Ein Gefäss gegen das Böse
Des öfteren kann man kleinere oder grössere, getrocknete Früchte sehen, die man in China als Verzierung bzw. Glücksbringer an allen möglichen und unmöglichen Orten aufstellt oder -hängt.
Auf der Fensterbank, am Rückspiegel im Auto, als Mini-Anhänger am Handy, an den Gittern vor dem Balkon, und auch an der Rückenlehne eines Rollstuhls habe ich sie schon gesehen.
Zeit also, sich einmal schlau zu machen, was es denn damit eigentlich auf sich hat.
Und es stellt sich mal wieder heraus, dass das gar nicht so einfach ist, denn es gibt mehr als eine Erklärung und etliche Geschichten zu diesem Gewächs.
Also fangen wir erst einmal ganz von vorne an:
Es handelt sich um den Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) in China 葫芦 hú lú genannt. Ein Gewächs von dem man annimmt, dass es vor Urzeiten einmal aus Afrika kam und das zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt zählt.
Die Frucht des Flaschenkürbis ist durchaus essbar, allerdings nicht alle Varianten.
Die einen eignen sich als Lebensmittel, die meisten anderen allerdings nicht.
Aber die Frucht hat andere Eigenschaften, die sich die Menschen schon früh zu eigen gemacht haben.
Wenn die Frucht, die mit ihren zwei bauchigen Wölbungen einer Birne nicht ganz unähnlich ist, eine Gewisse Grösse erreicht hat und man sie von oben nach unten in zwei Hälften teilt und trocknen lässt, erhält man zwei natürliche Schöpfkellen. Diese sind früher für Reis oder Wasser genutzt worden.
Bei einigen Exemplaren sind die bauchigen Auswölbungen allerdings gleich gross, dann erinnert die Form nicht mehr so sehr an eine Birne.
Man kann natürlich auch einfach ein Stück oben am Kürbis entfernen und ihn als Gefäss für Flüssigkeiten benutzen, wie eine Flasche. Und genau das hat man in China früher auch getan.
Es gibt auch ein Musikinstrument, das aus der Kürbisfrucht hergestellt wird. Es handelt sich um die 葫芦丝 hú lú sī, eine Mundorgel, bei der der Kürbis als Resonanzkörper dient, in den mehrere Bambusrohre als Flöten eingesteckt sind.
Verwandtes Instrument ist die 笙 shēng, die als ältester Vorläufer der Harmonikainstrumente gilt.
Der Strassensnack 冰糖葫芦 bīng táng hú lú, über den ich im Artikel Wintersnacks berichtet habe, hat seinen Namen übrigens auch vom Flaschenkürbis.
Zwar besteht er aus der Frucht des Weißdorns, aber die aufgereihten Früchte erinnern an die bauchigen Wölbungen des Kürbis.
Und auch die Zucchini ist auf Grund ihres Aussehens nach ihm benannt. 西葫芦 xī hú lú heißt Zucchini. 西 xī, im Chinesischen eigentlich West, steht hier für weit weg. Einige Lebensmittel, die nicht ursprünglich aus China kommen werden so benannt. Als Beispiel: 西红柿 xī hóng shì für die Tomate.
Aber kommen wir zurück zum Flaschenkürbis: Seine erste Silbe (葫 hú) wird ähnlich ausgesprochen wie 护 hù (beschützen), weshalb man ihm eine Schutzwirkung gegen Böses und negtive Einflüsse nachsagt.
Da er oft wie eine acht geformt ist, bekommt er gleichzeitig die positiven Glückseigenschaften, die man dieser Zahl nachsagt.
Die acht steht für Glück und Reichtum.
Im Daoismus symbolisiert der Flaschenkürbis Himmel und Erde, Makro- und Mikrokosmos.
Es gibt eine sehr komplexe Symbolik anhand der Trigramme aus dem Buch der Wandlungen (易经 yì jīng), über das ich im Artikel Alles in Bewegung berichtet habe.
Der Kürbis ist bauchig und der Bauch enspricht dem Trigramm ☷ 坤 kūn, welches für Weiblichkeit, Erde und Mutter steht.
