China light
Shanghai hat kulinarisch also doch was zu bieten, das ist jetzt klar.
Allerdings ist es in einigen Bezirken recht schwierig überhaupt ein wirklich chinesisches Restaurant oder einen Strassenimbiss zu finden.
Ich bin für ein berufliches Projekt ein paar Wochen wieder hierher gekommen und war mit ein paar Einheimischen unterwegs die lokale Küche zu erkunden.
Besonders gefallen haben mir die 小笼包 xiǎolóngbāo. Eine Shanghaier Spezialität, die man auch in anderen Landesteilen Chinas bekommt, allerdings nicht annähernd so schmackhaft.
Ich kannte sie zwar schon vorher, empfand sie aber als nicht viel mehr denn einen netten, nicht sehr Aufsehen erregenden Snack.
Frisch zubereitet in einem typischen Shanghaier Restaurant oder Strassenimbiss aber haben sie mich doch aus den Socken gehauen.
Es sind kleine Teigtaschen, ähnlich den 饺子 jiǎozi die man überall findet, meist mit einer Fleischfüllung und etwas Brühe im Innern.
Wenn man sie frisch bekommt sollte man aufpassen, dass man sich nicht verbrüht. Sie werden mit sanftem Essig zum tunken serviert.
Und dennoch: Ich habe mich mit Shanghai noch nicht wieder versöhnt. Es ist offensichtlich eine Stadt in der man als Ausländer nicht die Chance hat einen chinesischen Alltag zu leben, so wie man es in anderen Städten in China kann, sondern ein typisches Expat Leben führt.
Das tun die meisten Ausländer in Beijing zwar auch, aber dort hätten sie zumindest die Chance ihr Leben umzustellen.
Mir kommt es so vor, als ob diese Stadt versucht einen Spagat zwischen westlicher und chinesischer Kultur zu vollführen, der nicht so ganz gelingen will.
Es kommt mir eher so vor, als würde die eine die andere ins Abseits drängen anstatt sie zu bereichern.
Ich habe einige Ausländer gesprochen, die hierher gezogen sind. Für sie ist es die Stadt der Wahl. Sind sie doch einerseits in China, können andererseits aber weiterhin ihren westlichen Lebensstil pflegen und haben auch sprachlich weniger Probleme, da viele Leute hier englisch sprechen.
Selbst Leute, die jahrelang in Beijing gelebt haben und jetzt hier leben sagen das.
Allerdings können sie allesamt auch kein Chinesisch und lieben den westlichen Lebensstil.
Ich glaube, was sie eigentlich wollen ist mehr ein Beobachter zu sein, der die Vorzüge aus beiden Kulturen geniessen kann ohne selber etwas dafür tun zu müssen.
Also eher eine touristische Einstellung denn der Wunsch ganz in das chinesische Leben einzutauchen.
Es wird von ihnen immer wieder bemängelt, dass Beijing zum Beispiel zu provinziell sei. Nun gut, da ist etwas dran. Beijing ist provinziell.
Sehr viele Menschen, die aus den umliegenden Gemeinden oder von ganz woanders her nach Beijing gezogen sind geben der Stadt tatsächlich ein sehr provinzielles Flair.
Hin und wieder sieht man tatsächlich Leute, die noch nie eine Rolltreppe benutzt haben oder wie festgefroren staunend vor dem Fahrscheinautomaten stehen.
Die Umgangsformen vieler Leute sind gelinde gesagt sehr bäuerlich.
Aber genau das macht in meinen Augen auch den Charme dieser Stadt aus. Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten.
Ich frage mich immer was die Ausländer, die Beijing als zu provinziell empfinden tatsächlich in der Provinz machen würden.
Wenn das ganze Dorf in einem Abstand von 50 bis 100 Metern hinter ihnen herläuft und glotzt.
Mir ist das einmal passiert und es ist schon ein wenig beängstigend. Neugierde ist ja ganz ok, aber das ist dann doch etwas viel des Guten.
Shanghai mag für viele Ausländer tatsächlich die bessere Wahl sein, ist es in China doch nicht so einfach, als würde man in ein anderes europäisches Land oder nach Amerika, Australien ziehen.
