Frühling und Tod
Die Kirschblüte im 玉渊潭公园 yù yuān tán Park
Diese Idee haben gefühlt weitere 10 Millionen Menschen dieses Wochenende auch gehabt.
In besagtem Park, der für seine Kirschbäume berühmt ist, sieht man mehr Menschen als Kirschblüten.
Ein Umstand, an den man sich in China gewöhnen sollte. Es gibt einfach unglaublich viele Menschen hier.
Man sieht junge Familien, die ihren Nachwuchs auf dem neu gekauften Fahrrad durch die Menschenmassen schieben, etliche Grüppchen von Leuten die Snacks essend und lautstark diskutierend auf dem Gehweg stehen und viele junge Mädchen, die mit einem Kranz aus Plastikblüten auf dem Kopf und teilweise sehr aufdringlichem Lippenstift die Wangen aufpusten oder Kussmünder üben für den Selfie Marathon mit Kirschblüten-Hintergrundmotiv.
Wohin man auch blickt, überall kleine Stände die ihre Waren an den Mann / die Frau bringen wollen.
Es gibt Essen und Plastik-Schnickschnack überall. Spielzeuge für die Kleinen, besagte Kränze aus Plastikblumen, es wird chinesisches Porzellan angeboten und es gibt Snackbuden so weit das Auge reicht.
Man meint man wäre in einem Kaufhaus und nicht in einem Park.
Aber die Kirschblüte ist dann doch ganz schön und man freut sich dass man draussen gewesen ist, an der frischen Luft.
Dieses Wochenende war etwas länger. Einen Tag länger um genau zu sein.
Denn diesen Montag war das sogenannte 清明节 qīng míng jié. Ein Fest, an dem den Verstorbenen gedacht wird.
In China besucht man die Familiengräber genau an diesem Tag. Den Rest des Jahres lässt man die Toten in Ruhe.
Das qīng míng Fest ist fester Bestandteil der chinesischen Tradition und hat bis heute eine grosse Bedeutung.
Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass man hier seinen Status, den man in der Familie innehat demonstrieren kann.
Dem aktuellen Familienoberhaupt, in der Regel der älteste Sohn, obliegt es sich um die Grabpflege und Opfergaben an diesem Tag zu kümmern.
Es ist ein Posten der unmissverständlich klarmacht, wer in der Familie den Ton angibt und es kann hier und da schon mal zu Streitereien deshalb kommen.
Zum qīng míng Fest geht man, wie gesagt, zum Grab und säubert es. Man legt Opfergaben nieder, in der Regel Essen, Schnaps und Räucherstäbchen und man verbrennt Geld.
Man verbrennt natürlich kein richtiges Geld, sondern extra dafür hergestelltes Papiergeld.
Ursprünglich waren es aus Papier gestanzte Münzen, wie man auf dem Bild sehen kann: Aus dem gelben und dem grauen Bündel Papier sind die klassischen, alten chinesischen Münzen mit der rautenförmigen Aussparung in der Mitte herausgestanzt.
Daneben gibt es die moderne Alternative: Das Papiergeld, das teilweise sehr echt wirkt.
Auch hier gibt es eine ursprüngliche Version, die ganz deutlich vom normalen Geld zu unterscheiden ist.
Oft steht etwas wie Unterweltbank oder ähnliches darauf.
Es gibt inzwischen allerdings auch Scheine die genau so aussehen wie die echten Scheine.
Das Geld wird bei den Opfergaben am Grab verbrannt, oder alle die keine Zeit haben das Grab zu besuchen, können das Geld auf einer Strassenkreuzung verbrennen.
Man schreibt die Adresse darauf, bevor man es anzündet, so ist gewährleistet, dass es mit Hilfe des Verkehrs zum entsprechenden Empfänger kommt.
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China Blog am : Wozu brauchen Tote Geld ?
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Links das Totengeld, rechts die echten Geldscheine. Zum verwechseln ähnlich.Es gibt einige Zeitpunkte, zu denen man den Toten gedenkt und ihnen Opfergaben in Form von Speisen bzw. speziell gedrucktem Totengeld darbringt. Zum Frühlingsfest (春节 chūn jié), Kommentar (1)
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