Typisch deutsch
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat sich auf der Arbeit inzwischen auch mehr oder weniger der Alltag eingestellt.
Es sind noch viele Dinge aufzuarbeiten. Das ist immer so, wenn man einen Bereich übernimmt, der früher von einer Fremdfirma verwaltet wurde.
Sie benutzen andere Systeme und kümmern sich vielleicht nicht so darum, wie man es selber tun würde. Das Hauptproblem hier aber ist: Sie arbeiten nicht typisch deutsch.
Es gibt in meiner Firma zum Beispiel Ausgabezettel, die jeder Mitarbeiter unterschreiben muss, wenn er einen Firmenrechner bekommt. Manche Mitarbeiter bekommen einen stationären Rechner in der Firma und andere ein portables Gerät für unterwegs, beim Kunden und zu Hause.
Allerdings sind die einzelnen Zettel mehr oder weniger unsortiert in losen Hüllen. Ausserdem stimmen die Namen nicht immer mit den Unterlagen der Firma überein.
Mal wird mit dem chinesischen Namen unterschrieben, mal mit dem englischen. So kann es also durchaus sein, dass ein Mitarbeiter mehrere Rechner bekommen hat, ohne dass man es direkt mitbekommt.
Was tut man also als guter Deutscher als aller erstes ? Richtig: Man ordnet all diesen losen Zetteln die Personalnummer zu und sortiert sie danach. Das Leben kann manchmal so einfach sein, wenn man einfach ein wenig deutscher denkt. Ordnung ist ja bekanntlich das halbe Leben. Oder wie mein Ausbilder gerne sagte: “mit dem richtigen System kann man alles schaffen”. Auch wenn sich meine Systeme von seinen unterscheiden, hat er doch absolut Recht gehabt. Man muss nur das passende System finden und schon hat man einen funktionierenden Arbeitsablauf.
Dann hat man natürlich die Aufgabe vor sich, all die Dinge, die nicht korrekt sind und jetzt zum Vorschein kommen wieder gerade zu rücken.
Es fällt mir immer wieder auf, wie schwierig sich die Leute mitunter das Leben machen, wo es doch so einfach sein könnte. Gerade in China scheinen Dinge, wenn sie mehr als dreimal hintereinander in einer bestimmten Weise gemacht wurden, immer wieder in der gleichen Weise gemacht werden zu müssen. Niemand hinterfragt jemals ein System, egal wie umständlich es auch sein mag.
Für mich, als Deutschen, der darauf gedrillt wurde ständig nach Optimierungen zu suchen ein Umstand, der mich immer wieder aufs neue sprachlos macht.
Manchmal kommt mir das Verhalten der Leute vor wie das eines trotzigen Kindes, das eine Sache, die man ihm aufgetragen hat, ewig lustlos wiederholt um zu zeigen, wie nutzlos sie ist.
Und manchmal kommt es mir so vor wie eine buddhistische Meditation in der der immer wieder gleiche Ablauf ständig wiederholt wird um in der Monotonie die Erleuchtung zu finden.
Es ist schwer zu sagen warum Dinge hier so gemacht werden wie sie gemacht werden, aber es ist auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Gerade auf der Arbeit für einen typisch deutsch denkenden Einwanderer wie mich.
Eine weitere Sache, die mir aufgefallen ist: Man muss alles kontrollieren. Wenn Handwerker irgend etwas gemacht haben, oder man etwas kaufen will oder, oder, oder...
Eigentlich in jeder Situation lügen einem die Leute ins Gesicht. “Es funktioniert alles.”; “Das ist sehr gute Qualität”; “Das ist der Originalpreis”; “Eine andere Möglichkeit gibt es nicht”.
Alles Sprüche, die immer wieder fallen um bloss nicht vom angestrebten Weg abzukommen und Dinge monoton immer wieder so zu tun wie bisher. Und nicht zu vergessen dem Kunden so viel Geld wie möglich bei so wenig Arbeit wie nötig abzunehmen. (eigentlich das Prinzip der freien Marktwirtschaft, allerdings aufgebaut auf Lügen)
So muss man, wenn man wie in meinem Fall ein Netzwerk in seiner Firma installiert bekommt, tatsächlich jedes Kabel prüfen ob alle Adern verbunden sind, da der Testbericht der Handwerker schlichtweg gelogen ist.
Und das ist in China völlig normal. Wenn Sie in China selber keine Ahnung von irgendeiner Sache haben und deshalb jemanden beauftragen es für Sie zu tun, haben Sie eigentlich schon verloren. Sie müssen es selber kontrollieren können, oder jemanden einstellen, der das wiederum für Sie übernimmt. Das ganze kann schon recht aberwitzig sein. Wo hört man auf ? Sollte man denjenigen, der alles kontrolliert auch noch kontrollieren lassen ?
