Trinken, rauchen, essen
Das Tor des Himmlischen Friedens (天安门 Tiān’ānmén) nachgebaut in Lego. Gefunden in einem Spieleparadies in einem grossen Einkaufszentrum.
Trinkgewohnheiten zum Beispiel. Man trinkt, wenn man Bier, Wein oder Schnaps trinkt nicht einfach wenn einem danach ist, sondern erst nachdem man mit den anderen am Tisch angestossen hat.
So ist jeder einmal der Initiator dafür einen Schluck zu nehmen oder das Glas ganz zu leeren. Das kommt ganz darauf an.
Der chinesische Trinkspruch 干杯 gānbēi, der oft mit “Prost” übersetzt wird, heisst übersetzt so viel wie “mach Dein Glas leer”, es ist also eine Aufforderung zum ex-trinken.干 gān bedeutet “trocken” und 杯 bēi steht für “Tasse” oder “Glas”.
Viele Gebäude in Beijing scheinen nach den gleichen Plänen gebaut zu werden, so sehen viele gleich oder ähnlich aus.
Oft versuchen Chinesen auch herauszufinden wie viel man als Deutscher verträgt und wird immer wieder zum trinken animiert.
Es ist immer wieder interessant zu beobachten was alles bemüht wird um eine Trinkrunde einzuleiten. Wer zu spät kommt muss auf jeden Fall erst einmal ein Glas auf ex trinken.
Es tut mir immer wieder in der Seele weh, wenn man sich zur Feier des Tages ein Glas guten importierten, französischen Rotwein gegönnt hat und diesen jetzt ohne Sinn und Verstand einfach mal austrinken muss ohne ihn richtig geniessen zu können.
Erinnert mich ein wenig an die Bundeswehrzeiten. Ich kam einmal eine Stunde zu spät zum abendlichen Trinkgelage. Die Kameraden hatten aber in weiser Voraussicht bereits die gleiche Menge an Bieren, die sie bereits getrunken hatten für mich in einer Reihe aufgestellt, die ich dann innerhalb kürzester Zeit unter dem Beifall aller Anwesenden austrinken musste.
Es ist verboten mit dem Pferdekarren auf den Autobahnring zu fahren. Ein Schild, das man in einer Millionenmetropole eigentlich nicht erwarten würde.
In China sind diese Trinkrituale tatsächlich an der Tagesordnung, egal wie alt man ist oder in welcher Gesellschaft man sich gerade befindet. Ausnahmen gibt es nur wenige. Selbst Geschäftsessen enden oft in einer Alkoholschlacht.
Meine damalige Chinesischlehrerin erzählte mir, dass man in China davon ausgeht, dass jemand der mit einem Alkohol trinkt nichts zu verbergen hat und es sich leisten kann ein wenig die Kontrolle zu verlieren. Angeblich machen Chinesen auch deshalb gerne mit Deutschen Geschäfte, da diese in der Regel recht trinkfest sind. Ob da wirklich etwas dran ist kann ich nicht beurteilen, aber es ist eine schöne Geschichte.
So wie man nicht alleine trinkt, so raucht man auch nicht alleine. Wenn irgend Jemand zum rauchen nach draussen geht (inzwischen muss man auch in China vor die Türe zum rauchen), dann animiert er alle anderen dazu mitzukommen.
Eine bekannte chinesische Zigarettenmarke ist nach dem Regierungsbezirk (中南海 zhōng nán hǎi) in Beijing benannt.
Es gibt Zigaretten in allen Preisklassen und für spezielle Anlässe auch sehr hochpreisige.
Zigaretten werden auch gerne als Geschenk oder als Bestechungsmittel eingesetzt. Hierfür gibt es recht teure Marken die man kaufen kann.
Für Hochzeiten gibt es extra Hochzeitszigaretten, die der Bräutigam unter den Gästen verteilen kann. Manchmal liegt die, mit dem chinesischen Hochzeitszeichen geschmückte Packung bereits auf jedem zweiten Platz am Esstisch bereit.
Das sind alles Dinge, die neu sind, wenn man als Ausländer nach China kommt.
Es gibt natürlich auch Dinge, die man vermisst. Wenn man selber Essen zubereiten möchte zum Beispiel.
Bis heute habe ich noch nichts vergleichbares zu Quark gefunden. Es gibt Joghurt, eine Art Buttermilch und anderes, aber irgendwie keinen Quark.
Und noch eine Sache: Wer mal gerne etwas westliches kochen wollte und zum abbinden der Bratensosse nach Tomatenmark gesucht hat, wird sich nach endloser Suche irgendwann in ein Spezialitätengeschäft begeben haben um Tomatenmark zu kaufen.
Selbst wenn man versucht seinen chinesischen Freunden klar zu machen was man braucht, ist es recht schwierig.
Für Chinesen sind Tomatenmark und Ketchup ein und das selbe. Ich habe im Wörterbuch nachgesehen und festgestellt, dass es ein Wort für Tomatenmark gibt. Es heisst 番茄果肉 fānqiéguǒròu. Aber das heisst wörtlich übersetzt nichts anderes als Tomaten-Fruchtfleisch und sagt nichts darüber aus, dass man eine konzentrierte Paste haben möchte.
Somit übersetzt man Tomatenmark im Alltag besser mit 番茄酱 fānqiéjiàng, was Tomatenpaste bedeutet. Diese Übersetzung ist recht treffend, wird aber bereits für Ketchup benutzt und der ist ja bekanntlich kein Tomatenmark. Alleine deshalb schon nicht, da er extrem gesüsst ist. Ein anderes Wort für Ketchup ist 番茄沙司 fānqié shāsī. Aber auch das bezeichnet Ketchup und nicht Tomatenmark.
Einziger Ausweg: Auf ins Spezialitätengeschäft und diese exotische Zutat dort kaufen.
Ich bin mir gar nicht sicher, was sie hier eigentlich auf die Pizza schmieren. Also jetzt nicht die Grosskonzerne, die ihre Zutaten eh importieren, sondern die kleinen Pizzaläden. Ist gut möglich, dass es tatsächlich Ketchup ist.
Chinesische Pizza schmeckt aber eh nicht so wie man Pizza gewohnt ist. Nicht wie italienische (natürlich nicht) aber auch nicht wie amerikanische. Der Teig schmeckt irgendwie anders. Aber wer in China Pizza essen geht ist meines Erachtens eh selber schuld. China hat weiss Gott genug Gerichte zu bieten, da braucht man keine Pizza.
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China Blog am : Ein wenig Heimat
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Jenny Lou’s (婕妮璐) ein Supermarkt für westliche ProdukteWer in Beijing Heimweh verspüren sollte, oder einfach mal zu Hause etwas deutsches oder europäisches kochen möchte, so wie ich, der braucht die entsprechenden Zutaten aus der Heimat. Und die gi Kommentar (1)
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