Bis es weh tut
Dass die chinesische Medizin definitiv auch einen Artikel in diesem Blog wert ist, geht mir schon lange im Kopf herum, allerdings erfordert das ein wenig Zeit.
Zum einen, um all die Dinge, die ich bereits erfahren habe zusammenzutragen und zum anderen um darüber hinaus noch etwas zu recherchieren.
Aber einen Teilbereich der chinesischen Medizin möchte ich schon heute einmal ansprechen und zwar die Massage.
Sie hat eine lange Tradition in China und nicht alles, was man gemeinhin glaubt über sie zu wissen, entspricht auch tatsächlich der Wahrheit.
Zuerst möchte ich klarstellen, dass es sich in diesem Artikel ausschliesslich um die medizinische Massage handelt, also Rücken Füsse etc.
Mir ist nämlich aufgefallen, dass im Westen viele Leute Asien als eine grosse Kultur ansehen und glauben, dass es in allen asiatischen Ländern gleich zugeht. Darüber hinaus haben sie natürlich nur die extremsten Geschichten mitbekommen, die sie nun auf diese Länder projezieren.
Also: Alle Asiaten essen Katzen, können kein „R“ aussprechen, sind klein und eine Massage ist stets mit einem „Happy-End“ verbunden.
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass es die Massagen mit „Happy-End“ in China nicht gäbe.
Allerdings ist es nicht ganz so, wie viele Menschen, die noch nicht hier waren, sich das vorstellen.
Es gibt sie, sie sind aber selten, denn Prostitution ist komplett illegal in China.
Die Geschichten, die Sie ständig im Fernsehen angeboten bekommen, mögen vielleicht auf die Philippinen und Thailand zutreffen (wobei ich mir sicher bin, dass es sich hier auch nur um einige wenige Orte dreht, die ständig gezeigt werden und eigentlich nicht der Massstab sein sollten, an denen man diese Länder misst. Kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, da ich noch nie dort war). Jedenfalls sieht es in China definitiv anders aus.
Die chinesische Massage, im Chinesischen als 推拿 tuī ná (also schieben/drücken und greifen/ziehen) bezeichnet, ist, neben chinesischer Arznei, Akupunktur, Ernährungslehre und den Bewegungstherapien (Qigong (气功 qì gōng) und Taijiquan ( 太极拳 tài jí quán), das wir bereits im Artikel Immer wieder ein Kampf kennengelernt haben), eine der fünf Grundsäulen der chinesischen Medizin.
Wenn 推拿 (tuī ná) die medizinische Massage ist, dann ist 按摩 (àn mó) so etwas wie eine Wohlfühlmassage.
Dazwischen gibt es noch etliche Zwischenstufen, die mal mehr oder weniger professionell sind.
Viele Massagesalons beschäftigen blinde Angestellte und es wird behauptet, dass diese noch besser seien als „normale“ Masseure.
An den medizinischen Universitäten gibt es spezielle Kurse, die blinde Menschen in den Künsten der chinesischen Massage ausbilden, da dies eine der wenigen Beschäftigungen für sie ist, die sie selbständig ausführen können um Geld zu verdienen.
Aber egal ob 推拿 (tuī ná), 按摩 (àn mó) oder irgend etwas dazwischen, allen Massagestilen gemein ist, dass sie auf der medizinischen Massage basieren und man mit ihnen versucht die Körpereigenen Kräfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so dass wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) existiert.
In der chinesischen Medizin fliessen diese Kräfte in einem gesunden Körper ungehindert, während es in einem kranken Körper Blockaden gibt.
Das ist ein wenig anders, als man es gemeinhin kennt. Wenn man den Fluss der Kräfte ausser Acht lässt und die Blockaden als Verspannungen betrachtet, kann man aber leicht verstehen worum es geht. Massage eben.
Auch ich habe mich seit einiger Zeit in die Hände eines Masseurs begeben, da ständiger Bewegungsmangel und Arbeiten am Rechner irgendwann ihren Tribut fordern.
Das können Sie, wenn Sie in China sein sollten, auch gerne einmal ausprobieren, allerdings muss ich Sie vorher noch warnen:
Auch eine „Wohlfühlmassage“ wie 按摩 (àn mó) wird sie nicht dazu bringen danach frisch und frei aus dem Laden zu tanzen, weil sie sich so entspannt fühlen.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Eine gute chinesische Massage tut weh. Und zwar richtig.