Aber es ist eben nicht das typische China. Meiner Meinung nach sollte man, wenn man nach China ziehen möchte sich auch an die Kultur und Lebensumstände gewöhnen. Sonst ist es nicht echt.
Shanghai ist vielleicht eher so etwas wie ein Schnupperkurs und nicht das chinesische Leben.
Wäre Shanghai eine Marke, würde es wahrscheinlich “China light” heissen.
Aber mein persönlicher Blickwinkel ist, auf die Masse der Ausländer gesehen, die in China leben doch schon etwas spezieller.
Es hat eine Zeit lang gedauert bis ich das verstanden habe. Und letztendlich habe ich es gestern erst komplett verstanden.
Ich habe in die Runde gefragt warum jemand der es lieber einfach mag überhaupt nach China geht. Und die für mich unerwartete Antwort war: “Um Geschäfte zu machen”.
Natürlich! Das Offensichtliche ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Die meisten Ausländer sind hier um Geld zu verdienen.
Es geht gar nicht darum in China zu leben, sondern da wo das Geschäft blüht.
Eigentlich logisch. Ich bin trotzdem immer davon ausgegangen dass jemand der seinen Lebensmittelpunkt nach China verlegt sich vorher bereits einmal mit Land und Leuten auseinandergesetzt hat und es tut, weil es ihm dort gefällt.
Aber da war ich wohl etwas voreilig mit meiner Meinung. Offensichtlich gibt es weit weniger Gleichgesinnte hier als ich dachte.
Die meisten Ausländer in China wären zu Hause besser aufgehoben, sie kommen aber wegen des Jobs trotzdem hierher.
Ich habe, ganz anders, lange Zeit versucht zurück nach China zu gehen weil es mir hier gefallen hat, obwohl es erst einmal so aussah, als ob es gar keinen Job für mich hier gäbe.
Verstehen sie mich nicht falsch. Nichts ist verkehrt daran ein Leben in Shanghai dem in Beijing vorzuziehen. Aber es ist eben nicht China.
Zumindest nicht wenn man als Ausländer hier lebt. Chinesen, die in Shanghai wohnen werden das mit Sicherheit aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Für Chinesen ist es dann wohl eher die Bereicherung des täglichen Lebens, haben sie ja immer die Möglichkeit sich in China in einem wirklich chinesischen Umfeld zu bewegen. Aber für Ausländer ist das eben in einer Stadt wie Shanghai etwas schwieriger.
Shanghai ist eine moderne Stadt, hat kulturell sehr wenig zu bieten, die Geschäfte und Restaurants die man hier findet sind exakt die gleichen, die man überall auf der Welt findet. Zwar gut aber eben auch nichts besonderes.
Es ist alles teurer als in Beijing oder anderen chinesischen Städten und Taxifahren ist abends, wenn es regnet und die U-Bahn nicht mehr fährt unmöglich.
Wenn man, wie ich ohne Taxi App oder andere Gimmicks unterwegs ist, wird man auch nach 2 Stunden im Regen an einer grossen Strassenkreuzung noch kein freies Taxi erblickt haben.
Es gibt gutes chinesisches Essen in Shanghai, aber man muss schon danach suchen. Und die Leute die ich kennen gelernt habe gehen lieber in die modernen Restaurants.
Ich freue mich auf Beijing, wenn ich endlich mal wieder bodenständige Küche essen kann und nicht diesen hippen, globalisierten Mix-Quatsch.
Bleibt abschließend nur noch zu bemerken, dass für mich persönlich der Vergleich Beijing - Shanghai ganz klar zu Gunsten für Beijing ausfällt.
Ich mag Shanghai nicht besonders. Das liegt daran, dass ich die Einstellung der anderen Ausländer hier nicht mag. Und was ich noch viel weniger mag ist wenn man mich als einen von ihnen ansieht.
Ausserdem regnet es ständig.
Allerdings ist es in einigen Bezirken recht schwierig überhaupt ein wirklich chinesisches Restaurant oder einen Strassenimbiss zu finden.
