Nomen est omen
Ich bin auf Grund des Artikels Wenn man erst einmal einen Namen hat, ist es ganz egal, wie man heisst gefragt worden, was es denn mit dem chinesischen Hausnamen auf sich hat.
Nun, zum Thema Namen und Titel gibt es einiges zu berichten, also habe ich mich entschlossen, anstatt eines Nachtrags zu dem vorherigen Artikel, einen eigenen hierüber zu schreiben.
Wie gesagt: In China haben Namen und Titel eine besondere Bedeutung. Noch mehr als bei uns im Westen, ist es immer wichtig, dass man Leute richtig anspricht.
Wenn man in einem kleinen Imbiss den Inhaber als 服务员 (fú wù yuán), also als „Kellner“ oder „Angestellter“ anspricht, was in einem Restaurant ganz normal wäre, ist das in dieser Situation äusserst unhöflich.
Ihn sollte man 师傅 (shī fu), also „Meister“ nennen. Ihm gehört dieser kleine Laden, das impliziert, dass er ein Meister seines Handwerks ist (selbst wenn das nicht zutrifft, ist es eine Frage der Höflichkeit).
Ebenso ist es wichtig Onkel, Tanten usw. immer mit dem richtigen Titel anzureden. Dabei muss man wissen, dass es hier im chinesischen unzählige von ihnen gibt.
Es gibt jeweils ein anderes Wort für die Grossmutter, je nachdem ob sie mütterlicher- oder väterlicherseits verwandt mit einem ist, ebenso für den Grossvater.
Brüder und Schwestern werden in ältere und jüngere Brüder bzw. Schwestern unterschieden und die Onkel und Tanten so wohl anhand des Alters so wie auch anhand der Abstammung von Vater oder Mutter.
Und für die jeweiligen Ehepartner, die man in Deutschland einfach auch nur „Onkel“ oder „Tante“ nennt, gibt es ebenfalls jeweils einen Ausdruck.
Wenn man einfach mal das Wort „Tante“ in ein Übersetzungsprogramm eingibt, erhält man ungefähr so etwas, wie in der folgenden Liste:
Sie sehen schon, da kommt einiges zusammen (und das sind bloss die Tanten).
Je nachdem, wer wen anspricht, ändern sich natürlich die Bezeichnungen. Wenn der älteste Cousin den zweitältesten anredet, wird er ihn als jüngeren Cousin bezeichnen, der drittälteste ihn als älteren Cousin.
In einigen Familien werden die Cousins und Cousinen daneben noch mit Zahlen versehen, um anzuzeigen an welcher Stelle sie stehen.
Ich bin beim Bestimmen der korrekten Anrede oft bereits mit diesem System überfordert, dabei haben wir die eigentlichen Namen noch ganz ausser Acht gelassen.
Je nachdem wer mit wem redet, werden auch gerne Bezeichnungen mit in die Namen eingebaut.
So redet ein älterer Freund oder Kollege den jüngeren schon mal mit 小王 (xiǎo wáng) an, also der kleine Herr Wang.
Die eigentlichen Namen in China setzen sich, wie bei uns aus einem Familiennamen und einem Vornamen zusammen.
In der Regel ein Zeichen für den Nachnamen und ein oder zwei für den Vornamen. Ausnahmen gibt es, diese sind aber sehr selten.
Im Artikel Klingelmäuschen hatte ich ja bereits erwähnt, dass es eigentlich über 700 chinesische Familiennamen gibt, sich die meisten Chinesen aber nur etwa 20 sehr häufig vorkommende von ihnen teilen.
Etliche dieser Namen haben eine unglaublich lange Geschichte und viele der Träger des gleichen Namens sind irgendwo ein paar hundert oder tausend Jahre rückblickend in der Geschichte auch nachweislich miteinander verwandt.
Chinesische Nachnamen bezeichnen, ähnlich wie in Deutschland meist eine Stellung oder einen Beruf, es gibt aber Ausnahmen.
Da sich die Nachnamen vieler Menschen in China ähneln, ist man daran interessiert den Vornamen so interessant und einzigartig wie möglich zu gestalten.
Die Wahl eines chinesischen Namens ist eine eigene Kunstform, wenn ich das mal so sagen darf. Aus zigtausend Zeichen diejenigen auszusuchen, die den Zeitpunkt der Geburt und die damit verbundenen Charaktereigenschaften des Kindes berücksichtigen und gleichzeitig in der Namenstradition der Familie stehen, das ist nicht einfach.