Wer leichte masochistische Tendenzen verspürt, der wird sich hier wahrscheinlich gut aufgehoben fühlen.
Der Masseur erfühlt die verspannten Stellen und fragt dann „tut das weh?“, während er seinen Daumen in die schmerzende Stelle gräbt.
Wenn man dann mit gepresster Stimme antwortet „ja, genau da.“ und insgeheim hofft, dass er endlich den Druck löst, tut er das nur, um danach seinen Ellenbogen unter Zuhilfenahme seines ganzen Körpergewichts in die empfindliche Stelle zu pressen.
„Boys don’t cry“ schiesst es mir dann jedes Mal durch den Kopf, wie die britische Band The Cure es 1979 bereits gesungen hatte, während ich krampfhaft versuche mich zu entkrampfen.
„Schmerz ist bloss eine Illusion“. Ein Satz, der darauf anspielt, dass Schmerz eigentlich nichts anderes als elektrische Signale im Gehirn sind, wie alle anderen Signale auch.
Allerdings ist es für den Körper völlig egal ob man den Schmerz als eine Illusion deklariert, oder nicht. Er ist da, was diesen tollen Satz in dieser Situation völlig nutzlos macht.
Diese Erkenntnis kann man sich getrost für den Stammtisch am Abend aufbewahren.
Ein guter Masseur kann die Druckpunkte so stimulieren, dass nicht nur die Stelle, die er gerade bearbeitet schmerzt, sondern der Schmerz sich über die Nervenbahnen bis in ganz andere Regionen ausbreitet.
Wenn er irgendwann mit einem fertig ist, fühlt man sich wie frisch gefoltert.
Aber es wirkt. Die unzähligen Verspannungen, die sich nach und nach in meinen Schultern, Hals und Rücken aufgebaut haben, hat er nach und nach tatsächlich wegmassiert. Nur noch eine Stelle macht Probleme.
Ich bin mir aber sicher, dass er auch diese gewaltsam entfernen wird.
Ich werde auch weiterhin regelmässig hingehen, da es meinem Körper, trotz der Schmerzen während den Sitzungen, wirklich gut tut.
Zum einen, um all die Dinge, die ich bereits erfahren habe zusammenzutragen und zum anderen um darüber hinaus noch etwas zu recherchieren.
Aber einen Teilbereich der chinesischen Medizin möchte ich schon heute einmal ansprechen und zwar die Massage.
Sie hat eine lange Tradition in China und nicht alles, was man gemeinhin glaubt über sie zu wissen, entspricht auch tatsächlich der Wahrheit.
Zuerst möchte ich klarstellen, dass es sich in diesem Artikel ausschliesslich um die medizinische Massage handelt, also Rücken Füsse etc.
Mir ist nämlich aufgefallen, dass im Westen viele Leute Asien als eine grosse Kultur ansehen und glauben, dass es in allen asiatischen Ländern gleich zugeht. Darüber hinaus haben sie natürlich nur die extremsten Geschichten mitbekommen, die sie nun auf diese Länder projezieren.
Also: Alle Asiaten essen Katzen, können kein „R“ aussprechen, sind klein und eine Massage ist stets mit einem „Happy-End“ verbunden.
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass es die Massagen mit „Happy-End“ in China nicht gäbe.
Allerdings ist es nicht ganz so, wie viele Menschen, die noch nicht hier waren, sich das vorstellen.
Es gibt sie, sie sind aber selten, denn Prostitution ist komplett illegal in China.
Die Geschichten, die Sie ständig im Fernsehen angeboten bekommen, mögen vielleicht auf die Philippinen und Thailand zutreffen (wobei ich mir sicher bin, dass es sich hier auch nur um einige wenige Orte dreht, die ständig gezeigt werden und eigentlich nicht der Massstab sein sollten, an denen man diese Länder misst. Kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, da ich noch nie dort war). Jedenfalls sieht es in China definitiv anders aus.
Die chinesische Massage, im Chinesischen als 推拿 tuī ná (also schieben/drücken und greifen/ziehen) bezeichnet, ist, neben chinesischer Arznei, Akupunktur, Ernährungslehre und den Bewegungstherapien (Qigong (气功 qì gōng) und Taijiquan ( 太极拳 tài jí quán), das wir bereits im Artikel Immer wieder ein Kampf kennengelernt haben), eine der fünf Grundsäulen der chinesischen Medizin.