Ich bin für ein berufliches Projekt ein paar Wochen wieder hierher gekommen und war mit ein paar Einheimischen unterwegs die lokale Küche zu erkunden.
Besonders gefallen haben mir die 小笼包 xiǎolóngbāo. Eine Shanghaier Spezialität, die man auch in anderen Landesteilen Chinas bekommt, allerdings nicht annähernd so schmackhaft.
Ich kannte sie zwar schon vorher, empfand sie aber als nicht viel mehr denn einen netten, nicht sehr Aufsehen erregenden Snack.
田子坊 (tián zi fáng) ist ein Touristenviertel in Shanghai aus verwundenen Gassen in denen kleine Läden, Cafes, Restaurants und Kneipen sind.
Es sind kleine Teigtaschen, ähnlich den 饺子 jiǎozi die man überall findet, meist mit einer Fleischfüllung und etwas Brühe im Innern.
Wenn man sie frisch bekommt sollte man aufpassen, dass man sich nicht verbrüht. Sie werden mit sanftem Essig zum tunken serviert.
Und dennoch: Ich habe mich mit Shanghai noch nicht wieder versöhnt. Es ist offensichtlich eine Stadt in der man als Ausländer nicht die Chance hat einen chinesischen Alltag zu leben, so wie man es in anderen Städten in China kann, sondern ein typisches Expat Leben führt.
Das tun die meisten Ausländer in Beijing zwar auch, aber dort hätten sie zumindest die Chance ihr Leben umzustellen.
Mir kommt es so vor, als ob diese Stadt versucht einen Spagat zwischen westlicher und chinesischer Kultur zu vollführen, der nicht so ganz gelingen will.
Es kommt mir eher so vor, als würde die eine die andere ins Abseits drängen anstatt sie zu bereichern.
Ich habe einige Ausländer gesprochen, die hierher gezogen sind. Für sie ist es die Stadt der Wahl. Sind sie doch einerseits in China, können andererseits aber weiterhin ihren westlichen Lebensstil pflegen und haben auch sprachlich weniger Probleme, da viele Leute hier englisch sprechen.
Wenn man etwas in 田子坊 (tián zi fáng) herumstöbert, merkt man dass die angeblichen Handwerkserzeugnisse in Farbe und Form genau denen ähneln, die man in jeder anderen chinesischen Stadt sonst auch kaufen kann.
Allerdings können sie allesamt auch kein Chinesisch und lieben den westlichen Lebensstil.
Ich glaube, was sie eigentlich wollen ist mehr ein Beobachter zu sein, der die Vorzüge aus beiden Kulturen geniessen kann ohne selber etwas dafür tun zu müssen.
Also eher eine touristische Einstellung denn der Wunsch ganz in das chinesische Leben einzutauchen.
Es wird von ihnen immer wieder bemängelt, dass Beijing zum Beispiel zu provinziell sei. Nun gut, da ist etwas dran. Beijing ist provinziell.
Sehr viele Menschen, die aus den umliegenden Gemeinden oder von ganz woanders her nach Beijing gezogen sind geben der Stadt tatsächlich ein sehr provinzielles Flair.
Hin und wieder sieht man tatsächlich Leute, die noch nie eine Rolltreppe benutzt haben oder wie festgefroren staunend vor dem Fahrscheinautomaten stehen.
Die Umgangsformen vieler Leute sind gelinde gesagt sehr bäuerlich.
Aber genau das macht in meinen Augen auch den Charme dieser Stadt aus. Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten.
Ich frage mich immer was die Ausländer, die Beijing als zu provinziell empfinden tatsächlich in der Provinz machen würden.
Wenn das ganze Dorf in einem Abstand von 50 bis 100 Metern hinter ihnen herläuft und glotzt.

Die Hochstrassen bestimmen in einigen Vierteln das Aussehen von Shanghai und sind ein gutes Orientierungsmittel.
Shanghai mag für viele Ausländer tatsächlich die bessere Wahl sein, ist es in China doch nicht so einfach, als würde man in ein anderes europäisches Land oder nach Amerika, Australien ziehen.
