Heute möchte ich wieder über Essen berichten. In China gibt es so unendlich viele Gemüse- und Obstsorten die man aus Deutschland nicht kennt. Da muss man einfach drüber schreiben.
Am bekanntesten dürften wohl die
Litschi (荔枝 lìzhī) sein.
Nicht zuletzt sind diese Früchte in China bekannt geworden durch
Yáng Guìfēi 楊貴妃, die unter anderem eine Konkubine des Kaisers
唐玄宗 Táng Xuánzōng war. Ursprünglich war sie mit dessen Sohn verheiratet, liess sich aber auf geheiss des Kaisers scheiden und wurde dessen Konkubine.
Er war ihr wohl völlig verfallen. Es gibt einige Gedichte die ihre Schönheit beschreiben. Sie gilt als eine der
vier Schönheiten in der chinesischen Literatur und es wird behauptet sie war so schön, dass die Blumen beschämt ihr Antlitz abwendeten.
Und für sie ließ der Kaiser Litschis, die sie so sehr liebte, aus den südlichen Provinzen Chinas per Pferd an den Kaiserhof bringen. Da Litschis nicht lange frisch bleiben, liess er nur seine besten und schnellsten Reiter die Früchte transportieren.
Eine ähnliche Frucht ist die
红毛丹 hóng máo dān, im deutschen
Rambutan genannt. Man kennt sie in China auch unter dem Namen
毛荔枝 máo lì zhī (im Namen steckt bereits wieder Litschi).
Sie können vielleicht bereits erahnen, dass es nicht nur unzählige Früchte in China gibt, die in Deutschland nicht vorkommen, sondern es gibt darüber hinaus auch noch etliche Sorten dieser Früchte.
Teilweise haben diese überhaupt nichts mehr mit den anderen Sorten gemein, weder Geschmack, noch Aussehen. Einzig ihre Abstammung verbindet sie noch miteinander.
Eine weitere interessante Frucht ist die
山竹 shān zhú, im deutschen
Mangostanfrucht genannt.
Ich muss gestehen, so eine Frucht habe ich noch nicht gesehen. Von aussen sieht sie wie eine dunkelrote, fleischige Frucht aus und man stellt sich einen Pflaumenartigen Geschmack vor.
Wenn man sie dann aus der Hülle befreit, erinnert das Innere an eine Knoblauchzehe. Der Geschmack ist süß und erinnert nicht an eine Pflaume, wie irrtümlich angenommen. Schwer zu vergleichen, ist irgendwie etwas ganz eigenes. Aber gut.
Ganz anders die
香瓜 xiāng guā, auf deutsch
Zuckermelone genannt.
Die Sorte auf dem Bild ist etwas besonderes. Sie ist etwas kleiner als das Exemplar, das man sonst so vorfindet und das Fruchtfleisch ist grün, nicht gelb. Es erinnert vom Aussehen an das der Avokado, ist allerdings nicht so weich.
Sie schmeckt gar nicht so sehr nach einer Frucht, vielmehr wie ein Gemüse. Der Geschmack ist sehr leicht und nicht extrem süß, wie der Name es vermuten lassen würde.
In Beijing gibt es sehr viele kleine und grosse Läden die frisches Gemüse und Obst verkaufen.
Oft kann man auch Leute sehen, die ihre Früchte direkt aus dem Auto oder so am Strassenrand verkaufen. Nicht selten handelt es sich hier um Bauern, die ihre Waren direkt an den Endverbraucher verkaufen.
Es lohnt sich immer ein Auge offen zu halten, denn hier findet man oft bessere Qualität als im Regal des Supermarktes.
Viele Früchte haben, selbst wenn man nicht die bestmöglichen bekommt, verglichen mit deutscher Ware ein Aroma das man als Deutscher so nicht kennt.
So habe ich mein Leben lang nie verstanden was an Wassermelonen so toll sein soll, bis ich eine Wassermelone in China probiert habe. Jetzt liebe ich sie. So einen Geschmack sucht man in Deutschland vergeblich.
Eine weitere Frucht, die man immer wieder in Beijing finden kann, sei es auf den mobilen Obstständen auf den Ladeflächen der dreirädrigen Fahrräder oder im Geschäft, ist die
杨梅 yáng méi, auf deutsch
Pappelpflaume.
Eine dunkle Frucht so gross wie eine Pflaume mit vielen kleinen Wölbungen an der Aussenhaut, so wie eine Him- oder Brombeere (nur kleiner). Und auch der Geschmack erinnert an diese beiden, uns bekannten Beeren.
In der Mitte haben sie allerdings einen recht grossen Stein, ganz anders als die Brom- und Himbeere.
Auch Mangos gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Auf dem folgenden Bild sehen wir (oben) die 小幺芒 xiǎo yāo máng, eine Sorte der
Mangofrucht (芒果 máng guǒ).
In China bekommt man an allen Ecken frisch gepressten Mangosaft oder Mixgetränke aus grünem Tee mit Mango und allerlei andere Dinge die mit Mango zubereitet werden.
Gerade im Sommer als kaltes Getränk sehr zu empfehlen.
Darunter auf dem gleichen Bild sehen wir eine Art der 杏 xìng, also der
Aprikose bzw. Marille.
Auch hier gibt es wieder etliche unterschiedliche Sorten, von denen viele gar keine deutschen oder englischen Namen besitzen.
Der Gang durch einen Obstladen in China ist ein wirkliches Erlebnis. Man kann hier Dinge entdecken, die man noch nie gesehen hat.
Erst wenn man mal die grosse Vielfalt hier gesehen hat (und im Vergleich zum Süden Chinas ist das gerade mal ein Bruchteil dessen was dieses Land an Früchten zu bieten hat), wird man gewahr dass es in Deutschland wirklich ein sehr eingeschränktes Angebot gibt.
Ich bin immer wieder überrascht, was China kulinarisch zu bieten hat. So wohl an Zutaten, wie auch an Gerichten die man noch nicht kennt. Für jeden, der Essen liebt ist das hier der Himmel auf Erden.
Das kurioseste habe ich mir für den Schluss aufbewahrt: Eine Frucht die seltsamer nicht sein könnte.
Aussen mit Stacheln bewehrt, gross wie eine Kokosnuss oder manchmal auch etwas grösser und gelb.
Man kann sie riechen, wenn sie in einem Supermarkt angeboten wird. Ich habe mich immer gefragt, warum es in einigen Obstabteilungen der chinesischen Supermärkte so muffig riecht. Ich habe es immer auf alte Obst- und Gemüsereste geschoben, die nicht rechtzeitig entsorgt wurden und irgendwo in einer Kiste hinter den Regalen auf ihren Abtransport warten.
Aber es ist die
榴莲 liú lián, im deutschen
Durian, oder passenderweise auch
Stinkfrucht genannt.
Sie wehrt sich nicht nur mit ihren Stacheln gegen ihre Fressfeinde, sondern macht den Verzehr ihres Fruchtfleisches auch durch einen nicht schönen und gar nicht dezenten Gestank zu einer echten Herausforderung.
Interessanterweise schmeckt sie wirklich gut. Man darf sich nicht von dem Geruch abschrecken lassen.
Sollten sie auf jeden Fall einmal ausprobieren. Am einfachsten halten Sie einfach die Luft an, so dass sie sie erst gar nicht riechen, sondern direkt schmecken.