Alles wieder anders in Shanghai
Schwertkampf, eine Art des Tai Chi (太极拳, Tàijí Quán) im Park
Shanghai ist angenehmer, da es ein paar Grad wärmer ist. Überhaupt sinkt die Temperatur hier selten unter Null Grad Celsius.
Ich bin schon einmal in Shanghai gewesen, allerdings ist das sehr lange her. Damals war ich Tourist und hatte noch überhaupt keine Chinesischerfahrungen, weder sprachlich, noch kulturell.
Das Erste das mir diesmal aufgefallen ist: Alles ist sehr westlich. Es ist fast wie ein Urlaub in Europa oder Amerika.
Das hat mich schon sehr stutzig gemacht. Shanghai und Beijing verbindet eine Hassliebe ähnlich wie Düsseldorf und Köln.
Es gibt das Vorurteil bei den Bürgern von Beijing dass die Leute in Shanghai ihre eigene Kultur verraten würden und alle gerne lieber “Westler” (also wie die Leute aus Europa oder Amerika) wären.
Ein Funke Wahrheit ist mit Sicherheit schon dran. Mir sind ein paar seltsame Dinge aufgefallen:
Als ich in der Firma eine chinesische Kollegin fragte, wo man denn gut essen könnte sagte sie, dass sie normalerweise zu Starbucks gehe, chinesische Restaurants kenne sie hier keine.
So weit kommt das noch! Ich ziehe doch nicht nach China um bei Starbucks essen zu gehen. Auf gar keinen Fall. Und schon gar nicht, wenn es in der Strasse in der sich die Firma befindet ein unüberschaubares Angebot an chinesischen Restaurants und Strassenständen gibt.
Das hat mich schon sehr gewundert.
Der zweite Vorfall betraf auch wieder das Essen: Es war nicht viel Zeit zum essen, also haben wir etwas bestellt.
Ich wurde gefragt, ob ich irgendwelche Vorlieben hätte und habe einfach “chinesisch” gesagt.
Das Essen, das dann kam war ein echter Schock für mich. Es hat genau so geschmeckt, wie beim Chinesen in Deutschland.
Das Essen, von dem ich allen meinen Freunden in Deutschland immer wieder abgeraten habe, weil es so absolut untypisch chinesisch ist dass man es eher als europäische, denn als chinesische Küche bezeichnen könnte.
Genau dieses Essen bekam ich jetzt in Shanghai vorgesetzt. Irgendwas süß/sauer mit Reis, hat eigentlich nur der Glückskeks gefehlt.
Ganz ehrlich: Essen spielt für mich eine zentrale Rolle, gerade auch beim Umgang mit unterschiedlichen Kulturen.
Tiefer ins Herz hätte Shanghai mich gar nicht treffen können, nicht einmal wenn Mickey Maus Oberbürgermeister wäre.
Aber bleiben wir ehrlich: Ich bin nur für kurze Zeit hier und bekomme natürlich nur einen sehr kleinen Ausschnitt mit.
Aber das Offensichtliche lässt sich nun mal nicht einfach verleugnen und hat mich schon sehr verstört.
Als Vergleich fällt mir Hong Kong ein. Auch hier werden mehrere Kulturen gleichzeitig gelebt, allerdings scheint die Symbiose besser zu funktionieren.
Kein Einwohner von Hong Kong würde jemals auf die Idee kommen das lokale kulinarische Angebot zu verschmähen.
Ganz im Gegenteil: Hong Kong ist berühmt für seine Küche. Und das zu Recht.
Gerade ein Volk wie das chinesische, das sich sehr über das Essen definiert und alle wichtigen Geschäfte und sonstigen Dinge beim Essen regelt, sollte stolz auf seine regional unterschiedlichen Gerichte sein und nicht in amerikanischen Fastfood-Ketten essen gehen oder sich ein schlecht gemachtes Baguette-Imitat zum Frühstück bestellen.
Aber Shanghai scheint tatsächlich anders zu sein. Das fällt schon auf, wenn man unterwegs ist. Jeder spricht Englisch. Es ist überhaupt nicht notwendig Chinesisch zu können. Erinnert mich irgendwie an Mallorca. Jeder spricht Deutsch und man bekommt Schnitzel mit Pommes.
Na ja, gut. jeder so wie er will...
Ich bin nächste Woche wieder da und werde mich mal etwas genauer umsehen. Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht.
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Auch in Shanghai gibt es einen SOHO Distrikt.Inzwischen bin ich immer öfter unterwegs, fliege mal hierhin, mal dorthin. Diese Woche bin ich wieder einmal beruflich in Shanghai. Das gibt mir wieder einmal Gelegenheit, die Unterschiede zwischen Shanghai u Kommentar (1)
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