Man könnte ganze Bücher über dieses Thema schreiben (und es sind auch tatsächlich einige darüber geschrieben worden), aber an dieser Stelle für diesen Artikel soll es als grober Überblick reichen.
Nun, der chinesische Name hat also einigen Regeln zu folgen und so kann es sein, dass er in einem familiären Umfeld etwas zu sperrig ist, etwas zu gross jemanden damit anzusprechen wenn man ihn nur daran erinnern möchte das Kinderzimmer aufzuräumen.
Somit gibt es für Kinder noch den chinesischen Hausnamen.
Dieser folgt auch einigen Regeln, allerdings ist er losgelöst vom sonstigen Familiennamen und man ist somit etwas freier in der Wahl der Zeichen.
Auch hier wird wieder viel Wert gelegt auf das Geburtsdatum und die damit verbundenen Charaktereigenschaften.
Wenn das Kind auf Grund des Geburtsmonats bereits viel Feuer in sich trägt, und der Tag und die Geburtsstunde dieses Feuer noch bestärken, dann ist es ratsam dem Kind einen Namen mit viel Wasser zu geben.
Okay, ich denke, dass muss ich erklären: In der chinesischen Kultur wird allen möglichen Dingen eines von 5 Elementen zugeschrieben.
Diese können sich gegenseitig aufheben (Feuer und Wasser ist so ein Beispiel).
Diese Elemente rechnet man nicht nur Speisen, Getränken und Medizin zu, sondern eben auch Jahreszeiten, Daten, Zahlen und vielem anderen.
In westlichen Kulturen würde man jetzt den Namen so wählen, dass er die Eigenschaften beschreibt, die das Kind angeblich hat.
Ganz anders in China: Ähnlich der chinesischen Medizin legt man auch hier wieder Wert auf die Balance.
Wenn die vermeintlichen Eigenschaften also sehr feurig sind, so muss man dies mit dem Namen wieder ausgleichen.
Chinesische Schriftzeichen bestehen aus einzelnen Elementen, die für sich genommen auch ein eigenes Zeichen bilden können.
Somit kann man alle Zeichen anhand eines Hauptelements klassifizieren. Dieses Hauptelement nennt man „Radikal“.
Holz, Feuer, Wasser usw. sind typische Radikale (neben vielen anderen), die (Sie werden es schon vermutet haben) ebenfalls die 5 Elemente widerspiegeln.
Und so hofft man mit dem Namen (in diesem Fall dem Hausnamen) den unausgeglichenen Charaktereigenschaften entgegenzuwirken.
Die 5-Elemente-Lehre, bestehend aus Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde, kommt noch aus dem Daoismus (道家 dào jiā. Manchmal auch als Taoismus bezeichnet) und ist definitiv auch einen Artikel in diesem Blog wert.
Der Hausname ist oft ein Zeichen zweimal wiederholt und hört sich auch wenn man ihn übersetzt irgendwie wie ein Kindername an. (Ting Ting, Bao Bao usw.)
Noch schnell zum Titel „Nomen est omen“: Die meisten unter Ihnen werden wissen, dass der lateinische Ausdruck so viel wie „Der Name ist Programm“ bedeutet (ganz platt übersetzt).
Er geht auf den Ausspruch „nomen atque omen “ des römischen Dichters Maccius Plautus zurück, der ihn in seinem Stück „Persa“ gebrauchte.
Man übersetzt ihn in der Regel mit „Name und zugleich auch Vorbedeutung“.
Nun, zum Thema Namen und Titel gibt es einiges zu berichten, also habe ich mich entschlossen, anstatt eines Nachtrags zu dem vorherigen Artikel, einen eigenen hierüber zu schreiben.
Wie gesagt: In China haben Namen und Titel eine besondere Bedeutung. Noch mehr als bei uns im Westen, ist es immer wichtig, dass man Leute richtig anspricht.
Wenn man in einem kleinen Imbiss den Inhaber als 服务员 (fú wù yuán), also als „Kellner“ oder „Angestellter“ anspricht, was in einem Restaurant ganz normal wäre, ist das in dieser Situation äusserst unhöflich.
