Auf der Mauer, auf der Lauer
Vor kurzem hatte ich Freunde aus Deutschland zu Besuch und wir sind natürlich auch zur chinesischen Mauer gefahren. (auf chinesisch 长城 cháng chéng, also eigentlich die lange Mauer)
Und lang ist sie, da gibt es nichts. Nach neuesten Messungen weiss man, sie ist ca. 21.196,18 km lang.
Zum Vergleich: Der Äquatorumfang der Erde beträgt 40.075,017 km. Die chinesische Mauer ist also mehr als halb so lang wie die Strecke einmal um die Erde.
Auch die Mauer ist nach den Regeln der daoistischen Harmonielehre dem 风水 fēng shuǐ gebaut worden.
Das heisst, sie läuft nicht gerade, sondern windet sich bergauf, bergab, macht seltsame Windungen und teilt sich hier und da schon mal, um an anderer Stelle wieder zusammenzulaufen.
Wenn man von einer Mauer redet, dann ist das etwas untertrieben. Eben so wie Chinesen ein Haus bauen, wenn sie sagen sie bauen ein Tor (das Tor des himmlischen Friedens zum Beispiel ist ein Haus mit mehreren Toröffnungen unten, einem Balkon in der Mitte und einem Dach oben), so bauen sie eine ganze Stadt, wenn sie behaupten eine Mauer zu bauen.
Die chinesische Mauer besteht aus 43.721 Einzelobjekten und Standorten.
Zwischen den Mauerpassagen finden sich immer in Sichtweite Türme, Häuser, Treppen, Balkone usw.
Und die Mauer ist nicht leicht zu bezwingen. Wirkt sie auf den Fotos immer so geradlinig und einheitlich, so muss man feststellen, dass sie aus Treppen unterschiedlicher Höhe (von 5 cm bis 0,5 m) besteht, die durcheinander und hintereinander verbaut wurden. Teilweise werden so extreme Steigungen erschaffen die, erst wenn man an der Kante der ersten Stufe steht, durchblicken lassen, dass es weitere Stufen gibt und man nicht in einen Abgrund stürzt.
Wer eine gute Körperliche Konstitution besitzt ist hier klar im Vorteil.
不到长城非好汉 bù dào cháng chéng fēi hǎo hàn lautet ein bekanntes Sprichwort. Übersetzt so viel wie: “Wer noch nie an der Mauer war, ist kein guter Chinese” (oder Mensch oder Mann, je nach Übersetzung).
Die Mauer wurde im 7. Jahrhundert vor Christus gegen die Reitervölker im Norden errichtet. Anfangs noch als Erdwall und nicht als Steinmauer.
Ihre heutige Form verdanken wir dem Kaiser 弘治 hóng zhì aus der Ming Dynastie, der 1493 die Mauer zu einer gefestigten Steinmauer zum Schutz vor den Mongolen umbauen liess.
Lange Zeit hat sich das Gerücht gehalten, dass man die Mauer mit blossem Auge aus dem Weltall sehen könne. Das ist so nicht korrekt. Es wurde ein Foto aus der internationalen Raumstation ISS mit einem Teleobjektiv geschossen, auf dem man sie erkennen kann. Also erstens mit Hilfe eines Teleobjektivs, zweitens befindet sich die ISS nicht im Weltraum, sondern in einem sogenannten “Low Earth Orbit” , also zwischen 200 und 2000 km Höhe.
Hätte mich auch gewundert. Obwohl die Mauer lang ist, so ist sie nicht besonders breit. Wenn man sie aus dem Weltall sehen könnte, könnte man auch jedes normale Wohnhaus erkennen.
八达岭 bā dá lǐng oder 慕田峪 mù tián yù sind wohl die mit Abstand bekanntesten Mauerabschnitte, die man von Beijing aus besuchen kann.
Wir waren diesmal in 慕田峪 mù tián yù, ganz einfach aus dem Grund, dass man dort mit dem Bus hinkommt. (Wobei das auch schon wieder nicht ganz richtig ist. Den Rest der Strecke muss man sich auch einen Fahrer nehmen)
Hier gibt es eine Seilbahn zum hoch- bzw. runterfahren und es gibt eine Rodelbahn (nur zum runterfahren, logischerweise).
Egal für welchen Mauerabschnitt man sich auch entscheidet, man sollte früh aufstehen. Erstens ist es noch nicht so heiss, wenn man auf der Mauer herumklettert, zweitens sind noch nicht so viele Menschen da und drittens: es sind noch nicht so viele Menschen da.
Die Menschenmassen, die die Mauer besichtigen wollen, können einem sehr leicht die Stimmung versauen, also kommen sie lieber etwas früher.