Sie sehen, es ist in China nicht immer leicht. Und genau das ist der Grund, warum viele der ausländischen Firmen nicht davor zurückschrecken vergleichsweise teure Mitarbeiter aus ihrem Hauptsitz zu entsenden oder die Zweigstelle in China lieber gleich wieder schliessen.
Denn dieses Problem zieht sich, wie ein roter Faden, durch alle Lebens- bzw. Arbeitsbereiche. Egal ob man einen Elektriker beauftragt, man offizielle Unterlagen braucht, für die Firma etwas einkaufen muss und so weiter.
Dazu kommen noch die ganzen anderen Probleme wie kulturelle Unterschiede oder Vorurteile gegenüber ausländischen Unternehmen.
Für mich persönlich sind diese Probleme zum Glück nicht Teil meines Arbeitslebens. Oder sagen wir lieber: Nicht alle.
Ich bin glücklicherweise in der Lage die Installationen, die für meinen Arbeitsbereich notwendig sind zu überschauen und zu kontrollieren. Das macht vieles, wenn auch nicht wirklich einfach, aber dennoch machbar.
Man muss in China öfter schon mal gegen eine vermeintliche Wand aus Unverständnis anrennen, bis sie dann irgendwann nachgibt. Es ist alles möglich in China, es ist eben nur schwieriger als sonst.
Es gibt noch einige offene Punkte die ich abarbeiten muss, bis ich auch mal wieder daran denken kann etwas Normalität in mein Privatleben einziehen lassen zu können.
Das ist ganz besonders wichtig, um auch wieder weiter Chinesisch lernen zu können. Im Moment habe ich das Gefühl, dass mein Sprachlevel zurück geht, statt zu wachsen. Aber das kommt nach und nach auch alles wieder in Ordnung. Wie die Chinesen immer so schön sagen: 慢慢来 màn màn lái. Was so viel bedeutet wie: “langsam aber sicher wird das schon” oder “Nicht so hektisch”. Eine weitere chinesische Lebensweisheit, die man sich zu eigen machen sollte. Macht das Leben wesentlich einfacher. Und nicht immer alles so ernst nehmen. Also auch mal nicht typisch deutsch sein.
Am besten, man sucht sich aus beiden Kulturen das Beste heraus und versucht es in sein Leben einzubauen.
Es sind noch viele Dinge aufzuarbeiten. Das ist immer so, wenn man einen Bereich übernimmt, der früher von einer Fremdfirma verwaltet wurde.
Sie benutzen andere Systeme und kümmern sich vielleicht nicht so darum, wie man es selber tun würde. Das Hauptproblem hier aber ist: Sie arbeiten nicht typisch deutsch.
Es gibt in meiner Firma zum Beispiel Ausgabezettel, die jeder Mitarbeiter unterschreiben muss, wenn er einen Firmenrechner bekommt. Manche Mitarbeiter bekommen einen stationären Rechner in der Firma und andere ein portables Gerät für unterwegs, beim Kunden und zu Hause.
Allerdings sind die einzelnen Zettel mehr oder weniger unsortiert in losen Hüllen. Ausserdem stimmen die Namen nicht immer mit den Unterlagen der Firma überein.
Mal wird mit dem chinesischen Namen unterschrieben, mal mit dem englischen. So kann es also durchaus sein, dass ein Mitarbeiter mehrere Rechner bekommen hat, ohne dass man es direkt mitbekommt.
Was tut man also als guter Deutscher als aller erstes ? Richtig: Man ordnet all diesen losen Zetteln die Personalnummer zu und sortiert sie danach. Das Leben kann manchmal so einfach sein, wenn man einfach ein wenig deutscher denkt. Ordnung ist ja bekanntlich das halbe Leben. Oder wie mein Ausbilder gerne sagte: “mit dem richtigen System kann man alles schaffen”. Auch wenn sich meine Systeme von seinen unterscheiden, hat er doch absolut Recht gehabt. Man muss nur das passende System finden und schon hat man einen funktionierenden Arbeitsablauf.
Dann hat man natürlich die Aufgabe vor sich, all die Dinge, die nicht korrekt sind und jetzt zum Vorschein kommen wieder gerade zu rücken.
Es fällt mir immer wieder auf, wie schwierig sich die Leute mitunter das Leben machen, wo es doch so einfach sein könnte. Gerade in China scheinen Dinge, wenn sie mehr als dreimal hintereinander in einer bestimmten Weise gemacht wurden, immer wieder in der gleichen Weise gemacht werden zu müssen. Niemand hinterfragt jemals ein System, egal wie umständlich es auch sein mag.