Ihn sollte man 师傅 (shī fu), also „Meister“ nennen. Ihm gehört dieser kleine Laden, das impliziert, dass er ein Meister seines Handwerks ist (selbst wenn das nicht zutrifft, ist es eine Frage der Höflichkeit).
Ebenso ist es wichtig Onkel, Tanten usw. immer mit dem richtigen Titel anzureden. Dabei muss man wissen, dass es hier im chinesischen unzählige von ihnen gibt.
Es gibt jeweils ein anderes Wort für die Grossmutter, je nachdem ob sie mütterlicher- oder väterlicherseits verwandt mit einem ist, ebenso für den Grossvater.
Brüder und Schwestern werden in ältere und jüngere Brüder bzw. Schwestern unterschieden und die Onkel und Tanten so wohl anhand des Alters so wie auch anhand der Abstammung von Vater oder Mutter.
Und für die jeweiligen Ehepartner, die man in Deutschland einfach auch nur „Onkel“ oder „Tante“ nennt, gibt es ebenfalls jeweils einen Ausdruck.
Wenn man einfach mal das Wort „Tante“ in ein Übersetzungsprogramm eingibt, erhält man ungefähr so etwas, wie in der folgenden Liste:
婶子 [嬸子] shěnzi | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines jüngeren Bruders des Vaters |
伯母 [伯母] bómǔ | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines älteren Bruders des Vaters |
姨 [姨] yí | die Tante Pl.: die Tanten - Schwester der Mutter |
舅母 [舅母] jiùmǔ | die Tante Pl.: die Tanten - die Ehefrau eines Bruders der Mutter |
姑姑 [姑姑] gūgu | die Tante Pl.: die Tanten - die Schwester des Vaters |
婶 [嬸] shěn | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines jüngeren Bruders des Vaters |
婶母 [嬸母] shěnmǔ | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines jüngeren Bruders des Vaters |
叔母 [叔母] shūmǔ | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines jüngeren Bruders des Vaters |
婶婶 [嬸嬸] shěnshen | die Tante Pl.: die Tanten - Ehefrau eines jüngeren Bruders des Vaters |
阿姨 [阿姨] āyí | die Tante Pl.: die Tanten - Schwester der Mutter |
姨妈 [姨媽] yímā | die Tante Pl.: die Tanten - Schwester der Mutter |
姨母 [姨母] yímǔ | die Tante Pl.: die Tanten - Schwester der Mutter |
姑母 [姑母] gūmǔ | die Tante Pl.: die Tanten - Schwester des Vaters |
姑 [姑] gū | die Tante Pl.: die Tanten - die Schwester des Vaters |
大姨 [大姨] dàyí | die Tante Pl.: die Tanten - ältere Schwester der Mutter |
Auszug aus https://dict.leo.org
Sie sehen schon, da kommt einiges zusammen (und das sind bloss die Tanten).
Je nachdem, wer wen anspricht, ändern sich natürlich die Bezeichnungen. Wenn der älteste Cousin den zweitältesten anredet, wird er ihn als jüngeren Cousin bezeichnen, der drittälteste ihn als älteren Cousin.
In einigen Familien werden die Cousins und Cousinen daneben noch mit Zahlen versehen, um anzuzeigen an welcher Stelle sie stehen.
Ich bin beim Bestimmen der korrekten Anrede oft bereits mit diesem System überfordert, dabei haben wir die eigentlichen Namen noch ganz ausser Acht gelassen.
Je nachdem wer mit wem redet, werden auch gerne Bezeichnungen mit in die Namen eingebaut.
So redet ein älterer Freund oder Kollege den jüngeren schon mal mit 小王 (xiǎo wáng) an, also der kleine Herr Wang.
Die eigentlichen Namen in China setzen sich, wie bei uns aus einem Familiennamen und einem Vornamen zusammen.
In der Regel ein Zeichen für den Nachnamen und ein oder zwei für den Vornamen. Ausnahmen gibt es, diese sind aber sehr selten.
Im Artikel Klingelmäuschen hatte ich ja bereits erwähnt, dass es eigentlich über 700 chinesische Familiennamen gibt, sich die meisten Chinesen aber nur etwa 20 sehr häufig vorkommende von ihnen teilen.