Um nach 慕田峪 mù tián yù zu kommen nimmt man am besten den Bus. Von 东单 dōng dān die Linie 916 bis 怀柔北大街 huái róu běi dà jiē zum Besipiel. Es gibt die Linie 916 als normale Linie und als 916快车 kuài chē (also Expressbus). Dieser hält nicht an allen Haltestellen und ist wesentlich schneller am Ziel.
Aber Vorsicht ! Hier liegen bereits etliche Betrüger auf der Lauer und warten auf ahnungslose Touristen.
Dreistester Trick: eine Frau steht am Busbahnhof in Beijing und erzählt den Touristen, dass sie besser einen andern Bus zu einer bestimmten Station nehmen sollen.
Dann ruft sie ihre Kumpane an, die dann an besagter Station warten und für die Strecke ein vielfaches an Geld verlangen, da sie sehr viel weiter von der Mauer entfernt ist als die Station zu der man ursprünglich wollte.
Geradezu human sind dagegen die üblichen Betrüger, die an allen möglichen Haltestellen in die Busse schauen und wenn sie einen Ausländer entdecken sofort an der Haltestelle aufspringen und versuchen einen aus dem Bus zu holen, indem sie behaupten diese Station wäre viel besser, als die die noch kommt.
Da alle anderen Fahrer erst an der späteren Station warten und es weniger Konkurrenz gibt, haben sie natürlich die Möglichkeit den Fahrpreis zu erhöhen.
Aber auch wenn man an der Haltestelle 怀柔北大街 huái róu běi dà jiē angekommen ist, sollte man schlau verhandeln. Oder besser noch: einen chinesischen Freund verhandeln lassen.
Wir haben für eine Fahrt 60 RMB bezahlt (also 120 RMB hin und zurück). Wobei man auch hier wieder Pech haben kann und der Fahrer einem auf der Rückfahrt mehr Geld abverlangt, da man kein alternatives Verkehrsmittel zur Verfügung hat.
Aber nicht alle Fahrer sind so. Wir haben einen netten, jungen Mann gefunden, der uns für besagten Preis hingefahren und, nachdem wir ihn angerufen haben auch wieder abgeholt hat.
Ansonsten bleibt zu sagen: Gesehen haben sollte man die Mauer mal, aber öfter muss man hier definitiv nicht hin.
Zu weit, zu viele Menschen und vor allen Dingen zu viele Betrüger.
Und lang ist sie, da gibt es nichts. Nach neuesten Messungen weiss man, sie ist ca. 21.196,18 km lang.
Zum Vergleich: Der Äquatorumfang der Erde beträgt 40.075,017 km. Die chinesische Mauer ist also mehr als halb so lang wie die Strecke einmal um die Erde.
Auch die Mauer ist nach den Regeln der daoistischen Harmonielehre dem 风水 fēng shuǐ gebaut worden.
Das heisst, sie läuft nicht gerade, sondern windet sich bergauf, bergab, macht seltsame Windungen und teilt sich hier und da schon mal, um an anderer Stelle wieder zusammenzulaufen.
Wenn man von einer Mauer redet, dann ist das etwas untertrieben. Eben so wie Chinesen ein Haus bauen, wenn sie sagen sie bauen ein Tor (das Tor des himmlischen Friedens zum Beispiel ist ein Haus mit mehreren Toröffnungen unten, einem Balkon in der Mitte und einem Dach oben), so bauen sie eine ganze Stadt, wenn sie behaupten eine Mauer zu bauen.
Die chinesische Mauer besteht aus 43.721 Einzelobjekten und Standorten.
Zwischen den Mauerpassagen finden sich immer in Sichtweite Türme, Häuser, Treppen, Balkone usw.
Und die Mauer ist nicht leicht zu bezwingen. Wirkt sie auf den Fotos immer so geradlinig und einheitlich, so muss man feststellen, dass sie aus Treppen unterschiedlicher Höhe (von 5 cm bis 0,5 m) besteht, die durcheinander und hintereinander verbaut wurden. Teilweise werden so extreme Steigungen erschaffen die, erst wenn man an der Kante der ersten Stufe steht, durchblicken lassen, dass es weitere Stufen gibt und man nicht in einen Abgrund stürzt.
Wer eine gute Körperliche Konstitution besitzt ist hier klar im Vorteil.
不到长城非好汉 bù dào cháng chéng fēi hǎo hàn lautet ein bekanntes Sprichwort. Übersetzt so viel wie: “Wer noch nie an der Mauer war, ist kein guter Chinese” (oder Mensch oder Mann, je nach Übersetzung).
Die Mauer wurde im 7. Jahrhundert vor Christus gegen die Reitervölker im Norden errichtet. Anfangs noch als Erdwall und nicht als Steinmauer.
