Einkauf übernommen.
Also alles was mit Computern und Software im weitesten Sinne zu tun hat.
Das war zu Anfang bereits ein grosser Aufwand, da den Einkauf vorher eine andere Firma für uns übernommen hatte.
So mussten wir bei sämtlichen Anbietern neue Kundennummern anlegen und Ansprechpartner finden, die auch Englisch sprechen bzw. lesen können.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Aufwand, der hier betrieben werden muss, den man sich kaum vorzustellen vermag.
In der Regel geht man davon aus, dass man bei internationalen Firmen ohne weitere Probleme auch in China die benötigten Produkte beziehen kann, aber weit gefehlt. Das ist nur theoretisch möglich.
Unsere Firma bezieht ihre Produkte von den klassischen Grosskonzernen für Computer Hard- und Software, von denen die meisten anderen Unternehmen weltweit sie auch beziehen.
Das macht es relativ einfach einen gleichbleibenden Standard in allen Büros, an allen Standorten weltweit zu gewährleisten.
Das funktioniert in der Regel auch ohne weitere Probleme, nur in China hakt es wieder mal.
Hier klafft wieder eine riesiger Spalt zwischen Theorie und Praxis.
Denn in der Regel wird der Einkauf von IT Hardware in China von Chinesen erledigt.
Es sind IT Subunternehmen, die für die grossen Betriebe arbeiten, oder eine chinesische IT Abteilung, oder irgendeine chinesische Sekretärin oder Aushilfe, niemals ein Ausländer.
Ich bin also wieder einmal allein auf weiter Flur.
Das alles ist ja auch gar kein Problem, wenn man seinen Ansprechpartner hat, bei dem man sich zum Beispiel einen Kostenvoranschlag für einen neuen Server holen kann.
Und genau da kommen wir wieder zu einem typisch chinesischen Problem.
In China wechseln die Angestellten ständig ihre Arbeitsplätze. Wenn es eine andere Firma gibt, die ein wenig mehr bezahlt, wird sofort gewechselt.
Ich hatte dieses Phänomen ja bereits in einigen anderen Artikeln angesprochen.
Die Kontaktpersonen, in meinem aktuellen Fall sogar direkt mehrere, sind irgendwann nicht mehr in der Firma beschäftigt.
Das interessante ist hier, dass das Unternehmen, von dem wir einen Grossteil unserer Hardware beziehen (immerhin eines der drei grössten weltweit) in China offensichtlich für dieses Problem keinen Fallback-Plan hat.
Man schreibt sich die Finger wund, aber man bekommt auf seine Mails weder eine Antwort, noch einen Hinweis, dass betreffende Person nicht mehr im Unternehmen arbeitet.
Auch die Telefonnummern sind nicht mehr vergeben. (Man könnte ja meinen, dass der Nachfolger die Nummer seines Vorgängers übernehmen würde. Aber auch das ist nicht der Fall)
Und als Kunde bekommt man von all dem nichts mit, da es auch niemanden gibt, der den Kundenstamm in irgendeiner Weise betreuen würde.
Wenn man dann wieder etwas bestellen möchte, wird es also richtig interessant:
Die alten Anprechpartner sind nicht mehr zu erreichen, also versucht man bei besagter Firma einen neuen zu finden.
Ich habe es tagelang versucht, ohne Erfolg.
Ich habe einzig in Erfahrung bringen können, dass es unsere Kundennummer angeblich gar nicht gibt.
Ich musste tatsächlich eine Aushilfe daran setzen, die sich als chinesischer Muttersprachler den halben Vormittag damit beschäftigt hat und unzählige Leute anrufen musste.
Und selbst dann war es nur schwer zu vermitteln, dass ich direkt einen Ansprechpartner bekomme mit dem ich, ohne die Hilfe eines zwischengeschalteten Chinesen, kommunizieren kann.
Alles aus der unerklärlichen Angst der Mitarbeiter eines amerikanischen Unternehmens in China Englisch sprechen zu müssen.
Wir mussten den Kollegen bei dieser Firma wirklich nach und nach beruhigen und ihm zu verstehen geben, dass der Kontakt in der Regel eh über Email läuft und ich auch etwas Chinesisch sprechen kann.
Man sollte ja in der Regel davon ausgehen, dass eine Firma die Hardware anbietet, daran interessiert ist ihre Produkte auch tatsächlich zu verkaufen, aber in China läuft eben wieder alles ein wenig anders.
Und ich weiss leider jetzt schon, dass es beim nächsten Mal wieder genau das gleiche Problem sein wird.