Der dunkle Turm
„Der dunkle Turm“ heisst die Serie von Stephen King, die inzwischen verfilmt worden ist und gerade auch im Kino anläuft.
Über Jahre entstanden, ist sie, aus acht Bänden bestehend, meiner bescheidenen Meinung nach, eine der besseren Geschichten des amerikanischen Autors.
Nicht zu anspruchsvoll, aber durchaus kurzweilig mit einer interessanten Geschichte.
Der dunkle Turm hier ist natürlich fiktiv. Er lässt sich aber wunderbar als Einleitung für diesen Artikel gebrauchen.
In Beijing gibt es tatsächlich ein oder zwei dunkle Türme.
Dem ersten sieht man es direkt an: Dunkel, fast schon schwarz und seltsam geformt.
So wie sich die Zeichner von Illustrationen futuristischer Romane in den 70er Jahren die zukünftigen Wolkenkratzer vorgestellt haben.
Wer in seiner Kindheit Comics gelesen hat, weiss: Dies ist das Haus des Superschurken. (Passenderweise befindet sich auch ein Finanz- und Investmentunternehmen im Erdgeschoss.)
Das Haus steht im östlichen Innenstadtbereich Beijings, bildet mit den Umstehenden Gebäuden den Chaoyang Park Plaza (朝阳公园广场 cháo yáng gōng yuán guǎng chǎng) und befindet sich direkt am Chaoyang Park (朝阳公园 cháo yáng gōng yuán).
In der chinesischen Gartenarchitektur, die ihrerseits wieder auf andere, alte Kunstformen zurückgreift und bis hin zum 风水 fēng shuǐ reicht, ist immer auf ein ausgewogenes Verhältnis von Wasser und Stein bzw. Berg zu achten (Ich hatte es mal ganz grob im Artikel Mit jedem Schritt ein Szenenwechsel umrissen).
Da der Chaoyang Park einen grossen See beherbergt, braucht man auch einen Berg hier.
Der dunkle Turm soll also einen Berg imitieren. Ob das gelungen ist oder nicht, mag bitte jeder für sich selber entscheiden.
Und es gibt noch einen dunklen Turm in Beijing. Diesmal allerdings nicht auf Grund der Farbe oder des Aussehens.
Gemeint ist der, zur Zeit im Bau befindliche, zhōng guó zūn 中国尊. (Ich hatte ihn im Artikel Hochhaus das erste Mal erwähnt.)
Chinesen bauen in der Regel sehr schnell, egal ob es sich um eine neue U-Bahnstrecke oder um ein Gebäude handelt.
Deshalb haben sich viele Leute im letzten Monat gefragt, warum die Bauarbeiten nicht wirklich vorankommen an diesem Turm.
In der Regel ist dies in China ein Zeichen dafür, dass dem Bauherrn das Geld ausgegangen ist.
Das kommt immer wieder mal vor.
Ich habe jetzt allerdings Gerüchte gehört, dass die chinesische Regierung den Bau gestoppt hat. Und zwar aus dem Grund, dass der Turm zu hoch sei.
Es ist ein Turm, der im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden tatsächlich um einiges höher ist. Und die Gebäude ringsum sind schon nicht ohne.
Allerings fragt man sich dann doch: „zu hoch wofür ?“
Ist es vielleicht eine Einflugschneise, die für die Flugzeuge freigehalten werden muss ?
Nein. Es hat mit den Regierungsgebäuden in der Innenstadt zu tun.
Früher regierte der Kaiser von der verbotenen Stadt aus das Reich. Heute, da man die verbotene Stadt besichtigen kann und sie gar nicht mehr verboten ist, hat sich direkt westlich daneben eine neue verbotene Stadt entwickelt.
Um den See 中南海 (zhōng nán hǎi) gibt es ein Gelände, das ausschliesslich den hohen Beamten der chinesischen Regierung vorbehalten ist.
In diesem Umfeld gibt es keine hohen Häuser und das hat einem guten Grund: Niemand soll Einblick in das Zentrum der Macht haben.
Vom Turm zhōng guó zūn 中国尊, der im benachbarten Stadtviertel östlich liegt, hat man auf Grund der Höhe angeblich einen freien Blick in das geheime Wunderland der Regierung und das darf natürlich nicht sein.
Somit haben angeblich Sicherheitskräfte die obersten Stockwerke in Beschlag genommen, bis eine Lösung gefunden wird.