Ihre heutige Form verdanken wir dem Kaiser 弘治 hóng zhì aus der Ming Dynastie, der 1493 die Mauer zu einer gefestigten Steinmauer zum Schutz vor den Mongolen umbauen liess.
Lange Zeit hat sich das Gerücht gehalten, dass man die Mauer mit blossem Auge aus dem Weltall sehen könne. Das ist so nicht korrekt. Es wurde ein Foto aus der internationalen Raumstation ISS mit einem Teleobjektiv geschossen, auf dem man sie erkennen kann. Also erstens mit Hilfe eines Teleobjektivs, zweitens befindet sich die ISS nicht im Weltraum, sondern in einem sogenannten “Low Earth Orbit” , also zwischen 200 und 2000 km Höhe.
Hätte mich auch gewundert. Obwohl die Mauer lang ist, so ist sie nicht besonders breit. Wenn man sie aus dem Weltall sehen könnte, könnte man auch jedes normale Wohnhaus erkennen.
八达岭 bā dá lǐng oder 慕田峪 mù tián yù sind wohl die mit Abstand bekanntesten Mauerabschnitte, die man von Beijing aus besuchen kann.
Wir waren diesmal in 慕田峪 mù tián yù, ganz einfach aus dem Grund, dass man dort mit dem Bus hinkommt. (Wobei das auch schon wieder nicht ganz richtig ist. Den Rest der Strecke muss man sich auch einen Fahrer nehmen)
Hier gibt es eine Seilbahn zum hoch- bzw. runterfahren und es gibt eine Rodelbahn (nur zum runterfahren, logischerweise).
Egal für welchen Mauerabschnitt man sich auch entscheidet, man sollte früh aufstehen. Erstens ist es noch nicht so heiss, wenn man auf der Mauer herumklettert, zweitens sind noch nicht so viele Menschen da und drittens: es sind noch nicht so viele Menschen da.
Die Menschenmassen, die die Mauer besichtigen wollen, können einem sehr leicht die Stimmung versauen, also kommen sie lieber etwas früher.
Um nach 慕田峪 mù tián yù zu kommen nimmt man am besten den Bus. Von 东单 dōng dān die Linie 916 bis 怀柔北大街 huái róu běi dà jiē zum Besipiel. Es gibt die Linie 916 als normale Linie und als 916快车 kuài chē (also Expressbus). Dieser hält nicht an allen Haltestellen und ist wesentlich schneller am Ziel.
Aber Vorsicht ! Hier liegen bereits etliche Betrüger auf der Lauer und warten auf ahnungslose Touristen.
Dreistester Trick: eine Frau steht am Busbahnhof in Beijing und erzählt den Touristen, dass sie besser einen andern Bus zu einer bestimmten Station nehmen sollen.
Dann ruft sie ihre Kumpane an, die dann an besagter Station warten und für die Strecke ein vielfaches an Geld verlangen, da sie sehr viel weiter von der Mauer entfernt ist als die Station zu der man ursprünglich wollte.
Geradezu human sind dagegen die üblichen Betrüger, die an allen möglichen Haltestellen in die Busse schauen und wenn sie einen Ausländer entdecken sofort an der Haltestelle aufspringen und versuchen einen aus dem Bus zu holen, indem sie behaupten diese Station wäre viel besser, als die die noch kommt.
Da alle anderen Fahrer erst an der späteren Station warten und es weniger Konkurrenz gibt, haben sie natürlich die Möglichkeit den Fahrpreis zu erhöhen.
Aber auch wenn man an der Haltestelle 怀柔北大街 huái róu běi dà jiē angekommen ist, sollte man schlau verhandeln. Oder besser noch: einen chinesischen Freund verhandeln lassen.
Wir haben für eine Fahrt 60 RMB bezahlt (also 120 RMB hin und zurück). Wobei man auch hier wieder Pech haben kann und der Fahrer einem auf der Rückfahrt mehr Geld abverlangt, da man kein alternatives Verkehrsmittel zur Verfügung hat.
Aber nicht alle Fahrer sind so. Wir haben einen netten, jungen Mann gefunden, der uns für besagten Preis hingefahren und, nachdem wir ihn angerufen haben auch wieder abgeholt hat.
Ansonsten bleibt zu sagen: Gesehen haben sollte man die Mauer mal, aber öfter muss man hier definitiv nicht hin.
Zu weit, zu viele Menschen und vor allen Dingen zu viele Betrüger.
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China Blog am : Das Prinzip der Mauer
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Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Mauern, wie in Beijing.Als ich 2010 bis 2012 das erste Mal in Beijing gelebt habe, wohnte ich mal hier, mal dort, so wie es sich halt ergeben hat. Mal in Hotels, mal mit anderen Chinesisch-Studenten in einer Kommentar (1)
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