Wenn 推拿 (tuī ná) die medizinische Massage ist, dann ist 按摩 (àn mó) so etwas wie eine Wohlfühlmassage.
Dazwischen gibt es noch etliche Zwischenstufen, die mal mehr oder weniger professionell sind.
Viele Massagesalons beschäftigen blinde Angestellte und es wird behauptet, dass diese noch besser seien als „normale“ Masseure.
An den medizinischen Universitäten gibt es spezielle Kurse, die blinde Menschen in den Künsten der chinesischen Massage ausbilden, da dies eine der wenigen Beschäftigungen für sie ist, die sie selbständig ausführen können um Geld zu verdienen.
Aber egal ob 推拿 (tuī ná), 按摩 (àn mó) oder irgend etwas dazwischen, allen Massagestilen gemein ist, dass sie auf der medizinischen Massage basieren und man mit ihnen versucht die Körpereigenen Kräfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so dass wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Yin und Yang (阴阳 yīn yáng) existiert.
In der chinesischen Medizin fliessen diese Kräfte in einem gesunden Körper ungehindert, während es in einem kranken Körper Blockaden gibt.
Das ist ein wenig anders, als man es gemeinhin kennt. Wenn man den Fluss der Kräfte ausser Acht lässt und die Blockaden als Verspannungen betrachtet, kann man aber leicht verstehen worum es geht. Massage eben.
Auch ich habe mich seit einiger Zeit in die Hände eines Masseurs begeben, da ständiger Bewegungsmangel und Arbeiten am Rechner irgendwann ihren Tribut fordern.
Das können Sie, wenn Sie in China sein sollten, auch gerne einmal ausprobieren, allerdings muss ich Sie vorher noch warnen:
Auch eine „Wohlfühlmassage“ wie 按摩 (àn mó) wird sie nicht dazu bringen danach frisch und frei aus dem Laden zu tanzen, weil sie sich so entspannt fühlen.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Eine gute chinesische Massage tut weh. Und zwar richtig.
Wer leichte masochistische Tendenzen verspürt, der wird sich hier wahrscheinlich gut aufgehoben fühlen.
Der Masseur erfühlt die verspannten Stellen und fragt dann „tut das weh?“, während er seinen Daumen in die schmerzende Stelle gräbt.
Wenn man dann mit gepresster Stimme antwortet „ja, genau da.“ und insgeheim hofft, dass er endlich den Druck löst, tut er das nur, um danach seinen Ellenbogen unter Zuhilfenahme seines ganzen Körpergewichts in die empfindliche Stelle zu pressen.
„Boys don’t cry“ schiesst es mir dann jedes Mal durch den Kopf, wie die britische Band The Cure es 1979 bereits gesungen hatte, während ich krampfhaft versuche mich zu entkrampfen.
„Schmerz ist bloss eine Illusion“. Ein Satz, der darauf anspielt, dass Schmerz eigentlich nichts anderes als elektrische Signale im Gehirn sind, wie alle anderen Signale auch.
Allerdings ist es für den Körper völlig egal ob man den Schmerz als eine Illusion deklariert, oder nicht. Er ist da, was diesen tollen Satz in dieser Situation völlig nutzlos macht.
Diese Erkenntnis kann man sich getrost für den Stammtisch am Abend aufbewahren.
Ein guter Masseur kann die Druckpunkte so stimulieren, dass nicht nur die Stelle, die er gerade bearbeitet schmerzt, sondern der Schmerz sich über die Nervenbahnen bis in ganz andere Regionen ausbreitet.
Wenn er irgendwann mit einem fertig ist, fühlt man sich wie frisch gefoltert.
Aber es wirkt. Die unzähligen Verspannungen, die sich nach und nach in meinen Schultern, Hals und Rücken aufgebaut haben, hat er nach und nach tatsächlich wegmassiert. Nur noch eine Stelle macht Probleme.
Ich bin mir aber sicher, dass er auch diese gewaltsam entfernen wird.
Ich werde auch weiterhin regelmässig hingehen, da es meinem Körper, trotz der Schmerzen während den Sitzungen, wirklich gut tut.
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