Sollte das wirklich stimmen, sehe ich eigentlich nur zwei Auswege aus dieser Situation: Die Regierung zieht in die obersten Stockwerke, oder der Turm wird zurückgebaut.
Einen Rückbau halte ich aber aus statischen Gründen für unwahrscheinlich. Der Turm würde dann einen entscheidenen Teil seiner Form verlieren, da er nach oben breiter wird.
Was mich an dieser Stelle wieder überrascht ist, dass anscheinend niemand bereits in der Planungsphase dieses Problem hat kommen sehen.
Schliesslich handelt es sich hier um einfache Mathematik der Mittelstufe.
Man kennt die Entfernung zum Regierungsgelände und man weiss wie hoch der Turm wird, ein einfaches, rechtwinkliges Dreieck hätte es direkt anschaulich zeigen müssen.
Und dank Pythagoras hätten wir sogar die Entfernung von der Turmspitze ins Herz der neuen verbotenen Stadt berechnen können.
Wenn sich dieses Gerücht tatsächlich bewahrheiten sollte, wird dieser Turm mit Sicherheit ein Dauerbrenner bei chinesischen Standup Comedians (Eine englische Umschreibung für 相声 xiàng sheng. Siehe Artikel Nicht komisch).
Nachtrag vom 20.03.2019
Wie sich herausgestellt hat, war die Geschichte mit dem Baustop auf Grund der Tatsache, dass man in das „geheime“ Regierungsviertel schauen könnte bloss eine Geschichte, die sich jemand ausgedacht hat.
Da sieht man mal wieder, wie die elektronischen Medien heutzutage Meinungen bestimmen können.
Tatsächlich hat sich der Bauherr mit dem Projekt übernommen und war nicht mehr liquide, nachdem sich herausgestellt hat, dass die veranschlagte Summe (die bereits enorm war) nicht ausreicht um dieses Prestigeprojekt fertig zu stellen.
Es hat dann knapp drei Monate gedauert, bis ein neuer Investor eingesprungen ist.
Aber nun ist es so gut wie fertig.
Aussen steht bereits alles, ich glaube, es werden nur noch Innenarbeiten getätigt, dann kann endlich eröffnet werden.
Über Jahre entstanden, ist sie, aus acht Bänden bestehend, meiner bescheidenen Meinung nach, eine der besseren Geschichten des amerikanischen Autors.
Nicht zu anspruchsvoll, aber durchaus kurzweilig mit einer interessanten Geschichte.
Der dunkle Turm hier ist natürlich fiktiv. Er lässt sich aber wunderbar als Einleitung für diesen Artikel gebrauchen.
In Beijing gibt es tatsächlich ein oder zwei dunkle Türme.
Dem ersten sieht man es direkt an: Dunkel, fast schon schwarz und seltsam geformt.
So wie sich die Zeichner von Illustrationen futuristischer Romane in den 70er Jahren die zukünftigen Wolkenkratzer vorgestellt haben.
Wer in seiner Kindheit Comics gelesen hat, weiss: Dies ist das Haus des Superschurken. (Passenderweise befindet sich auch ein Finanz- und Investmentunternehmen im Erdgeschoss.)
Das Haus steht im östlichen Innenstadtbereich Beijings, bildet mit den Umstehenden Gebäuden den Chaoyang Park Plaza (朝阳公园广场 cháo yáng gōng yuán guǎng chǎng) und befindet sich direkt am Chaoyang Park (朝阳公园 cháo yáng gōng yuán).
In der chinesischen Gartenarchitektur, die ihrerseits wieder auf andere, alte Kunstformen zurückgreift und bis hin zum 风水 fēng shuǐ reicht, ist immer auf ein ausgewogenes Verhältnis von Wasser und Stein bzw. Berg zu achten (Ich hatte es mal ganz grob im Artikel Mit jedem Schritt ein Szenenwechsel umrissen).
Da der Chaoyang Park einen grossen See beherbergt, braucht man auch einen Berg hier.
Der dunkle Turm soll also einen Berg imitieren. Ob das gelungen ist oder nicht, mag bitte jeder für sich selber entscheiden.
Und es gibt noch einen dunklen Turm in Beijing. Diesmal allerdings nicht auf Grund der Farbe oder des Aussehens.