Damit aus dem Flaschenkürbis ein Behälter wird, braucht er eine Öffnung. Diese Öffnung wird auch Mund genannt. Mund wiederum entspricht dem Trigramm ☱ 兌 duì.
Für die Liebhaber des 风水 fēngshuǐ (der daoistischen Harmonielehre) unter Ihnen dürften diese Begriffe Sinn ergeben. Um es vereinfacht zusammenzufassen: Man kann die Frucht, mit Hilfe dieser Weisheiten in seinem zu Hause oder sonst wo platzieren, um negativen Schwingungen entgegenzuwirken.
Ich bin auf diesem Gebiet völlig unerfahren und überlasse solche Dinge lieber Leuten die sich damit auskennen. (damit meine ich Chinesen, die sich mit all den dazugehörigen Fachgebieten schon einmal auseinandergesetzt haben und nicht die Fengshui-Hausfrauenkursleiterin aus der deutschen Vorstadt. )
Da die Kürbisfrucht den Ruf hat negative Energien fernzuhalten, findet man sie auch des öfteren in alten Erzählungen.
Es wird behauptet, sie sauge alles Negative in sich auf und hielte es fest.
So auch in den alten Erzählungen, in denen damit böse Geister eingefangen werden.
In vielen Geschichten taucht diese Frucht wieder auf und vielen Gestalten aus Legenden wird nachgesagt, dass sie dieses Gefäss benutzt haben.
李铁拐 Lǐ tiě guǎi, ein daoistischer Unsterblicher der, nachdem er seinen Körper verlassen hatte und dieser verbrannt worden war, den Körper eines verkrüppelten, toten Bettlers annahm, soll den Kürbis als Behälter für alle mögliche Medizin der Welt gebraucht haben und er wird oft mit ihm dargestellt.
Ebenso wie 太上老君 tài shàng lǎo jūn, einer der drei Reinen, der höchsten Götter der daoistischen Hierarchie.
Des weiteren gilt der Flaschenkürbis als Symbol für Reichtum und es gibt aufwendig geschmückte und mit allerlei Gold, Perlen und Jade verzierte Exemplare zu kaufen.
Wenn sie also einmal nach China kommen und einen dieser Kürbisse zu Gesicht bekommen wissen Sie: Es ist mehr als nur ein einfacher Glücksbringer.
Auf der Fensterbank, am Rückspiegel im Auto, als Mini-Anhänger am Handy, an den Gittern vor dem Balkon, und auch an der Rückenlehne eines Rollstuhls habe ich sie schon gesehen.
Zeit also, sich einmal schlau zu machen, was es denn damit eigentlich auf sich hat.
Und es stellt sich mal wieder heraus, dass das gar nicht so einfach ist, denn es gibt mehr als eine Erklärung und etliche Geschichten zu diesem Gewächs.
Also fangen wir erst einmal ganz von vorne an:
Es handelt sich um den Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) in China 葫芦 hú lú genannt. Ein Gewächs von dem man annimmt, dass es vor Urzeiten einmal aus Afrika kam und das zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt zählt.
Die Frucht des Flaschenkürbis ist durchaus essbar, allerdings nicht alle Varianten.
Die einen eignen sich als Lebensmittel, die meisten anderen allerdings nicht.
Aber die Frucht hat andere Eigenschaften, die sich die Menschen schon früh zu eigen gemacht haben.
Wenn die Frucht, die mit ihren zwei bauchigen Wölbungen einer Birne nicht ganz unähnlich ist, eine Gewisse Grösse erreicht hat und man sie von oben nach unten in zwei Hälften teilt und trocknen lässt, erhält man zwei natürliche Schöpfkellen. Diese sind früher für Reis oder Wasser genutzt worden.
Bei einigen Exemplaren sind die bauchigen Auswölbungen allerdings gleich gross, dann erinnert die Form nicht mehr so sehr an eine Birne.
Man kann natürlich auch einfach ein Stück oben am Kürbis entfernen und ihn als Gefäss für Flüssigkeiten benutzen, wie eine Flasche. Und genau das hat man in China früher auch getan.
Es gibt auch ein Musikinstrument, das aus der Kürbisfrucht hergestellt wird. Es handelt sich um die 葫芦丝 hú lú sī, eine Mundorgel, bei der der Kürbis als Resonanzkörper dient, in den mehrere Bambusrohre als Flöten eingesteckt sind.