Aber es ist eben nicht das typische China. Meiner Meinung nach sollte man, wenn man nach China ziehen möchte sich auch an die Kultur und Lebensumstände gewöhnen. Sonst ist es nicht echt.
Shanghai ist vielleicht eher so etwas wie ein Schnupperkurs und nicht das chinesische Leben.
Wäre Shanghai eine Marke, würde es wahrscheinlich “China light” heissen.
Aber mein persönlicher Blickwinkel ist, auf die Masse der Ausländer gesehen, die in China leben doch schon etwas spezieller.
Es hat eine Zeit lang gedauert bis ich das verstanden habe. Und letztendlich habe ich es gestern erst komplett verstanden.
Ich habe in die Runde gefragt warum jemand der es lieber einfach mag überhaupt nach China geht. Und die für mich unerwartete Antwort war: “Um Geschäfte zu machen”.
Natürlich! Das Offensichtliche ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Die meisten Ausländer sind hier um Geld zu verdienen.
Es geht gar nicht darum in China zu leben, sondern da wo das Geschäft blüht.
Eigentlich logisch. Ich bin trotzdem immer davon ausgegangen dass jemand der seinen Lebensmittelpunkt nach China verlegt sich vorher bereits einmal mit Land und Leuten auseinandergesetzt hat und es tut, weil es ihm dort gefällt.
Aber da war ich wohl etwas voreilig mit meiner Meinung. Offensichtlich gibt es weit weniger Gleichgesinnte hier als ich dachte.
Die meisten Ausländer in China wären zu Hause besser aufgehoben, sie kommen aber wegen des Jobs trotzdem hierher.
Ich habe, ganz anders, lange Zeit versucht zurück nach China zu gehen weil es mir hier gefallen hat, obwohl es erst einmal so aussah, als ob es gar keinen Job für mich hier gäbe.
Die Hochstrassen ziehen sich nachts wie ein leuchtendes Band durch die Stadt, auch die die nicht von unten angestrahlt werden
Zumindest nicht wenn man als Ausländer hier lebt. Chinesen, die in Shanghai wohnen werden das mit Sicherheit aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Für Chinesen ist es dann wohl eher die Bereicherung des täglichen Lebens, haben sie ja immer die Möglichkeit sich in China in einem wirklich chinesischen Umfeld zu bewegen. Aber für Ausländer ist das eben in einer Stadt wie Shanghai etwas schwieriger.
Shanghai ist eine moderne Stadt, hat kulturell sehr wenig zu bieten, die Geschäfte und Restaurants die man hier findet sind exakt die gleichen, die man überall auf der Welt findet. Zwar gut aber eben auch nichts besonderes.

Showkoch in einem japanischen Restaurant
Wenn man, wie ich ohne Taxi App oder andere Gimmicks unterwegs ist, wird man auch nach 2 Stunden im Regen an einer grossen Strassenkreuzung noch kein freies Taxi erblickt haben.
Es gibt gutes chinesisches Essen in Shanghai, aber man muss schon danach suchen. Und die Leute die ich kennen gelernt habe gehen lieber in die modernen Restaurants.
Ich freue mich auf Beijing, wenn ich endlich mal wieder bodenständige Küche essen kann und nicht diesen hippen, globalisierten Mix-Quatsch.
Bleibt abschließend nur noch zu bemerken, dass für mich persönlich der Vergleich Beijing - Shanghai ganz klar zu Gunsten für Beijing ausfällt.
Ich mag Shanghai nicht besonders. Das liegt daran, dass ich die Einstellung der anderen Ausländer hier nicht mag. Und was ich noch viel weniger mag ist wenn man mich als einen von ihnen ansieht.
Ausserdem regnet es ständig.

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Auch in Shanghai gibt es einen SOHO Distrikt.Inzwischen bin ich immer öfter unterwegs, fliege mal hierhin, mal dorthin. Diese Woche bin ich wieder einmal beruflich in Shanghai. Das gibt mir wieder einmal Gelegenheit, die Unterschiede zwischen Shanghai u Comment (1)
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