Gemeint ist der, zur Zeit im Bau befindliche, zhōng guó zūn 中国尊. (Ich hatte ihn im Artikel Hochhaus das erste Mal erwähnt.)
Chinesen bauen in der Regel sehr schnell, egal ob es sich um eine neue U-Bahnstrecke oder um ein Gebäude handelt.
Deshalb haben sich viele Leute im letzten Monat gefragt, warum die Bauarbeiten nicht wirklich vorankommen an diesem Turm.
In der Regel ist dies in China ein Zeichen dafür, dass dem Bauherrn das Geld ausgegangen ist.
Das kommt immer wieder mal vor.
Ich habe jetzt allerdings Gerüchte gehört, dass die chinesische Regierung den Bau gestoppt hat. Und zwar aus dem Grund, dass der Turm zu hoch sei.
Es ist ein Turm, der im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden tatsächlich um einiges höher ist. Und die Gebäude ringsum sind schon nicht ohne.
Allerings fragt man sich dann doch: „zu hoch wofür ?“
Ist es vielleicht eine Einflugschneise, die für die Flugzeuge freigehalten werden muss ?
Nein. Es hat mit den Regierungsgebäuden in der Innenstadt zu tun.
Früher regierte der Kaiser von der verbotenen Stadt aus das Reich. Heute, da man die verbotene Stadt besichtigen kann und sie gar nicht mehr verboten ist, hat sich direkt westlich daneben eine neue verbotene Stadt entwickelt.
Um den See 中南海 (zhōng nán hǎi) gibt es ein Gelände, das ausschliesslich den hohen Beamten der chinesischen Regierung vorbehalten ist.
In diesem Umfeld gibt es keine hohen Häuser und das hat einem guten Grund: Niemand soll Einblick in das Zentrum der Macht haben.
Vom Turm zhōng guó zūn 中国尊, der im benachbarten Stadtviertel östlich liegt, hat man auf Grund der Höhe angeblich einen freien Blick in das geheime Wunderland der Regierung und das darf natürlich nicht sein.
Somit haben angeblich Sicherheitskräfte die obersten Stockwerke in Beschlag genommen, bis eine Lösung gefunden wird.
Sollte das wirklich stimmen, sehe ich eigentlich nur zwei Auswege aus dieser Situation: Die Regierung zieht in die obersten Stockwerke, oder der Turm wird zurückgebaut.
Einen Rückbau halte ich aber aus statischen Gründen für unwahrscheinlich. Der Turm würde dann einen entscheidenen Teil seiner Form verlieren, da er nach oben breiter wird.
Was mich an dieser Stelle wieder überrascht ist, dass anscheinend niemand bereits in der Planungsphase dieses Problem hat kommen sehen.
Schliesslich handelt es sich hier um einfache Mathematik der Mittelstufe.
Man kennt die Entfernung zum Regierungsgelände und man weiss wie hoch der Turm wird, ein einfaches, rechtwinkliges Dreieck hätte es direkt anschaulich zeigen müssen.
Und dank Pythagoras hätten wir sogar die Entfernung von der Turmspitze ins Herz der neuen verbotenen Stadt berechnen können.
Wenn sich dieses Gerücht tatsächlich bewahrheiten sollte, wird dieser Turm mit Sicherheit ein Dauerbrenner bei chinesischen Standup Comedians (Eine englische Umschreibung für 相声 xiàng sheng. Siehe Artikel Nicht komisch).
Nachtrag vom 20.03.2019
Wie sich herausgestellt hat, war die Geschichte mit dem Baustop auf Grund der Tatsache, dass man in das „geheime“ Regierungsviertel schauen könnte bloss eine Geschichte, die sich jemand ausgedacht hat.
Da sieht man mal wieder, wie die elektronischen Medien heutzutage Meinungen bestimmen können.
Tatsächlich hat sich der Bauherr mit dem Projekt übernommen und war nicht mehr liquide, nachdem sich herausgestellt hat, dass die veranschlagte Summe (die bereits enorm war) nicht ausreicht um dieses Prestigeprojekt fertig zu stellen.
Es hat dann knapp drei Monate gedauert, bis ein neuer Investor eingesprungen ist.
Aber nun ist es so gut wie fertig.
Aussen steht bereits alles, ich glaube, es werden nur noch Innenarbeiten getätigt, dann kann endlich eröffnet werden.
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