Meine persönliche Reise nach Westen
Chinesische Flagge vor einem Geschäft.
„Die Reise nach Westen“ (Originaltitel 西游记 xī yóu jì) ist einer der vier klassischen chinesischen Romane und wahrscheinlich auch der bekannteste.
Im Artikel Affengeil hatte ich ihn mal kurz erwähnt.
Die Geschichte ist, wenn man den reinen Aufbau betrachtet und die Inhalte mal kurz bei Seite lässt, relativ einfach strukturiert.
Ein Mönch zieht nach Westen um die heligen Schriften des Buddhismus nach China zu holen.
Er hat ein paar Gefolgsleute mit übermenschlichen Kräften bei sich, die ihn immer wieder aus Gefahren befreien, denn der Mönch wird ständig von bösen Geistern und Dämonen gefangen genommen, die ihn essen wollen.
Hintergrund ist, dass der Mönch ein reines Karma hat, welches die Dämonen in sich aufnehmen wollen um mächtiger zu werden (ganz platt erklärt).
Als Ausländer geht es einem genau so wie dem Mönch. Wann immer ein zweifelhafter Charakter einen erspäht, wird dieser versuchen einen irgendwie über’s Ohr zu hauen. Immer.
Das fängt bei Kleinigkeiten wie dem Vordrängeln an der Kasse an, geht über Preise, die um das zahnfache steigen, wenn ein Ausländer etwas kaufen möchte und bis hin zu tatsächlich kriminellen Aktionen.
Es werden einem ganze Tischgruppen beim bezahlen in der Kneipe mit angerechnet, mit denen man überhaupt nichts zu tun hatte oder ein Unfall vorgetäuscht, den man angeblich verursacht hat.
Die Liste ist endlos. Und auch diesmal hat sich ein Gauner wieder etwas besonderes einfallen lassen:
Zur Zeit ist die 一带一路 (yī dài yī lù) Veranstaltung in Beijing. Was übersetzt so viel wie „Ein Gürtel, eine Strasse" bedeutet.
Gemeint ist damit die wirtschaftliche Bindung anderer Staaten an China. Bildlich gesprochen eine neue Seidenstrasse sozusagen (nur dass sich diese über mehrere tatsächliche Handelsrouten erstrecken wird).
Es sind also viele ausländische Regierungschefs und natürlich die chinesische Regierung in Beijing und tagen.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind angehoben worden, und man kann nicht nur im Innenstadtbereich an allen Ecken Soldaten patrouillieren sehen.
So bin ich denn eines abends mit meiner klar erkennbar schwangeren Frau nach Hause gekommen, als sich ein Mann uns aufgedrängt hat.
Offensichtlich angetrunken und extrem aufdringlich hat er darauf bestanden, dass Ausländer sich bei der Gebäudeverwaltung auf Grund des 一带一路 (yī dài yī lù) Kongresses registrieren lassen müssen und er stellte sich uns immer wieder in den Weg und fragte nach unserer Wohnungsnummer.
Da wir selbstverständlich nicht irgend einem fremden Mann, der behauptet von der Hausverwaltung zu sein, ohne irgendein Zertifikat vorweisen zu können, erzählen wo wir wohnen, hat es einige Zeit gedauert bis wir ihn abgewimmelt hatten.
Ich denke, dass in diesem Angriff eiskaltes Kalkül steckt.
Einen Ausländer über’s Ohr zu hauen ist normal in China, aber ihn und seine schwangere Frau aggressiv von der Seite anzugehen, zeugt von perfider krimineller Energie, schliesslich kann man sich in solch einer Situation nicht entsprechend wehren und muss auf den Schutz der Frau und des Kindes achten.
Er versuchte uns in den Keller zu lotsen, wo das Büro der Hausverwaltung ist. Allerdings haben diese abends bereits geschlossen, wie uns am nächsten Tag dann auch telefonisch bestätigt wurde. Es gibt dort also nichts weiter als einen dunklen, dreckigen Korridor in dem um diese Uhrzeit niemand mehr ist.
Was wollte er also von uns ? Ich schätze diese Situation als sehr gefährlich ein und halte diesem Mann für einen Kriminellen.
Das Problem, was sich jetzt ergeben hat ist folgendes:
Am nächsten Tag haben wir mit der Hausverwaltung gesprochen. Der Mann ist kein Unbekannter.