Für mich, als Deutschen, der darauf gedrillt wurde ständig nach Optimierungen zu suchen ein Umstand, der mich immer wieder aufs neue sprachlos macht.
Manchmal kommt mir das Verhalten der Leute vor wie das eines trotzigen Kindes, das eine Sache, die man ihm aufgetragen hat, ewig lustlos wiederholt um zu zeigen, wie nutzlos sie ist.
Und manchmal kommt es mir so vor wie eine buddhistische Meditation in der der immer wieder gleiche Ablauf ständig wiederholt wird um in der Monotonie die Erleuchtung zu finden.
Es ist schwer zu sagen warum Dinge hier so gemacht werden wie sie gemacht werden, aber es ist auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Gerade auf der Arbeit für einen typisch deutsch denkenden Einwanderer wie mich.
Eine weitere Sache, die mir aufgefallen ist: Man muss alles kontrollieren. Wenn Handwerker irgend etwas gemacht haben, oder man etwas kaufen will oder, oder, oder...
Eigentlich in jeder Situation lügen einem die Leute ins Gesicht. “Es funktioniert alles.”; “Das ist sehr gute Qualität”; “Das ist der Originalpreis”; “Eine andere Möglichkeit gibt es nicht”.
Alles Sprüche, die immer wieder fallen um bloss nicht vom angestrebten Weg abzukommen und Dinge monoton immer wieder so zu tun wie bisher. Und nicht zu vergessen dem Kunden so viel Geld wie möglich bei so wenig Arbeit wie nötig abzunehmen. (eigentlich das Prinzip der freien Marktwirtschaft, allerdings aufgebaut auf Lügen)
So muss man, wenn man wie in meinem Fall ein Netzwerk in seiner Firma installiert bekommt, tatsächlich jedes Kabel prüfen ob alle Adern verbunden sind, da der Testbericht der Handwerker schlichtweg gelogen ist.
Blick über die Stadt an einem schönen Wintertag
Sie sehen, es ist in China nicht immer leicht. Und genau das ist der Grund, warum viele der ausländischen Firmen nicht davor zurückschrecken vergleichsweise teure Mitarbeiter aus ihrem Hauptsitz zu entsenden oder die Zweigstelle in China lieber gleich wieder schliessen.
Denn dieses Problem zieht sich, wie ein roter Faden, durch alle Lebens- bzw. Arbeitsbereiche. Egal ob man einen Elektriker beauftragt, man offizielle Unterlagen braucht, für die Firma etwas einkaufen muss und so weiter.
Dazu kommen noch die ganzen anderen Probleme wie kulturelle Unterschiede oder Vorurteile gegenüber ausländischen Unternehmen.
Für mich persönlich sind diese Probleme zum Glück nicht Teil meines Arbeitslebens. Oder sagen wir lieber: Nicht alle.
Ich bin glücklicherweise in der Lage die Installationen, die für meinen Arbeitsbereich notwendig sind zu überschauen und zu kontrollieren. Das macht vieles, wenn auch nicht wirklich einfach, aber dennoch machbar.
Man muss in China öfter schon mal gegen eine vermeintliche Wand aus Unverständnis anrennen, bis sie dann irgendwann nachgibt. Es ist alles möglich in China, es ist eben nur schwieriger als sonst.
Es gibt noch einige offene Punkte die ich abarbeiten muss, bis ich auch mal wieder daran denken kann etwas Normalität in mein Privatleben einziehen lassen zu können.
Das ist ganz besonders wichtig, um auch wieder weiter Chinesisch lernen zu können. Im Moment habe ich das Gefühl, dass mein Sprachlevel zurück geht, statt zu wachsen. Aber das kommt nach und nach auch alles wieder in Ordnung. Wie die Chinesen immer so schön sagen: 慢慢来 màn màn lái. Was so viel bedeutet wie: “langsam aber sicher wird das schon” oder “Nicht so hektisch”. Eine weitere chinesische Lebensweisheit, die man sich zu eigen machen sollte. Macht das Leben wesentlich einfacher. Und nicht immer alles so ernst nehmen. Also auch mal nicht typisch deutsch sein.
Am besten, man sucht sich aus beiden Kulturen das Beste heraus und versucht es in sein Leben einzubauen.
Kommentare
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JM am :
Bei so einem Chaos kommt man sonst ja auch nur langsamer vorran, das nagt dann an der Effizienz und Professionalität.