Etliche dieser Namen haben eine unglaublich lange Geschichte und viele der Träger des gleichen Namens sind irgendwo ein paar hundert oder tausend Jahre rückblickend in der Geschichte auch nachweislich miteinander verwandt.
Chinesische Nachnamen bezeichnen, ähnlich wie in Deutschland meist eine Stellung oder einen Beruf, es gibt aber Ausnahmen.
Da sich die Nachnamen vieler Menschen in China ähneln, ist man daran interessiert den Vornamen so interessant und einzigartig wie möglich zu gestalten.
Die Wahl eines chinesischen Namens ist eine eigene Kunstform, wenn ich das mal so sagen darf. Aus zigtausend Zeichen diejenigen auszusuchen, die den Zeitpunkt der Geburt und die damit verbundenen Charaktereigenschaften des Kindes berücksichtigen und gleichzeitig in der Namenstradition der Familie stehen, das ist nicht einfach.
Man könnte ganze Bücher über dieses Thema schreiben (und es sind auch tatsächlich einige darüber geschrieben worden), aber an dieser Stelle für diesen Artikel soll es als grober Überblick reichen.
Nun, der chinesische Name hat also einigen Regeln zu folgen und so kann es sein, dass er in einem familiären Umfeld etwas zu sperrig ist, etwas zu gross jemanden damit anzusprechen wenn man ihn nur daran erinnern möchte das Kinderzimmer aufzuräumen.
Somit gibt es für Kinder noch den chinesischen Hausnamen.
Dieser folgt auch einigen Regeln, allerdings ist er losgelöst vom sonstigen Familiennamen und man ist somit etwas freier in der Wahl der Zeichen.
Auch hier wird wieder viel Wert gelegt auf das Geburtsdatum und die damit verbundenen Charaktereigenschaften.
Wenn das Kind auf Grund des Geburtsmonats bereits viel Feuer in sich trägt, und der Tag und die Geburtsstunde dieses Feuer noch bestärken, dann ist es ratsam dem Kind einen Namen mit viel Wasser zu geben.
Okay, ich denke, dass muss ich erklären: In der chinesischen Kultur wird allen möglichen Dingen eines von 5 Elementen zugeschrieben.
Diese können sich gegenseitig aufheben (Feuer und Wasser ist so ein Beispiel).
Eine der wenigen, noch erhaltenen, alten, geschnitzten Türen in den alten Stadtvierteln (胡同 hút òng).
In westlichen Kulturen würde man jetzt den Namen so wählen, dass er die Eigenschaften beschreibt, die das Kind angeblich hat.
Ganz anders in China: Ähnlich der chinesischen Medizin legt man auch hier wieder Wert auf die Balance.
Wenn die vermeintlichen Eigenschaften also sehr feurig sind, so muss man dies mit dem Namen wieder ausgleichen.
Chinesische Schriftzeichen bestehen aus einzelnen Elementen, die für sich genommen auch ein eigenes Zeichen bilden können.
Somit kann man alle Zeichen anhand eines Hauptelements klassifizieren. Dieses Hauptelement nennt man „Radikal“.
Holz, Feuer, Wasser usw. sind typische Radikale (neben vielen anderen), die (Sie werden es schon vermutet haben) ebenfalls die 5 Elemente widerspiegeln.
Und so hofft man mit dem Namen (in diesem Fall dem Hausnamen) den unausgeglichenen Charaktereigenschaften entgegenzuwirken.
Die 5-Elemente-Lehre, bestehend aus Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde, kommt noch aus dem Daoismus (道家 dào jiā. Manchmal auch als Taoismus bezeichnet) und ist definitiv auch einen Artikel in diesem Blog wert.
Der Hausname ist oft ein Zeichen zweimal wiederholt und hört sich auch wenn man ihn übersetzt irgendwie wie ein Kindername an. (Ting Ting, Bao Bao usw.)
Noch schnell zum Titel „Nomen est omen“: Die meisten unter Ihnen werden wissen, dass der lateinische Ausdruck so viel wie „Der Name ist Programm“ bedeutet (ganz platt übersetzt).
Er geht auf den Ausspruch „nomen atque omen “ des römischen Dichters Maccius Plautus zurück, der ihn in seinem Stück „Persa“ gebrauchte.
Man übersetzt ihn in der Regel mit „Name und zugleich auch Vorbedeutung“.
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