Er hat früher einmal für die Hausverwaltung gearbeitet und wohnt auch immer noch in einem der Häuser.
Das ist auch der Grund, weshalb man von Seiten der Hausverwaltung keine weiteren Schritte einleiten möchte.
Das ist die dunkle, dreckige Kehrseite der Medaille in China. Gefühlt sind alle korrupt in China. Und so ist man in diversen Situationen völlig schutzlos.
Das ist für viele Chinesen ein Problem und für Ausländer sowieso.
Wir haben zum Glück vor bald umzuziehen. Die Wohnung in der wir jetzt leben ist bloss eine (unschöne) Zwischenlösung (schauen sie sich einfach mal die Bilder des Aufzugs an). Und es gibt noch ein paar andere unschöne Dinge hier:
Sie erinnern sich noch an der Artikel Volles Rohr ? Als die Heizung nicht funktioniert hatte ? Die Geschichte ging noch weiter:
Es wurde an der Heizungsanlage herumgewerkelt, bis eines Tages der Boden und die Wände feucht waren.
Dann ist es zum Glück wärmer geworden und wir brauchten die Heizung nicht mehr.
Allerdings werden sich jetzt irgendwo in den Zwischenräumen der schlecht verputzten Wand gemütlich Schimmelpilze bilden und die sind nicht gut für die Gesundheit. Schon gar nicht für eine schwangere Frau.
Der Umstand, dass es jetzt warm geworden ist, hat leider ein neues Problem offenbart.
Die daumendicken Käfer und die Kakerlaken die bis jetzt friedlich in den Wänden geschlafen haben, kommen zum Vorschein.
Dazu ein krimineller Nachbar, der abends schwangeren Frauen und ihren ausländischen Ehemännern auflauert und eine korrupte Hausverwaltung die ihn einfach gewähren lässt.
Ich denke, es wird allerhöchste Zeit diesen Ort zu verlassen.
Man ist als Ausländer in China nicht überall willkommen.
Nachtrag vom 7 August 2017:
Ich bin etwas besorgt, dass ausgerechnet dieser Artikel so viele Klicks bekommt.
Im Vergleich zu den Artikeln in der gleichen Zeitperiode fast das zehnfache an Klicks.
Dies ist ein Artikel der wichtig ist, gar keine Frage. Schliesslich soll er darstellen, dass nicht alles heiter Sonnenschein ist für einen Ausländer der fern der Heimat sein tägliches Leben bestreitet.
Allerdings habe ich die Befürchtung, dass er irgendwo als miese Stimmungsmache genutzt wird, also denke ich, wir müssen ihn ins richtige Licht setzen:
So unschön die Erfahrung war und so sehr ich mich darüber geärgert habe, muss man doch sagen, dass dies nicht die Regel ist.
Im Vergleich zu anderen Ländern (zum Beispiel Deutschland) lebt man als Ausländer sehr sicher in Chinas Hauptstadt.
Gefährliche, kriminelle Aktionen sind selten. (Wenn man sich natürlich in irgendwelchen illegalen Bars oder Freudenhäusern aufhält sieht das wieder anders aus, aber das sollte ja jedem halbwegs gescheiten Menschen klar sein)
Selbst die Gefahr, dass einem die Brieftasche gestohlen wird, schätze ich gerade in Beijing als gering ein, da Polizei allgegenwärtig ist.
Was tatsächlich so stimmt ist, dass man als Ausländer ständig übervorteilt wird.
Preise steigen, gerade in Gebieten, die gerne von Touristen besucht werden, oft um ein Vielfaches.
Aber wirklich gefährliche, kriminelle Aktionen gegen Ausländer halten sich in Grenzen.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich mich in Beijing sicherer fühle, als in Deutschland.
Und die neue Wohnung, in die wir gezogen sind ist wirklich schön. Dazu nette Nachbarn aus guten Familien.
Das ist genau wie in Deutschland, zieht man in ein Gebiet in dem gut oder normal gebildete Leute Leben, ist auch die Lebensqualität um etliches höher.
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China Blog am : Familie bedeutet zu Hause
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Skulptur in einem Park.Nun ist es endlich so weit: Wir ziehen in eine neue Wohnung. Das war auch lange überfällig. Ich hatte ja in den Artikeln Volles Rohr und Meine persönliche Reise nach Westen über die Probleme mit Heizung, Insekten und unangenehmen N Kommentar (1)
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Mrgud am :