Verwandtes Instrument ist die 笙 shēng, die als ältester Vorläufer der Harmonikainstrumente gilt.
Der Strassensnack 冰糖葫芦 bīng táng hú lú, über den ich im Artikel Wintersnacks berichtet habe, hat seinen Namen übrigens auch vom Flaschenkürbis.
Zwar besteht er aus der Frucht des Weißdorns, aber die aufgereihten Früchte erinnern an die bauchigen Wölbungen des Kürbis.
Und auch die Zucchini ist auf Grund ihres Aussehens nach ihm benannt. 西葫芦 xī hú lú heißt Zucchini. 西 xī, im Chinesischen eigentlich West, steht hier für weit weg. Einige Lebensmittel, die nicht ursprünglich aus China kommen werden so benannt. Als Beispiel: 西红柿 xī hóng shì für die Tomate.
Aber kommen wir zurück zum Flaschenkürbis: Seine erste Silbe (葫 hú) wird ähnlich ausgesprochen wie 护 hù (beschützen), weshalb man ihm eine Schutzwirkung gegen Böses und negtive Einflüsse nachsagt.
Da er oft wie eine acht geformt ist, bekommt er gleichzeitig die positiven Glückseigenschaften, die man dieser Zahl nachsagt.
Die acht steht für Glück und Reichtum.
Im Daoismus symbolisiert der Flaschenkürbis Himmel und Erde, Makro- und Mikrokosmos.
Es gibt eine sehr komplexe Symbolik anhand der Trigramme aus dem Buch der Wandlungen (易经 yì jīng), über das ich im Artikel Alles in Bewegung berichtet habe.
Der Kürbis ist bauchig und der Bauch enspricht dem Trigramm ☷ 坤 kūn, welches für Weiblichkeit, Erde und Mutter steht.
Damit aus dem Flaschenkürbis ein Behälter wird, braucht er eine Öffnung. Diese Öffnung wird auch Mund genannt. Mund wiederum entspricht dem Trigramm ☱ 兌 duì.
Für die Liebhaber des 风水 fēngshuǐ (der daoistischen Harmonielehre) unter Ihnen dürften diese Begriffe Sinn ergeben. Um es vereinfacht zusammenzufassen: Man kann die Frucht, mit Hilfe dieser Weisheiten in seinem zu Hause oder sonst wo platzieren, um negativen Schwingungen entgegenzuwirken.
Ich bin auf diesem Gebiet völlig unerfahren und überlasse solche Dinge lieber Leuten die sich damit auskennen. (damit meine ich Chinesen, die sich mit all den dazugehörigen Fachgebieten schon einmal auseinandergesetzt haben und nicht die Fengshui-Hausfrauenkursleiterin aus der deutschen Vorstadt. )
Da die Kürbisfrucht den Ruf hat negative Energien fernzuhalten, findet man sie auch des öfteren in alten Erzählungen.
Es wird behauptet, sie sauge alles Negative in sich auf und hielte es fest.
So auch in den alten Erzählungen, in denen damit böse Geister eingefangen werden.
In vielen Geschichten taucht diese Frucht wieder auf und vielen Gestalten aus Legenden wird nachgesagt, dass sie dieses Gefäss benutzt haben.
李铁拐 Lǐ tiě guǎi, ein daoistischer Unsterblicher der, nachdem er seinen Körper verlassen hatte und dieser verbrannt worden war, den Körper eines verkrüppelten, toten Bettlers annahm, soll den Kürbis als Behälter für alle mögliche Medizin der Welt gebraucht haben und er wird oft mit ihm dargestellt.
Ebenso wie 太上老君 tài shàng lǎo jūn, einer der drei Reinen, der höchsten Götter der daoistischen Hierarchie.
Des weiteren gilt der Flaschenkürbis als Symbol für Reichtum und es gibt aufwendig geschmückte und mit allerlei Gold, Perlen und Jade verzierte Exemplare zu kaufen.
Wenn sie also einmal nach China kommen und einen dieser Kürbisse zu Gesicht bekommen wissen Sie: Es ist mehr als nur ein einfacher Glücksbringer.
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