Das Herz in der Mitte der Stadt
天安门 (Tiān’ānmén) Das Tor des himmlischen Friedens
Ich bin normalerweise nicht oft dort, versuche die touristischen Plätze in Beijing zu meiden. Aber wenn ich einmal da bin finde ich es immer wieder lustig zu beobachten, wie Touristengruppen am Eingang der verbotenen Stadt stehen.
Während die europäischen und amerikanischen Touristengruppen Richtung Süden schauen auf den Platz, schauen die chinesischen Touristengruppen genau in die andere Richtung zum Tor.
Es hat sich über die Zeit nämlich ein ganz grosses Missverständnis eingebürgert. Der Platz des Himmlichen Friedens, wie unsere Medien ihn immer so schön nennen, hat geschichtlich gesehen gar keine grosse Bedeutung. Er heisst auch gar nicht Platz des himmlischen Friedens. Wenn man den Namen korrekt übersetzt ist es der Platz am Tor des himmlischen Friedens. Und das erklärt dann auch das Verhalten der chinesischen Touristengruppen.
Zugegeben, der Platz ist beeindruckend gross und hat aus jüngster Vergangenheit auch ein tragisches Kapitel der chineschen Geschichte zu erzählen, aber im Vergleich zu dem Tor ist es bloss ein grosser, leerer Platz.
Das Tor war seit jeher der Haupteingang zum Kaiserpalast (故宫 Gùgōng), auch die verbotene Stadt genannt und wurde nur zu speziellen Anlässen geöffnet. Wenn ein Befehlshaber nach einer gewonnen Schlacht nach Beijing zurückkam und ihm die Ehre zu Teil wurde durch dieses Tor zu ziehen und vor den Kaiser zu treten, dann muss das ein wirklich unbeschreibliches Gefühl gewesen sein. Das sollte man sich vor Augen halten, wenn man es durchschreitet um den Kaiserpalast zu besuchen.
Von hier aus wurde übrigens auch 1949 die Volksrepublik China proklamiert.
天安门广场 (Tiān’ānmén guǎngchǎng) Der Platz am Tor des himmlischen Friedens
In der Nähe des Kaiserpalastes gibt es unglaublich viele Leute, die versuchen ahnungslosen Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Lassen Sie sich nicht ein auf irgendwelche Kunststudenten, die Ihnen irgendwelche Geschichten erzählen. Lassen Sie sich nicht irgendwelche Bilder vorführen in den umliegenden kleinen Läden. Denn selbst wenn Sie nichts kaufen kann die Tasse Tee, die Sie vorgesetzt bekommen schnell mal umgerechnet 50 oder 100 Euro kosten.
Leider muss man dazu sagen, dass die Polizei, die man in solchen Fällen dann ruft oft auch nichts ausrichten kann oder will. Es gibt viele Geschichten darüber, dass Polizisten und Gauner sich das Geld am Ende teilen. Ob das tatsächlich so ist kann ich nicht beurteilen, aber diese Geschichten hört man immer wieder.
Und was natürlich jedem halbwegs gescheiten Mann klar sein sollte, dass eine wirklich in Not geratene, attraktive, junge Chinesin sich üblicherweise an Freunde, Familie oder die Polizei wendet und nicht an einen Ausländer, den sie nicht kennt. (Manchmal frage ich mich wirklich womit manche Leute denken...)
Wie auch immer: der Kaiserpalast mit seinen 9999 Zimmern ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie können sich jemanden suchen, der sie herumführt oder ihn alleine besichtigen, lassen Sie aber die Leute, die sich als Führer anbieten und ihnen am Kartenstand schon hinterherlaufen einfach mit einem Lächeln links liegen. Deren Dienste können Sie getrost vergessen.
Und wenn Sie es einrichten können, besuchen Sie den Kaiserpalast im Winter. Die Preise sind niedriger und vor allen Dingen die Menschenmassen sind einigermassen überschaubar. Sie wollen schliesslich das Bauwerk bestaunen und nicht die Leute, die es besuchen, oder ?
Ich war schon seit Jahren nicht mehr da und überlege mir gerade ob ich ihm diesen Winter vielleicht mal einen kleinen Besuch abstatten soll.
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China Blog am : Goldene Woche
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Eine Blumenskulptur in der Innenstadt, nachts angestrahlt.Während man in Deutschland den goldenen Herbst geniesst, ist es auch in Beijing noch angenehm warm. Die Hitze des Sommers ist vorbei, es lässt sich jetzt wunderbar aushalten und die Restaurants, d Kommentar (1)
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